Einer der Gründe dieses Verfassers, die einigen Schein haben, kommt darauf an, daß er glaubet, es könne ohne Luft kein Feuer statt finden. Daß aber das unterirrdische Feuer zu seinem Brennen in dem Mittelpuncte der Erde die nöthige Luft haben könne, das kann er sich ganz und gar nicht vorstellen. Er verwirft so schlechthin vor der Faust weg, daß die feuerspeyenden Berge, oder die Vulcane, deren eine große Menge auf dem Erdboden befindlich sind, wo nicht in unserm Welttheile, dennoch in denen drey übrigen dergleichen Luftlöcher abgeben könnten. Es gefällt ihm anzunehmen, daß diese feuerspeyenden Ber- ge lediglich von brennlichen Materien in dem Grunde derselben ihren Uhrsprung hätten; und nach der pro- phetischen Gabe, die ihm von oben her reichlich mit- getheilet zu seyn scheinet, prophezeihet er allen diesen Vulcanen und ihren erschrecklichen Wirkungen ein bal- diges ganz nahe bevorstehendes Ende.
Jch will eine ganz außerordentliche Gefälligkeit gegen den Verfasser bezeigen. Jch will ihm alles dasjenige zugeben, was er ohne allen Beweis und zu-
reichende
chen Machtspruch gethan; und ich erbiete mich, ihm die Blattseiten und die Zeilen anzuzeigen, in wel- chen dieses geschehen ist. Der Verfasser bekennet frey- müthig, daß er solchemnach unter die vernünftigen Ge- lehrten nicht gehöre. Das thut mir wahrhaftig um sei- nethalben herzlich leid; und wenn eine solche Demüthi- gung und aufrichtiges Geständniß, das man von ihm weder verlanget, noch erwartet hat, einiges Lob ver- dienet; so kann man ihm dasselbe ohne Unbilligkeit nicht versagen.
IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
Einer der Gruͤnde dieſes Verfaſſers, die einigen Schein haben, kommt darauf an, daß er glaubet, es koͤnne ohne Luft kein Feuer ſtatt finden. Daß aber das unterirrdiſche Feuer zu ſeinem Brennen in dem Mittelpuncte der Erde die noͤthige Luft haben koͤnne, das kann er ſich ganz und gar nicht vorſtellen. Er verwirft ſo ſchlechthin vor der Fauſt weg, daß die feuerſpeyenden Berge, oder die Vulcane, deren eine große Menge auf dem Erdboden befindlich ſind, wo nicht in unſerm Welttheile, dennoch in denen drey uͤbrigen dergleichen Luftloͤcher abgeben koͤnnten. Es gefaͤllt ihm anzunehmen, daß dieſe feuerſpeyenden Ber- ge lediglich von brennlichen Materien in dem Grunde derſelben ihren Uhrſprung haͤtten; und nach der pro- phetiſchen Gabe, die ihm von oben her reichlich mit- getheilet zu ſeyn ſcheinet, prophezeihet er allen dieſen Vulcanen und ihren erſchrecklichen Wirkungen ein bal- diges ganz nahe bevorſtehendes Ende.
Jch will eine ganz außerordentliche Gefaͤlligkeit gegen den Verfaſſer bezeigen. Jch will ihm alles dasjenige zugeben, was er ohne allen Beweis und zu-
reichende
chen Machtſpruch gethan; und ich erbiete mich, ihm die Blattſeiten und die Zeilen anzuzeigen, in wel- chen dieſes geſchehen iſt. Der Verfaſſer bekennet frey- muͤthig, daß er ſolchemnach unter die vernuͤnftigen Ge- lehrten nicht gehoͤre. Das thut mir wahrhaftig um ſei- nethalben herzlich leid; und wenn eine ſolche Demuͤthi- gung und aufrichtiges Geſtaͤndniß, das man von ihm weder verlanget, noch erwartet hat, einiges Lob ver- dienet; ſo kann man ihm daſſelbe ohne Unbilligkeit nicht verſagen.
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IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
Einer der Gruͤnde dieſes Verfaſſers, die einigen
Schein haben, kommt darauf an, daß er glaubet, es
koͤnne ohne Luft kein Feuer ſtatt finden. Daß aber
das unterirrdiſche Feuer zu ſeinem Brennen in dem
Mittelpuncte der Erde die noͤthige Luft haben koͤnne,
das kann er ſich ganz und gar nicht vorſtellen. Er
verwirft ſo ſchlechthin vor der Fauſt weg, daß die
feuerſpeyenden Berge, oder die Vulcane, deren eine
große Menge auf dem Erdboden befindlich ſind, wo
nicht in unſerm Welttheile, dennoch in denen drey
uͤbrigen dergleichen Luftloͤcher abgeben koͤnnten. Es
gefaͤllt ihm anzunehmen, daß dieſe feuerſpeyenden Ber-
ge lediglich von brennlichen Materien in dem Grunde
derſelben ihren Uhrſprung haͤtten; und nach der pro-
phetiſchen Gabe, die ihm von oben her reichlich mit-
getheilet zu ſeyn ſcheinet, prophezeihet er allen dieſen
Vulcanen und ihren erſchrecklichen Wirkungen ein bal-
diges ganz nahe bevorſtehendes Ende.
Jch will eine ganz außerordentliche Gefaͤlligkeit
gegen den Verfaſſer bezeigen. Jch will ihm alles
dasjenige zugeben, was er ohne allen Beweis und zu-
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t) chen Machtſpruch gethan; und ich erbiete mich, ihm
die Blattſeiten und die Zeilen anzuzeigen, in wel-
chen dieſes geſchehen iſt. Der Verfaſſer bekennet frey-
muͤthig, daß er ſolchemnach unter die vernuͤnftigen Ge-
lehrten nicht gehoͤre. Das thut mir wahrhaftig um ſei-
nethalben herzlich leid; und wenn eine ſolche Demuͤthi-
gung und aufrichtiges Geſtaͤndniß, das man von ihm
weder verlanget, noch erwartet hat, einiges Lob ver-
dienet; ſo kann man ihm daſſelbe ohne Unbilligkeit nicht
verſagen.
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/172>, abgerufen am 03.02.2025.
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