Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

zu verschiedenen Mahlen seine Stelle.
das Schiff in dieser Gegend verunglücket ist. Ver-
muthlich ist dieses auf die Art geschehen, daß dieses
Schiff auf einem Felsen oder Sandbank sitzen geblie-
ben ist, und die Menschen darinn ohne Rettung vor
Hunger umgekommen sind. Nachherige Ueberschwem-
mungen oder Entstehung neuer Gebirge an dieser
Stelle, die von dem unterirrdischen Feuer in die Höhe
getrieben worden sind, haben veruhrsachet, daß die-
ses Schiff unter einem Gebirge begraben worden. Al-
lein, was vor einen unermeßlichen Zeitraum und was
vor ein sehr hohes Alterthum des Erdcörpers muß man
nicht bey dieser Begebenheit voraussetzen. Einige
hunderttausend Jahre reichen kaum zu, ehe dieses al-
les hat geschehen können. Dennoch siehet man, daß
die Menschen auch bey denen allerältesten Bewohnun-
gen dieses Erdcörpers sich derjenigen Künste beflissen
haben, die ihnen Bequehmlichkeiten und Sicherheit
verschaffen konnten. Sie haben nicht allein die Schiff-
fahrt getrieben, sondern sind auch mit Waffen zu ih-
rer Vertheidigung versehen gewesen.

Eine der größten und merkwürdigsten Begeben-
heiten in dem Alterthum ist der Untergang der großen
Jnsul Atlantis, welche nach der Beschreibung der Al-
ten in der Gegend gelegen hat, wo sich jetzo das At-
lantische Meer befindet. Wenigstens gehen alle Nach-
richten übereinstimmend dahin, daß die Jnsul Atlan-
tis über die Säulen des Hercules hinaus gelegen habe,
das ist, man hat durch die Meerenge von Gibraltar
nach dieser großen Jnsul schiffen müssen. Man weis,
daß die Alten derselben eine ungeheure Größe beyle-

gen,
N 5

zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.
das Schiff in dieſer Gegend verungluͤcket iſt. Ver-
muthlich iſt dieſes auf die Art geſchehen, daß dieſes
Schiff auf einem Felſen oder Sandbank ſitzen geblie-
ben iſt, und die Menſchen darinn ohne Rettung vor
Hunger umgekommen ſind. Nachherige Ueberſchwem-
mungen oder Entſtehung neuer Gebirge an dieſer
Stelle, die von dem unterirrdiſchen Feuer in die Hoͤhe
getrieben worden ſind, haben veruhrſachet, daß die-
ſes Schiff unter einem Gebirge begraben worden. Al-
lein, was vor einen unermeßlichen Zeitraum und was
vor ein ſehr hohes Alterthum des Erdcoͤrpers muß man
nicht bey dieſer Begebenheit vorausſetzen. Einige
hunderttauſend Jahre reichen kaum zu, ehe dieſes al-
les hat geſchehen koͤnnen. Dennoch ſiehet man, daß
die Menſchen auch bey denen alleraͤlteſten Bewohnun-
gen dieſes Erdcoͤrpers ſich derjenigen Kuͤnſte befliſſen
haben, die ihnen Bequehmlichkeiten und Sicherheit
verſchaffen konnten. Sie haben nicht allein die Schiff-
fahrt getrieben, ſondern ſind auch mit Waffen zu ih-
rer Vertheidigung verſehen geweſen.

Eine der groͤßten und merkwuͤrdigſten Begeben-
heiten in dem Alterthum iſt der Untergang der großen
Jnſul Atlantis, welche nach der Beſchreibung der Al-
ten in der Gegend gelegen hat, wo ſich jetzo das At-
lantiſche Meer befindet. Wenigſtens gehen alle Nach-
richten uͤbereinſtimmend dahin, daß die Jnſul Atlan-
tis uͤber die Saͤulen des Hercules hinaus gelegen habe,
das iſt, man hat durch die Meerenge von Gibraltar
nach dieſer großen Jnſul ſchiffen muͤſſen. Man weis,
daß die Alten derſelben eine ungeheure Groͤße beyle-

gen,
N 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu ver&#x017F;chiedenen Mahlen &#x017F;eine Stelle.</hi></fw><lb/>
das Schiff in die&#x017F;er Gegend verunglu&#x0364;cket i&#x017F;t. Ver-<lb/>
muthlich i&#x017F;t die&#x017F;es auf die Art ge&#x017F;chehen, daß die&#x017F;es<lb/>
Schiff auf einem Fel&#x017F;en oder Sandbank &#x017F;itzen geblie-<lb/>
ben i&#x017F;t, und die Men&#x017F;chen darinn ohne Rettung vor<lb/>
Hunger umgekommen &#x017F;ind. Nachherige Ueber&#x017F;chwem-<lb/>
mungen oder Ent&#x017F;tehung neuer Gebirge an die&#x017F;er<lb/>
Stelle, die von dem unterirrdi&#x017F;chen Feuer in die Ho&#x0364;he<lb/>
getrieben worden &#x017F;ind, haben veruhr&#x017F;achet, daß die-<lb/>
&#x017F;es Schiff unter einem Gebirge begraben worden. Al-<lb/>
lein, was vor einen unermeßlichen Zeitraum und was<lb/>
vor ein &#x017F;ehr hohes Alterthum des Erdco&#x0364;rpers muß man<lb/>
nicht bey die&#x017F;er Begebenheit voraus&#x017F;etzen. Einige<lb/>
hunderttau&#x017F;end Jahre reichen kaum zu, ehe die&#x017F;es al-<lb/>
les hat ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen. Dennoch &#x017F;iehet man, daß<lb/>
die Men&#x017F;chen auch bey denen allera&#x0364;lte&#x017F;ten Bewohnun-<lb/>
gen die&#x017F;es Erdco&#x0364;rpers &#x017F;ich derjenigen Ku&#x0364;n&#x017F;te befli&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben, die ihnen Bequehmlichkeiten und Sicherheit<lb/>
ver&#x017F;chaffen konnten. Sie haben nicht allein die Schiff-<lb/>
fahrt getrieben, &#x017F;ondern &#x017F;ind auch mit Waffen zu ih-<lb/>
rer Vertheidigung ver&#x017F;ehen gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Eine der gro&#x0364;ßten und merkwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Begeben-<lb/>
heiten in dem Alterthum i&#x017F;t der Untergang der großen<lb/>
Jn&#x017F;ul Atlantis, welche nach der Be&#x017F;chreibung der Al-<lb/>
ten in der Gegend gelegen hat, wo &#x017F;ich jetzo das At-<lb/>
lanti&#x017F;che Meer befindet. Wenig&#x017F;tens gehen alle Nach-<lb/>
richten u&#x0364;berein&#x017F;timmend dahin, daß die Jn&#x017F;ul Atlan-<lb/>
tis u&#x0364;ber die Sa&#x0364;ulen des Hercules hinaus gelegen habe,<lb/>
das i&#x017F;t, man hat durch die Meerenge von Gibraltar<lb/>
nach die&#x017F;er großen Jn&#x017F;ul &#x017F;chiffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Man weis,<lb/>
daß die Alten der&#x017F;elben eine ungeheure Gro&#x0364;ße beyle-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 5</fw><fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0229] zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle. das Schiff in dieſer Gegend verungluͤcket iſt. Ver- muthlich iſt dieſes auf die Art geſchehen, daß dieſes Schiff auf einem Felſen oder Sandbank ſitzen geblie- ben iſt, und die Menſchen darinn ohne Rettung vor Hunger umgekommen ſind. Nachherige Ueberſchwem- mungen oder Entſtehung neuer Gebirge an dieſer Stelle, die von dem unterirrdiſchen Feuer in die Hoͤhe getrieben worden ſind, haben veruhrſachet, daß die- ſes Schiff unter einem Gebirge begraben worden. Al- lein, was vor einen unermeßlichen Zeitraum und was vor ein ſehr hohes Alterthum des Erdcoͤrpers muß man nicht bey dieſer Begebenheit vorausſetzen. Einige hunderttauſend Jahre reichen kaum zu, ehe dieſes al- les hat geſchehen koͤnnen. Dennoch ſiehet man, daß die Menſchen auch bey denen alleraͤlteſten Bewohnun- gen dieſes Erdcoͤrpers ſich derjenigen Kuͤnſte befliſſen haben, die ihnen Bequehmlichkeiten und Sicherheit verſchaffen konnten. Sie haben nicht allein die Schiff- fahrt getrieben, ſondern ſind auch mit Waffen zu ih- rer Vertheidigung verſehen geweſen. Eine der groͤßten und merkwuͤrdigſten Begeben- heiten in dem Alterthum iſt der Untergang der großen Jnſul Atlantis, welche nach der Beſchreibung der Al- ten in der Gegend gelegen hat, wo ſich jetzo das At- lantiſche Meer befindet. Wenigſtens gehen alle Nach- richten uͤbereinſtimmend dahin, daß die Jnſul Atlan- tis uͤber die Saͤulen des Hercules hinaus gelegen habe, das iſt, man hat durch die Meerenge von Gibraltar nach dieſer großen Jnſul ſchiffen muͤſſen. Man weis, daß die Alten derſelben eine ungeheure Groͤße beyle- gen, N 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/229
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/229>, abgerufen am 21.11.2024.