Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.
II. Abschn. Von denen verschiedenen Oberfläche desselben gewesen ist o). Denn nachdemdas jetzige feste und trockene Erdreich den Grund des Meeres abgegeben, auch sonst viele große Ueberschwem- mungen erlitten hatte; so wurde dasselbe wiederum von Menschen cultiviret und bewohnet, als wodurch und durch die Erde von verfaulten Pflanzengewächsen allein ein schwarzes fruchtbares Erdreich entstehen kann. Nachherige große Ueberschwemmungen ha- ben alsdenn die bewohnte Oberfläche verwüstet, das feste und trockene Land noch einmahl zu dem Grun- de des Meeres gemacht, und endlich nach einem großen Zeitraume einer abermahligen Bewohnung und Bevölkerung des jetzigen festen Landes Platz ge- lassen. Jch führe dieses alles hier nur vorläufig an. Jn denen folgenden Abschnitten aber werden sich o) Als ich im Jahr 1757 auf Befehl Sr. Königlichen Ma-
jestät in Dänemark die Möglichkeit des Anbaues der Jütländischen Heiden untersuchte, und zehn bis zwölf Fuß tief in den Erdboden eingraben ließ, um Mergel und andere Erdarten zu Verbesserung der Oberfläche zu finden; so zeigete sich allenthalben an einigen Or- then zwey Fuß tief, an andern Orthen drey bis vier Fuß tief unter der jetzigen Oberfläche eine schwarze fruchtbare Erde, welche alle Kennzeichen einer ehemahls bewohnten Oberfläche in sich wahrnehmen ließ. Es waren noch alle Wurzeln von denen Grasarten, kleinen Gesträuchen und andern Pflanzgewächsen darinnen, und zwar noch unversteinert, und so häufig, daß diese schwarze Erde dadurch ganz zusammenhängend wurde. Es ist in der Geschichte nicht bekannt, daß Jütland und die angränzenden Provinzen seit zweytausend Jah- ren eine große Ueberschwemmung erlitten hätten. Folg- lich muß dieses schwarze ehedem bewohnte Erdreich zu viel ältern Zeiten gehören. II. Abſchn. Von denen verſchiedenen Oberflaͤche deſſelben geweſen iſt o). Denn nachdemdas jetzige feſte und trockene Erdreich den Grund des Meeres abgegeben, auch ſonſt viele große Ueberſchwem- mungen erlitten hatte; ſo wurde daſſelbe wiederum von Menſchen cultiviret und bewohnet, als wodurch und durch die Erde von verfaulten Pflanzengewaͤchſen allein ein ſchwarzes fruchtbares Erdreich entſtehen kann. Nachherige große Ueberſchwemmungen ha- ben alsdenn die bewohnte Oberflaͤche verwuͤſtet, das feſte und trockene Land noch einmahl zu dem Grun- de des Meeres gemacht, und endlich nach einem großen Zeitraume einer abermahligen Bewohnung und Bevoͤlkerung des jetzigen feſten Landes Platz ge- laſſen. Jch fuͤhre dieſes alles hier nur vorlaͤufig an. Jn denen folgenden Abſchnitten aber werden ſich o) Als ich im Jahr 1757 auf Befehl Sr. Koͤniglichen Ma-
jeſtaͤt in Daͤnemark die Moͤglichkeit des Anbaues der Juͤtlaͤndiſchen Heiden unterſuchte, und zehn bis zwoͤlf Fuß tief in den Erdboden eingraben ließ, um Mergel und andere Erdarten zu Verbeſſerung der Oberflaͤche zu finden; ſo zeigete ſich allenthalben an einigen Or- then zwey Fuß tief, an andern Orthen drey bis vier Fuß tief unter der jetzigen Oberflaͤche eine ſchwarze fruchtbare Erde, welche alle Kennzeichen einer ehemahls bewohnten Oberflaͤche in ſich wahrnehmen ließ. Es waren noch alle Wurzeln von denen Grasarten, kleinen Geſtraͤuchen und andern Pflanzgewaͤchſen darinnen, und zwar noch unverſteinert, und ſo haͤufig, daß dieſe ſchwarze Erde dadurch ganz zuſammenhaͤngend wurde. Es iſt in der Geſchichte nicht bekannt, daß Juͤtland und die angraͤnzenden Provinzen ſeit zweytauſend Jah- ren eine große Ueberſchwemmung erlitten haͤtten. Folg- lich muß dieſes ſchwarze ehedem bewohnte Erdreich zu viel aͤltern Zeiten gehoͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Von denen verſchiedenen</hi></fw><lb/> Oberflaͤche deſſelben geweſen iſt <note place="foot" n="o)">Als ich im Jahr 1757 auf Befehl Sr. Koͤniglichen Ma-<lb/> jeſtaͤt in Daͤnemark die Moͤglichkeit des Anbaues der<lb/> Juͤtlaͤndiſchen Heiden unterſuchte, und zehn bis zwoͤlf<lb/> Fuß tief in den Erdboden eingraben ließ, um Mergel<lb/> und andere Erdarten zu Verbeſſerung der Oberflaͤche<lb/> zu finden; ſo zeigete ſich allenthalben an einigen Or-<lb/> then zwey Fuß tief, an andern Orthen drey bis vier<lb/> Fuß tief unter der jetzigen Oberflaͤche eine ſchwarze<lb/> fruchtbare Erde, welche alle Kennzeichen einer ehemahls<lb/> bewohnten Oberflaͤche in ſich wahrnehmen ließ. Es<lb/> waren noch alle Wurzeln von denen Grasarten, kleinen<lb/> Geſtraͤuchen und andern Pflanzgewaͤchſen darinnen, und<lb/> zwar noch unverſteinert, und ſo haͤufig, daß dieſe<lb/> ſchwarze Erde dadurch ganz zuſammenhaͤngend wurde.<lb/> Es iſt in der Geſchichte nicht bekannt, daß Juͤtland<lb/> und die angraͤnzenden Provinzen ſeit zweytauſend Jah-<lb/> ren eine große Ueberſchwemmung erlitten haͤtten. Folg-<lb/> lich muß dieſes ſchwarze ehedem bewohnte Erdreich zu<lb/> viel aͤltern Zeiten gehoͤren.</note>. Denn nachdem<lb/> das jetzige feſte und trockene Erdreich den Grund des<lb/> Meeres abgegeben, auch ſonſt viele große Ueberſchwem-<lb/> mungen erlitten hatte; ſo wurde daſſelbe wiederum<lb/> von Menſchen cultiviret und bewohnet, als wodurch<lb/> und durch die Erde von verfaulten Pflanzengewaͤchſen<lb/> allein ein ſchwarzes fruchtbares Erdreich entſtehen<lb/> kann. Nachherige große Ueberſchwemmungen ha-<lb/> ben alsdenn die bewohnte Oberflaͤche verwuͤſtet, das<lb/> feſte und trockene Land noch einmahl zu dem Grun-<lb/> de des Meeres gemacht, und endlich nach einem<lb/> großen Zeitraume einer abermahligen Bewohnung<lb/> und Bevoͤlkerung des jetzigen feſten Landes Platz ge-<lb/> laſſen. Jch fuͤhre dieſes alles hier nur vorlaͤufig<lb/> an. Jn denen folgenden Abſchnitten aber werden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0124]
II. Abſchn. Von denen verſchiedenen
Oberflaͤche deſſelben geweſen iſt o). Denn nachdem
das jetzige feſte und trockene Erdreich den Grund des
Meeres abgegeben, auch ſonſt viele große Ueberſchwem-
mungen erlitten hatte; ſo wurde daſſelbe wiederum
von Menſchen cultiviret und bewohnet, als wodurch
und durch die Erde von verfaulten Pflanzengewaͤchſen
allein ein ſchwarzes fruchtbares Erdreich entſtehen
kann. Nachherige große Ueberſchwemmungen ha-
ben alsdenn die bewohnte Oberflaͤche verwuͤſtet, das
feſte und trockene Land noch einmahl zu dem Grun-
de des Meeres gemacht, und endlich nach einem
großen Zeitraume einer abermahligen Bewohnung
und Bevoͤlkerung des jetzigen feſten Landes Platz ge-
laſſen. Jch fuͤhre dieſes alles hier nur vorlaͤufig
an. Jn denen folgenden Abſchnitten aber werden
ſich
o) Als ich im Jahr 1757 auf Befehl Sr. Koͤniglichen Ma-
jeſtaͤt in Daͤnemark die Moͤglichkeit des Anbaues der
Juͤtlaͤndiſchen Heiden unterſuchte, und zehn bis zwoͤlf
Fuß tief in den Erdboden eingraben ließ, um Mergel
und andere Erdarten zu Verbeſſerung der Oberflaͤche
zu finden; ſo zeigete ſich allenthalben an einigen Or-
then zwey Fuß tief, an andern Orthen drey bis vier
Fuß tief unter der jetzigen Oberflaͤche eine ſchwarze
fruchtbare Erde, welche alle Kennzeichen einer ehemahls
bewohnten Oberflaͤche in ſich wahrnehmen ließ. Es
waren noch alle Wurzeln von denen Grasarten, kleinen
Geſtraͤuchen und andern Pflanzgewaͤchſen darinnen, und
zwar noch unverſteinert, und ſo haͤufig, daß dieſe
ſchwarze Erde dadurch ganz zuſammenhaͤngend wurde.
Es iſt in der Geſchichte nicht bekannt, daß Juͤtland
und die angraͤnzenden Provinzen ſeit zweytauſend Jah-
ren eine große Ueberſchwemmung erlitten haͤtten. Folg-
lich muß dieſes ſchwarze ehedem bewohnte Erdreich zu
viel aͤltern Zeiten gehoͤren.
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| Zitationshilfe: | Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/124>, abgerufen am 19.05.2024. |
