Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Gutes in dem Zusammenhange der Welt hat fol-
gen lassen, als seine Weisheit nur immer ein-
richten konnte. Wenn demnach alles Böse
aus Gottes Zulassung und weiser Absicht ge-
schiehet; wenn dieses Böse bereits vor der Existenz
der Welt in dem unendlichen Verstande Gottes
überdacht und überleget worden; warum sollte
es denen erhabensten Eigenschaften der Gottheit
vor nachtheilig erachtet werden können, daß die-
ses zugelassene Böse in ihm selbst und in seinem
Wesen vorgehet? So wenig die Zulassung des
Bösen denen Eigenschaften Gottes nachtheilig ist,
eben so wenig kann es denen Begriffen von de-
nen vollkommensten Eigenschaften Gottes zuwi-
der seyn, daß dieses Böse in ihm selbst geschie-
het. Der Verstand erkennet hier nichts, was
mit denen Vollkommenheiten der Gottheit in ei-
nigem Widerstreit stehen könnte.

Was meine Geschichte des Erdcörpers selbst
anbetrifft; so ist dieselbe allenthalben aus un-
leugbaren Spuhren und Kennzeichen von unzähl-
baren Veränderungen, die in einem unermeßli-
chen Zeitlaufe von Jahren mit unsern Planeten
vorgegangen sind, hergeleitet; und ich habe mich
bemühet, dieselbe mit einer Menge von Zeug-

nissen

Vorrede.
Gutes in dem Zuſammenhange der Welt hat fol-
gen laſſen, als ſeine Weisheit nur immer ein-
richten konnte. Wenn demnach alles Boͤſe
aus Gottes Zulaſſung und weiſer Abſicht ge-
ſchiehet; wenn dieſes Boͤſe bereits vor der Exiſtenz
der Welt in dem unendlichen Verſtande Gottes
uͤberdacht und uͤberleget worden; warum ſollte
es denen erhabenſten Eigenſchaften der Gottheit
vor nachtheilig erachtet werden koͤnnen, daß die-
ſes zugelaſſene Boͤſe in ihm ſelbſt und in ſeinem
Weſen vorgehet? So wenig die Zulaſſung des
Boͤſen denen Eigenſchaften Gottes nachtheilig iſt,
eben ſo wenig kann es denen Begriffen von de-
nen vollkommenſten Eigenſchaften Gottes zuwi-
der ſeyn, daß dieſes Boͤſe in ihm ſelbſt geſchie-
het. Der Verſtand erkennet hier nichts, was
mit denen Vollkommenheiten der Gottheit in ei-
nigem Widerſtreit ſtehen koͤnnte.

Was meine Geſchichte des Erdcoͤrpers ſelbſt
anbetrifft; ſo iſt dieſelbe allenthalben aus un-
leugbaren Spuhren und Kennzeichen von unzaͤhl-
baren Veraͤnderungen, die in einem unermeßli-
chen Zeitlaufe von Jahren mit unſern Planeten
vorgegangen ſind, hergeleitet; und ich habe mich
bemuͤhet, dieſelbe mit einer Menge von Zeug-

niſſen
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="XII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Gutes in dem Zu&#x017F;ammenhange der Welt hat fol-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en, als &#x017F;eine Weisheit nur immer ein-<lb/>
richten konnte. Wenn demnach alles Bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
aus Gottes Zula&#x017F;&#x017F;ung und wei&#x017F;er Ab&#x017F;icht ge-<lb/>
&#x017F;chiehet; wenn die&#x017F;es Bo&#x0364;&#x017F;e bereits vor der Exi&#x017F;tenz<lb/>
der Welt in dem unendlichen Ver&#x017F;tande Gottes<lb/>
u&#x0364;berdacht und u&#x0364;berleget worden; warum &#x017F;ollte<lb/>
es denen erhaben&#x017F;ten Eigen&#x017F;chaften der Gottheit<lb/>
vor nachtheilig erachtet werden ko&#x0364;nnen, daß die-<lb/>
&#x017F;es zugela&#x017F;&#x017F;ene Bo&#x0364;&#x017F;e in ihm &#x017F;elb&#x017F;t und in &#x017F;einem<lb/>
We&#x017F;en vorgehet? So wenig die Zula&#x017F;&#x017F;ung des<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;en denen Eigen&#x017F;chaften Gottes nachtheilig i&#x017F;t,<lb/>
eben &#x017F;o wenig kann es denen Begriffen von de-<lb/>
nen vollkommen&#x017F;ten Eigen&#x017F;chaften Gottes zuwi-<lb/>
der &#x017F;eyn, daß die&#x017F;es Bo&#x0364;&#x017F;e in ihm &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chie-<lb/>
het. Der Ver&#x017F;tand erkennet hier nichts, was<lb/>
mit denen Vollkommenheiten der Gottheit in ei-<lb/>
nigem Wider&#x017F;treit &#x017F;tehen ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <p>Was meine Ge&#x017F;chichte des Erdco&#x0364;rpers &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
anbetrifft; &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;elbe allenthalben aus un-<lb/>
leugbaren Spuhren und Kennzeichen von unza&#x0364;hl-<lb/>
baren Vera&#x0364;nderungen, die in einem unermeßli-<lb/>
chen Zeitlaufe von Jahren mit un&#x017F;ern Planeten<lb/>
vorgegangen &#x017F;ind, hergeleitet; und ich habe mich<lb/>
bemu&#x0364;het, die&#x017F;elbe mit einer Menge von Zeug-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XII/0016] Vorrede. Gutes in dem Zuſammenhange der Welt hat fol- gen laſſen, als ſeine Weisheit nur immer ein- richten konnte. Wenn demnach alles Boͤſe aus Gottes Zulaſſung und weiſer Abſicht ge- ſchiehet; wenn dieſes Boͤſe bereits vor der Exiſtenz der Welt in dem unendlichen Verſtande Gottes uͤberdacht und uͤberleget worden; warum ſollte es denen erhabenſten Eigenſchaften der Gottheit vor nachtheilig erachtet werden koͤnnen, daß die- ſes zugelaſſene Boͤſe in ihm ſelbſt und in ſeinem Weſen vorgehet? So wenig die Zulaſſung des Boͤſen denen Eigenſchaften Gottes nachtheilig iſt, eben ſo wenig kann es denen Begriffen von de- nen vollkommenſten Eigenſchaften Gottes zuwi- der ſeyn, daß dieſes Boͤſe in ihm ſelbſt geſchie- het. Der Verſtand erkennet hier nichts, was mit denen Vollkommenheiten der Gottheit in ei- nigem Widerſtreit ſtehen koͤnnte. Was meine Geſchichte des Erdcoͤrpers ſelbſt anbetrifft; ſo iſt dieſelbe allenthalben aus un- leugbaren Spuhren und Kennzeichen von unzaͤhl- baren Veraͤnderungen, die in einem unermeßli- chen Zeitlaufe von Jahren mit unſern Planeten vorgegangen ſind, hergeleitet; und ich habe mich bemuͤhet, dieſelbe mit einer Menge von Zeug- niſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/16
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/16>, abgerufen am 21.11.2024.