Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.der Pole und Himmelsgegenden. sehen, in welcher man der Sonne die erstaunliche undganz ohnmögliche Beschäfftigung auflegte, um den tau- sendmahl kleineren Erdcörper ihren Umlauf zu verrich- ten; so würde es ganz unnöthig seyn, wenn man sich zu erweisen bemühen wollte, daß die Veränderungen der Himmelsgegenden auf dem Erdcörper nicht von dem veränderten Lauf der Sonne herrühren kann. Man muß also diese Veränderung lediglich in der Ver- änderung der Pole suchen; und dieses ist ein so wich- tiger Gegenstand, daß er wohl verdienet, einige ernst- liche Betrachtungen darauf zu richten. Vielleicht haben die Alten schon etwas von einer vorher- e) Plato ist nämlich derjenige gewesen, welcher aus denen
Bemerkungen der ältern Weltweisen diesen besondern Um- lauf des Himmels zu bestimmen, in Regeln zu bringen, und auf acht und vierzig tausend Jahre fest zu setzen bemü- het gewesen ist. der Pole und Himmelsgegenden. ſehen, in welcher man der Sonne die erſtaunliche undganz ohnmoͤgliche Beſchaͤfftigung auflegte, um den tau- ſendmahl kleineren Erdcoͤrper ihren Umlauf zu verrich- ten; ſo wuͤrde es ganz unnoͤthig ſeyn, wenn man ſich zu erweiſen bemuͤhen wollte, daß die Veraͤnderungen der Himmelsgegenden auf dem Erdcoͤrper nicht von dem veraͤnderten Lauf der Sonne herruͤhren kann. Man muß alſo dieſe Veraͤnderung lediglich in der Ver- aͤnderung der Pole ſuchen; und dieſes iſt ein ſo wich- tiger Gegenſtand, daß er wohl verdienet, einige ernſt- liche Betrachtungen darauf zu richten. Vielleicht haben die Alten ſchon etwas von einer vorher- e) Plato iſt naͤmlich derjenige geweſen, welcher aus denen
Bemerkungen der aͤltern Weltweiſen dieſen beſondern Um- lauf des Himmels zu beſtimmen, in Regeln zu bringen, und auf acht und vierzig tauſend Jahre feſt zu ſetzen bemuͤ- het geweſen iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0203" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Pole und Himmelsgegenden.</hi></fw><lb/> ſehen, in welcher man der Sonne die erſtaunliche und<lb/> ganz ohnmoͤgliche Beſchaͤfftigung auflegte, um den tau-<lb/> ſendmahl kleineren Erdcoͤrper ihren Umlauf zu verrich-<lb/> ten; ſo wuͤrde es ganz unnoͤthig ſeyn, wenn man ſich<lb/> zu erweiſen bemuͤhen wollte, daß die Veraͤnderungen<lb/> der Himmelsgegenden auf dem Erdcoͤrper nicht von<lb/> dem veraͤnderten Lauf der Sonne herruͤhren kann.<lb/> Man muß alſo dieſe Veraͤnderung lediglich in der Ver-<lb/> aͤnderung der Pole ſuchen; und dieſes iſt ein ſo wich-<lb/> tiger Gegenſtand, daß er wohl verdienet, einige ernſt-<lb/> liche Betrachtungen darauf zu richten.</p><lb/> <p>Vielleicht haben die Alten ſchon etwas von einer<lb/> ſolchen Veraͤnderung gemuthmaßet, ob ſie gleich ihre<lb/> Gedanken hierinnen nicht deutlich genug aus einander<lb/> wickeln und ausdruͤcken konnten. Sie glaubten naͤm-<lb/> lich, daß der ganze Himmel mit allen ſeinen Sternen<lb/> noch einen beſondern, ob gleich ſehr unmerklichen Lauf<lb/> hielte, welcher erſt in acht und vierzig tauſend Jah-<lb/> ren ſeinen Umlauf endigte. Die Zeit dieſes beſon-<lb/> dern Umlaufs des Himmels nenneten ſie ein Platoni-<lb/> ſches <note place="foot" n="e)"><hi rendition="#fr">Plato</hi> iſt naͤmlich derjenige geweſen, welcher aus denen<lb/> Bemerkungen der aͤltern Weltweiſen dieſen beſondern Um-<lb/> lauf des Himmels zu beſtimmen, in Regeln zu bringen,<lb/> und auf acht und vierzig tauſend Jahre feſt zu ſetzen bemuͤ-<lb/> het geweſen iſt.</note> Jahr; und ob gleich dieſe Meynung an ſich<lb/> ſelbſt weder Wahrſcheinlichkeit noch Richtigkeit hat,<lb/> und durch ein beſſeres Weltſyſtem ganz und gar weg-<lb/> faͤllt; ſo iſt doch nicht zu vermuthen, daß ſie eine ſol-<lb/> che Meynung ganz ohne allen Grund und ohne alle<lb/> <fw place="bottom" type="catch">vorher-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0203]
der Pole und Himmelsgegenden.
ſehen, in welcher man der Sonne die erſtaunliche und
ganz ohnmoͤgliche Beſchaͤfftigung auflegte, um den tau-
ſendmahl kleineren Erdcoͤrper ihren Umlauf zu verrich-
ten; ſo wuͤrde es ganz unnoͤthig ſeyn, wenn man ſich
zu erweiſen bemuͤhen wollte, daß die Veraͤnderungen
der Himmelsgegenden auf dem Erdcoͤrper nicht von
dem veraͤnderten Lauf der Sonne herruͤhren kann.
Man muß alſo dieſe Veraͤnderung lediglich in der Ver-
aͤnderung der Pole ſuchen; und dieſes iſt ein ſo wich-
tiger Gegenſtand, daß er wohl verdienet, einige ernſt-
liche Betrachtungen darauf zu richten.
Vielleicht haben die Alten ſchon etwas von einer
ſolchen Veraͤnderung gemuthmaßet, ob ſie gleich ihre
Gedanken hierinnen nicht deutlich genug aus einander
wickeln und ausdruͤcken konnten. Sie glaubten naͤm-
lich, daß der ganze Himmel mit allen ſeinen Sternen
noch einen beſondern, ob gleich ſehr unmerklichen Lauf
hielte, welcher erſt in acht und vierzig tauſend Jah-
ren ſeinen Umlauf endigte. Die Zeit dieſes beſon-
dern Umlaufs des Himmels nenneten ſie ein Platoni-
ſches e) Jahr; und ob gleich dieſe Meynung an ſich
ſelbſt weder Wahrſcheinlichkeit noch Richtigkeit hat,
und durch ein beſſeres Weltſyſtem ganz und gar weg-
faͤllt; ſo iſt doch nicht zu vermuthen, daß ſie eine ſol-
che Meynung ganz ohne allen Grund und ohne alle
vorher-
e) Plato iſt naͤmlich derjenige geweſen, welcher aus denen
Bemerkungen der aͤltern Weltweiſen dieſen beſondern Um-
lauf des Himmels zu beſtimmen, in Regeln zu bringen,
und auf acht und vierzig tauſend Jahre feſt zu ſetzen bemuͤ-
het geweſen iſt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |