suiten, welche die Chinesischen Kaiser auf seiner Reise nach der Tartarey allemahl zu begleiten pflegten, ha- ben uns die Uhrsache und Erläuterung davon an die Hand gegeben r). Sie haben durch ihre mit aller Genauigkeit angestellten Beobachtung gefunden, daß das ganze ebene Land der Chinesischen Tartarey, die Gebirge ungerechnet, über zweytausend geometrische Schritte höher liegt, als die Oberfläche des Meeres, wo es zunächst an die Tartarey anspühlet. Hierdurch veroffenbahret sich nämlich, daß das mit Frankreich, ohngeachtet der vollkommen gleichen Lage in einerley Erdgraden so sehr verschiedene und ungleich kältere Clima der großen Tartarey lediglich von der sehr ho- hen Lage des platten und ebenen Landes dieser Chine- sischen Tartarey herrühret.
Was vor einer Uhrsache soll man wohl diese grös- sere Kälte in allen Gebirgen und hochliegenden Ländern zuschreiben. Wollte man eine Uhrsache in der Beschaf- fenheit der Gebirge selbst suchen, vielleicht in Ansehung ihrer reinen Luft, oder der Abwechselung von hohen Ge- birgen und tiefen Thälern; so fällt diese Erklährung dadurch gänzlich hinweg, daß in Chili und der großen Tartarey weit erstreckende Ebenen eben diese Beschaf- fenheit in Ansehung einer größeren Kälte ganz ungezwei- felt zu Tage legen; wie es denn schwehrlich möglich seyn wird, auf andere Art eine gründliche Erläuterung zu finden, welche der Sache eine zureichende Genüge thäte.
Die
r)Dü Halde Beschreibung von China und der großen Tartarey IIter Theil.
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der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt.
ſuiten, welche die Chineſiſchen Kaiſer auf ſeiner Reiſe nach der Tartarey allemahl zu begleiten pflegten, ha- ben uns die Uhrſache und Erlaͤuterung davon an die Hand gegeben r). Sie haben durch ihre mit aller Genauigkeit angeſtellten Beobachtung gefunden, daß das ganze ebene Land der Chineſiſchen Tartarey, die Gebirge ungerechnet, uͤber zweytauſend geometriſche Schritte hoͤher liegt, als die Oberflaͤche des Meeres, wo es zunaͤchſt an die Tartarey anſpuͤhlet. Hierdurch veroffenbahret ſich naͤmlich, daß das mit Frankreich, ohngeachtet der vollkommen gleichen Lage in einerley Erdgraden ſo ſehr verſchiedene und ungleich kaͤltere Clima der großen Tartarey lediglich von der ſehr ho- hen Lage des platten und ebenen Landes dieſer Chine- ſiſchen Tartarey herruͤhret.
Was vor einer Uhrſache ſoll man wohl dieſe groͤſ- ſere Kaͤlte in allen Gebirgen und hochliegenden Laͤndern zuſchreiben. Wollte man eine Uhrſache in der Beſchaf- fenheit der Gebirge ſelbſt ſuchen, vielleicht in Anſehung ihrer reinen Luft, oder der Abwechſelung von hohen Ge- birgen und tiefen Thaͤlern; ſo faͤllt dieſe Erklaͤhrung dadurch gaͤnzlich hinweg, daß in Chili und der großen Tartarey weit erſtreckende Ebenen eben dieſe Beſchaf- fenheit in Anſehung einer groͤßeren Kaͤlte ganz ungezwei- felt zu Tage legen; wie es denn ſchwehrlich moͤglich ſeyn wird, auf andere Art eine gruͤndliche Erlaͤuterung zu finden, welche der Sache eine zureichende Genuͤge thaͤte.
Die
r)Duͤ Halde Beſchreibung von China und der großen Tartarey IIter Theil.
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der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt.
ſuiten, welche die Chineſiſchen Kaiſer auf ſeiner Reiſe
nach der Tartarey allemahl zu begleiten pflegten, ha-
ben uns die Uhrſache und Erlaͤuterung davon an die
Hand gegeben r). Sie haben durch ihre mit aller
Genauigkeit angeſtellten Beobachtung gefunden, daß
das ganze ebene Land der Chineſiſchen Tartarey, die
Gebirge ungerechnet, uͤber zweytauſend geometriſche
Schritte hoͤher liegt, als die Oberflaͤche des Meeres,
wo es zunaͤchſt an die Tartarey anſpuͤhlet. Hierdurch
veroffenbahret ſich naͤmlich, daß das mit Frankreich,
ohngeachtet der vollkommen gleichen Lage in einerley
Erdgraden ſo ſehr verſchiedene und ungleich kaͤltere
Clima der großen Tartarey lediglich von der ſehr ho-
hen Lage des platten und ebenen Landes dieſer Chine-
ſiſchen Tartarey herruͤhret.
Was vor einer Uhrſache ſoll man wohl dieſe groͤſ-
ſere Kaͤlte in allen Gebirgen und hochliegenden Laͤndern
zuſchreiben. Wollte man eine Uhrſache in der Beſchaf-
fenheit der Gebirge ſelbſt ſuchen, vielleicht in Anſehung
ihrer reinen Luft, oder der Abwechſelung von hohen Ge-
birgen und tiefen Thaͤlern; ſo faͤllt dieſe Erklaͤhrung
dadurch gaͤnzlich hinweg, daß in Chili und der großen
Tartarey weit erſtreckende Ebenen eben dieſe Beſchaf-
fenheit in Anſehung einer groͤßeren Kaͤlte ganz ungezwei-
felt zu Tage legen; wie es denn ſchwehrlich moͤglich ſeyn
wird, auf andere Art eine gruͤndliche Erlaͤuterung
zu finden, welche der Sache eine zureichende Genuͤge
thaͤte.
Die
r) Duͤ Halde Beſchreibung von China und der großen
Tartarey IIter Theil.
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/159>, abgerufen am 03.02.2025.
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