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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VI. Abschn. Das Meer verändert
trachtungen anstellet; so scheinet es fast, daß man
daraus den Schluß machen müsse, daß die Verände-
rung der Pole noch heutiges Tages geschehe; jedoch
nur nach und nach, und fast auf eine unmerkliche Art,
dennoch aber unausgesetzt immer fortdaure, so, daß
diese Veränderung der Pole eine besondere Bewegung
des Erdcörpers auszumachen scheinet, die uns zeithero
noch unbekannt gewesen ist. Diese immer fortdauren-
de, jedoch unmerkliche Veränderung der Pole schei-
net noch durch andere Umstände und Verhältnisse un-
sers Erdcörpers bestätiget zu werden, und die Sache
ist so wichtig, daß sie wohl verdienet, in genaue Be-
trachtung gezogen und in gegenwärtiger Geschichte an-
geführet zu werden; gesetzt, daß es auch nur bloße
Muthmaßungen wären, die noch zur Zeit nicht genug-
sam aufgeklähret werden könnten.

Es wollen sehr viele vernünftige Leute bemerken,
daß Teutschland seit vierzig und funfzig Jahren, näm-
lich gegen die Zeit ihrer Jugend zu rechnen, eine
merklich kältere Himmelsgegend erlanget habe. Jn
der That weis ich mich noch selbst zu erinnern, daß
vor fünf und dreyßig und mehrern Jahren die Zeit des
Frühjahres und die angenehme Witterung viel früher,
und schon im Martio, ja wohl gar im Februario ein-
brach, und wir bereits im April und May die ange-
nehmste Jahreszeit, und gemeiniglich schon sehr war-
me Tage hatten. Jetzo muß man den März und
April noch vollkommen zu Wintermonathen rechnen;
und die erste Hälfte des May ist gemeiniglich noch von
so unangenehmer und kalter Witterung begleitet, daß

fast

VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert
trachtungen anſtellet; ſo ſcheinet es faſt, daß man
daraus den Schluß machen muͤſſe, daß die Veraͤnde-
rung der Pole noch heutiges Tages geſchehe; jedoch
nur nach und nach, und faſt auf eine unmerkliche Art,
dennoch aber unausgeſetzt immer fortdaure, ſo, daß
dieſe Veraͤnderung der Pole eine beſondere Bewegung
des Erdcoͤrpers auszumachen ſcheinet, die uns zeithero
noch unbekannt geweſen iſt. Dieſe immer fortdauren-
de, jedoch unmerkliche Veraͤnderung der Pole ſchei-
net noch durch andere Umſtaͤnde und Verhaͤltniſſe un-
ſers Erdcoͤrpers beſtaͤtiget zu werden, und die Sache
iſt ſo wichtig, daß ſie wohl verdienet, in genaue Be-
trachtung gezogen und in gegenwaͤrtiger Geſchichte an-
gefuͤhret zu werden; geſetzt, daß es auch nur bloße
Muthmaßungen waͤren, die noch zur Zeit nicht genug-
ſam aufgeklaͤhret werden koͤnnten.

Es wollen ſehr viele vernuͤnftige Leute bemerken,
daß Teutſchland ſeit vierzig und funfzig Jahren, naͤm-
lich gegen die Zeit ihrer Jugend zu rechnen, eine
merklich kaͤltere Himmelsgegend erlanget habe. Jn
der That weis ich mich noch ſelbſt zu erinnern, daß
vor fuͤnf und dreyßig und mehrern Jahren die Zeit des
Fruͤhjahres und die angenehme Witterung viel fruͤher,
und ſchon im Martio, ja wohl gar im Februario ein-
brach, und wir bereits im April und May die ange-
nehmſte Jahreszeit, und gemeiniglich ſchon ſehr war-
me Tage hatten. Jetzo muß man den Maͤrz und
April noch vollkommen zu Wintermonathen rechnen;
und die erſte Haͤlfte des May iſt gemeiniglich noch von
ſo unangenehmer und kalter Witterung begleitet, daß

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[218/0246] VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert trachtungen anſtellet; ſo ſcheinet es faſt, daß man daraus den Schluß machen muͤſſe, daß die Veraͤnde- rung der Pole noch heutiges Tages geſchehe; jedoch nur nach und nach, und faſt auf eine unmerkliche Art, dennoch aber unausgeſetzt immer fortdaure, ſo, daß dieſe Veraͤnderung der Pole eine beſondere Bewegung des Erdcoͤrpers auszumachen ſcheinet, die uns zeithero noch unbekannt geweſen iſt. Dieſe immer fortdauren- de, jedoch unmerkliche Veraͤnderung der Pole ſchei- net noch durch andere Umſtaͤnde und Verhaͤltniſſe un- ſers Erdcoͤrpers beſtaͤtiget zu werden, und die Sache iſt ſo wichtig, daß ſie wohl verdienet, in genaue Be- trachtung gezogen und in gegenwaͤrtiger Geſchichte an- gefuͤhret zu werden; geſetzt, daß es auch nur bloße Muthmaßungen waͤren, die noch zur Zeit nicht genug- ſam aufgeklaͤhret werden koͤnnten. Es wollen ſehr viele vernuͤnftige Leute bemerken, daß Teutſchland ſeit vierzig und funfzig Jahren, naͤm- lich gegen die Zeit ihrer Jugend zu rechnen, eine merklich kaͤltere Himmelsgegend erlanget habe. Jn der That weis ich mich noch ſelbſt zu erinnern, daß vor fuͤnf und dreyßig und mehrern Jahren die Zeit des Fruͤhjahres und die angenehme Witterung viel fruͤher, und ſchon im Martio, ja wohl gar im Februario ein- brach, und wir bereits im April und May die ange- nehmſte Jahreszeit, und gemeiniglich ſchon ſehr war- me Tage hatten. Jetzo muß man den Maͤrz und April noch vollkommen zu Wintermonathen rechnen; und die erſte Haͤlfte des May iſt gemeiniglich noch von ſo unangenehmer und kalter Witterung begleitet, daß faſt

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/246>, abgerufen am 24.11.2024.