der Welt vorgehen, alsdenn in Gott selbst und in seinem Wesen geschehen müßten. Jch selbst habe ehedem diesen Einwurf vor stark gehal- ten, und mich dadurch abhalten lassen, diese Meynung des großen Newtons schon längst anzunehmen. Allein, wenn man die Sache genau erwäget; so ist dieser Einwand keineswe- ges so wichtig, als er auf den ersten Anblick zu seyn scheinet.
Gott, als das allerweiseste Wesen, kann diese Welt nicht zur Wirklichkeit gebracht haben, ohne sich vorher einen Plan oder Entwurf von allen Reihen und Folgen von Begebenheiten in seinem unendlichen Verstande gemacht zu haben, die in der Welt vorgehen sollten. Alles Uebel, alles Böse, das in der Welt geschiehet, ist demnach in diesem seinem Entwurfe bereits über- dacht und überleget worden. Man kann eben so wenig leugnen, daß Gott, als das allergü- tigste und gerechteste Wesen, in seinem Plan so wenig Böses, als nur möglich war, zugelassen hat, und zwar nur dasjenige, was bey dem eingeschränkten Wesen der Creaturen unvermeid- lich war. Eben so wenig kann man zweifeln, daß Gott aus allem zugelassenen Bösen so viel
Gutes
Vorrede.
der Welt vorgehen, alsdenn in Gott ſelbſt und in ſeinem Weſen geſchehen muͤßten. Jch ſelbſt habe ehedem dieſen Einwurf vor ſtark gehal- ten, und mich dadurch abhalten laſſen, dieſe Meynung des großen Newtons ſchon laͤngſt anzunehmen. Allein, wenn man die Sache genau erwaͤget; ſo iſt dieſer Einwand keineswe- ges ſo wichtig, als er auf den erſten Anblick zu ſeyn ſcheinet.
Gott, als das allerweiſeſte Weſen, kann dieſe Welt nicht zur Wirklichkeit gebracht haben, ohne ſich vorher einen Plan oder Entwurf von allen Reihen und Folgen von Begebenheiten in ſeinem unendlichen Verſtande gemacht zu haben, die in der Welt vorgehen ſollten. Alles Uebel, alles Boͤſe, das in der Welt geſchiehet, iſt demnach in dieſem ſeinem Entwurfe bereits uͤber- dacht und uͤberleget worden. Man kann eben ſo wenig leugnen, daß Gott, als das allerguͤ- tigſte und gerechteſte Weſen, in ſeinem Plan ſo wenig Boͤſes, als nur moͤglich war, zugelaſſen hat, und zwar nur dasjenige, was bey dem eingeſchraͤnkten Weſen der Creaturen unvermeid- lich war. Eben ſo wenig kann man zweifeln, daß Gott aus allem zugelaſſenen Boͤſen ſo viel
Gutes
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[XI/0015]
Vorrede.
der Welt vorgehen, alsdenn in Gott ſelbſt und
in ſeinem Weſen geſchehen muͤßten. Jch ſelbſt
habe ehedem dieſen Einwurf vor ſtark gehal-
ten, und mich dadurch abhalten laſſen, dieſe
Meynung des großen Newtons ſchon laͤngſt
anzunehmen. Allein, wenn man die Sache
genau erwaͤget; ſo iſt dieſer Einwand keineswe-
ges ſo wichtig, als er auf den erſten Anblick zu
ſeyn ſcheinet.
Gott, als das allerweiſeſte Weſen, kann
dieſe Welt nicht zur Wirklichkeit gebracht haben,
ohne ſich vorher einen Plan oder Entwurf von
allen Reihen und Folgen von Begebenheiten in
ſeinem unendlichen Verſtande gemacht zu haben,
die in der Welt vorgehen ſollten. Alles Uebel,
alles Boͤſe, das in der Welt geſchiehet, iſt
demnach in dieſem ſeinem Entwurfe bereits uͤber-
dacht und uͤberleget worden. Man kann eben
ſo wenig leugnen, daß Gott, als das allerguͤ-
tigſte und gerechteſte Weſen, in ſeinem Plan ſo
wenig Boͤſes, als nur moͤglich war, zugelaſſen
hat, und zwar nur dasjenige, was bey dem
eingeſchraͤnkten Weſen der Creaturen unvermeid-
lich war. Eben ſo wenig kann man zweifeln,
daß Gott aus allem zugelaſſenen Boͤſen ſo viel
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/15>, abgerufen am 23.11.2024.
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