schen diesem und einem gegenüber stehenden Gebirge nur ein enges Thal von drey- bis fünfhundert Schrit- ten oder etwas mehr befindet; so ist man versichert, in dem gegenüber stehenden Gebirge den Gegendrum von dem dohnlegigten Gange zu finden. Ein solcher Gang sinket nämlich dohnlegigt in das Thal herab, und erhebet sich auf dem gegenüber stehenden Gebirge wieder. Dieses alles sind bekannte Wahrheiten vor Bergver- ständige, welche von dergleichen Gebirgen genugsame Kenntniß haben.
Es kann fast kein deutlicherer Beweis statt finden, daß dergleichen Berge durch eine unterirrdische Gewalt über die Oberfläche empor getrieben sind, als diese Beschaffenheit der dohnlegigten Gänge, und das, was ich von ihrem Gegendrum gesagt habe. Wie könn- ten diese Gänge außer einer unterirrdischen Gewalt in das Thal herabfallen, auf das andere Gebirge sich wieder erheben, und gleichsam ein lateinisches S. bil- den. Die Wirkung der Fluthen hat dieses ohnmög- lich ausrichten können. Jndem sie sich an die Gebir- ge stoßen; so setzen sie in denen Mittel- und Vorge- birgen starke Schichten und Stockwerke ab. Allein, niemahls können sie einen dohnlegigten Gang von die- ser Beschaffenheit wirken.
Alles dieses, was ich in dem jetzigen und vorher- gehenden ersten und dritten Abschnitte von der Exi- stenz eines unterirrdischen Feuers in dem Mittelpuncte der Erde vorgetragen habe, sind so starke und über- zeugende Gründe, daß sie einem jeden Leser, wel- cher nicht von Vorurtheilen eingenommen ist, und
die
IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
ſchen dieſem und einem gegenuͤber ſtehenden Gebirge nur ein enges Thal von drey- bis fuͤnfhundert Schrit- ten oder etwas mehr befindet; ſo iſt man verſichert, in dem gegenuͤber ſtehenden Gebirge den Gegendrum von dem dohnlegigten Gange zu finden. Ein ſolcher Gang ſinket naͤmlich dohnlegigt in das Thal herab, und erhebet ſich auf dem gegenuͤber ſtehenden Gebirge wieder. Dieſes alles ſind bekannte Wahrheiten vor Bergver- ſtaͤndige, welche von dergleichen Gebirgen genugſame Kenntniß haben.
Es kann faſt kein deutlicherer Beweis ſtatt finden, daß dergleichen Berge durch eine unterirrdiſche Gewalt uͤber die Oberflaͤche empor getrieben ſind, als dieſe Beſchaffenheit der dohnlegigten Gaͤnge, und das, was ich von ihrem Gegendrum geſagt habe. Wie koͤnn- ten dieſe Gaͤnge außer einer unterirrdiſchen Gewalt in das Thal herabfallen, auf das andere Gebirge ſich wieder erheben, und gleichſam ein lateiniſches S. bil- den. Die Wirkung der Fluthen hat dieſes ohnmoͤg- lich ausrichten koͤnnen. Jndem ſie ſich an die Gebir- ge ſtoßen; ſo ſetzen ſie in denen Mittel- und Vorge- birgen ſtarke Schichten und Stockwerke ab. Allein, niemahls koͤnnen ſie einen dohnlegigten Gang von die- ſer Beſchaffenheit wirken.
Alles dieſes, was ich in dem jetzigen und vorher- gehenden erſten und dritten Abſchnitte von der Exi- ſtenz eines unterirrdiſchen Feuers in dem Mittelpuncte der Erde vorgetragen habe, ſind ſo ſtarke und uͤber- zeugende Gruͤnde, daß ſie einem jeden Leſer, wel- cher nicht von Vorurtheilen eingenommen iſt, und
die
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IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
ſchen dieſem und einem gegenuͤber ſtehenden Gebirge
nur ein enges Thal von drey- bis fuͤnfhundert Schrit-
ten oder etwas mehr befindet; ſo iſt man verſichert,
in dem gegenuͤber ſtehenden Gebirge den Gegendrum
von dem dohnlegigten Gange zu finden. Ein ſolcher
Gang ſinket naͤmlich dohnlegigt in das Thal herab, und
erhebet ſich auf dem gegenuͤber ſtehenden Gebirge wieder.
Dieſes alles ſind bekannte Wahrheiten vor Bergver-
ſtaͤndige, welche von dergleichen Gebirgen genugſame
Kenntniß haben.
Es kann faſt kein deutlicherer Beweis ſtatt finden,
daß dergleichen Berge durch eine unterirrdiſche Gewalt
uͤber die Oberflaͤche empor getrieben ſind, als dieſe
Beſchaffenheit der dohnlegigten Gaͤnge, und das, was
ich von ihrem Gegendrum geſagt habe. Wie koͤnn-
ten dieſe Gaͤnge außer einer unterirrdiſchen Gewalt
in das Thal herabfallen, auf das andere Gebirge ſich
wieder erheben, und gleichſam ein lateiniſches S. bil-
den. Die Wirkung der Fluthen hat dieſes ohnmoͤg-
lich ausrichten koͤnnen. Jndem ſie ſich an die Gebir-
ge ſtoßen; ſo ſetzen ſie in denen Mittel- und Vorge-
birgen ſtarke Schichten und Stockwerke ab. Allein,
niemahls koͤnnen ſie einen dohnlegigten Gang von die-
ſer Beſchaffenheit wirken.
Alles dieſes, was ich in dem jetzigen und vorher-
gehenden erſten und dritten Abſchnitte von der Exi-
ſtenz eines unterirrdiſchen Feuers in dem Mittelpuncte
der Erde vorgetragen habe, ſind ſo ſtarke und uͤber-
zeugende Gruͤnde, daß ſie einem jeden Leſer, wel-
cher nicht von Vorurtheilen eingenommen iſt, und
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/170>, abgerufen am 03.02.2025.
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