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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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II. Abschn. Von denen verschiedenen
schwemmung angeleget, die endlich zu Stein gewor-
den ist. Beydes, sowohl der Letten, als die nach-
herige Steinart, haben das Wasser von dem zwey-
ten Meeresgrunde nicht durchseigen lassen, und dahero
ist also die Versteinerung der Schnecken in dem zwey-
ten Meeresgrunde entstanden.

Jedoch es wird nicht undienlich seyn, mehrere
Beyspiele anzuführen. Da man in Amsterdam bey Er-
bauung großer und wichtiger Gebäude, wegen der
Nähe des Meeres und der schlechten Beschaffenheit
des Bodens einen sehr tiefen Grund, und gemeinig-
lich noch auf einen Rost oder Pfähle legen muß; so
hat man bey solchen Gelegenheiten einigemahl bis
zweyhundert und fünf und dreyßig Fuß tief in den
Erdboden eingegraben. Man hat alsdenn eben so
verschiedene und abwechselnde Erdlagen und Schich-
ten gefunden, unter welchen zweymahl ein gewesener
Meeresgrund mit Schnecken und Muscheln sich gezei-
get hat; und eben so oft ist ein schwarzes Erdreich be-
merket worden, welches ehedem wahrscheinlich die be-
wohnte Oberfläche des Erdcörpers gewesen ist.

Die Mansfeldischen Bergwerksgruben, aus wel-
chen man kupferhaltige Schiefern fördert, werden alle
in Flötzgebirge abgeteufet, als aus welchen die ganze
dasige Gegend bestehet. Bey Gelegenheit, die dasi-
gen Schächte einzuschlagen, findet man gleichfalls ei-
ne Menge von sehr verschiedenen Lagen und Schich-
ten; jedoch sind dieselben größtentheils von Steinar-
ten, wie es der Natur aller Flötzgebirge gemäß ist.
Jch will aus denen Nachrichten von der Beschaffen-

heit

II. Abſchn. Von denen verſchiedenen
ſchwemmung angeleget, die endlich zu Stein gewor-
den iſt. Beydes, ſowohl der Letten, als die nach-
herige Steinart, haben das Waſſer von dem zwey-
ten Meeresgrunde nicht durchſeigen laſſen, und dahero
iſt alſo die Verſteinerung der Schnecken in dem zwey-
ten Meeresgrunde entſtanden.

Jedoch es wird nicht undienlich ſeyn, mehrere
Beyſpiele anzufuͤhren. Da man in Amſterdam bey Er-
bauung großer und wichtiger Gebaͤude, wegen der
Naͤhe des Meeres und der ſchlechten Beſchaffenheit
des Bodens einen ſehr tiefen Grund, und gemeinig-
lich noch auf einen Roſt oder Pfaͤhle legen muß; ſo
hat man bey ſolchen Gelegenheiten einigemahl bis
zweyhundert und fuͤnf und dreyßig Fuß tief in den
Erdboden eingegraben. Man hat alsdenn eben ſo
verſchiedene und abwechſelnde Erdlagen und Schich-
ten gefunden, unter welchen zweymahl ein geweſener
Meeresgrund mit Schnecken und Muſcheln ſich gezei-
get hat; und eben ſo oft iſt ein ſchwarzes Erdreich be-
merket worden, welches ehedem wahrſcheinlich die be-
wohnte Oberflaͤche des Erdcoͤrpers geweſen iſt.

Die Mansfeldiſchen Bergwerksgruben, aus wel-
chen man kupferhaltige Schiefern foͤrdert, werden alle
in Floͤtzgebirge abgeteufet, als aus welchen die ganze
daſige Gegend beſtehet. Bey Gelegenheit, die daſi-
gen Schaͤchte einzuſchlagen, findet man gleichfalls ei-
ne Menge von ſehr verſchiedenen Lagen und Schich-
ten; jedoch ſind dieſelben groͤßtentheils von Steinar-
ten, wie es der Natur aller Floͤtzgebirge gemaͤß iſt.
Jch will aus denen Nachrichten von der Beſchaffen-

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[82/0110] II. Abſchn. Von denen verſchiedenen ſchwemmung angeleget, die endlich zu Stein gewor- den iſt. Beydes, ſowohl der Letten, als die nach- herige Steinart, haben das Waſſer von dem zwey- ten Meeresgrunde nicht durchſeigen laſſen, und dahero iſt alſo die Verſteinerung der Schnecken in dem zwey- ten Meeresgrunde entſtanden. Jedoch es wird nicht undienlich ſeyn, mehrere Beyſpiele anzufuͤhren. Da man in Amſterdam bey Er- bauung großer und wichtiger Gebaͤude, wegen der Naͤhe des Meeres und der ſchlechten Beſchaffenheit des Bodens einen ſehr tiefen Grund, und gemeinig- lich noch auf einen Roſt oder Pfaͤhle legen muß; ſo hat man bey ſolchen Gelegenheiten einigemahl bis zweyhundert und fuͤnf und dreyßig Fuß tief in den Erdboden eingegraben. Man hat alsdenn eben ſo verſchiedene und abwechſelnde Erdlagen und Schich- ten gefunden, unter welchen zweymahl ein geweſener Meeresgrund mit Schnecken und Muſcheln ſich gezei- get hat; und eben ſo oft iſt ein ſchwarzes Erdreich be- merket worden, welches ehedem wahrſcheinlich die be- wohnte Oberflaͤche des Erdcoͤrpers geweſen iſt. Die Mansfeldiſchen Bergwerksgruben, aus wel- chen man kupferhaltige Schiefern foͤrdert, werden alle in Floͤtzgebirge abgeteufet, als aus welchen die ganze daſige Gegend beſtehet. Bey Gelegenheit, die daſi- gen Schaͤchte einzuſchlagen, findet man gleichfalls ei- ne Menge von ſehr verſchiedenen Lagen und Schich- ten; jedoch ſind dieſelben groͤßtentheils von Steinar- ten, wie es der Natur aller Floͤtzgebirge gemaͤß iſt. Jch will aus denen Nachrichten von der Beſchaffen- heit

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/110>, abgerufen am 24.11.2024.