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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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zu verschiedenen Mahlen bewohnt gewesen.
Sie beschrieb die Größe, Lage und Stellung des Kin-
des in der Magd Leibe so genau, daß sie dadurch alle
mögliche Aufmerksamkeit erregen mußte; und als die
Sache durch den Erfolg bestätiget wurde, so übten alle
vornehme Damen in Lissabon die verwundernswürdige
Gabe dieses Kindes dadurch, daß sie ihre trächtigen
Schooßhündinnen zu derselben brachten, und sich von
derselben vorher sagen ließen, mit wie viel Jungen
ihr Schooßhündchen trächtig sey, und von was vor
Farbe die Jungen wären. Dasjenige, was das Kind
hierüber aussagte, wurde hernach allemahl richtig be-
funden. Bey heranwachsenden reiferen Jahren ge-
brauchte dieses Frauenzimmer, welches gar nicht von
armen und unangesehenen Aeltern abstammte, ihre
verwundernswürdige Eigenschaft, durch alle dichte Cör-
per hindurch zu sehen, daß sie sowohl Diebstähle in
denen verborgensten Winkeln der Häuser entdeckte, als
daß sie auch denenjenigen, die Brunnen graben, oder
Metalle oder dergleichen unter der Erde suchen woll-
ten, die Quellen, oder was sonst dem Endzweck ihres
Suchens gemäß war, anzeigete. Es ist in der That
zu bedauren, daß das Vorhaben der Academie zu Pa-
ris dieses erstaunenswürdige Frauenzimmer, welches
überdem eine große Schönheit besessen hat, nicht in
Erfüllung gekommen ist, dasselbe persönlich nach Pa-
ris kommen zu lassen, um zu untersuchen, ob diese
erstaunliche Eigenschaft in der natürlichen Beschaffen-
heit ihrer Augen, oder sonst in einer natürlichen Ei-
genschaft ihres Cörpers einen begreiflichen Grund ge-
habt habe; ein Vorhaben, welches theils durch die
Eifersucht ihres Ehemannes, des Herrn Gamasche,

welcher
Q 3

zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
Sie beſchrieb die Groͤße, Lage und Stellung des Kin-
des in der Magd Leibe ſo genau, daß ſie dadurch alle
moͤgliche Aufmerkſamkeit erregen mußte; und als die
Sache durch den Erfolg beſtaͤtiget wurde, ſo uͤbten alle
vornehme Damen in Liſſabon die verwundernswuͤrdige
Gabe dieſes Kindes dadurch, daß ſie ihre traͤchtigen
Schooßhuͤndinnen zu derſelben brachten, und ſich von
derſelben vorher ſagen ließen, mit wie viel Jungen
ihr Schooßhuͤndchen traͤchtig ſey, und von was vor
Farbe die Jungen waͤren. Dasjenige, was das Kind
hieruͤber ausſagte, wurde hernach allemahl richtig be-
funden. Bey heranwachſenden reiferen Jahren ge-
brauchte dieſes Frauenzimmer, welches gar nicht von
armen und unangeſehenen Aeltern abſtammte, ihre
verwundernswuͤrdige Eigenſchaft, durch alle dichte Coͤr-
per hindurch zu ſehen, daß ſie ſowohl Diebſtaͤhle in
denen verborgenſten Winkeln der Haͤuſer entdeckte, als
daß ſie auch denenjenigen, die Brunnen graben, oder
Metalle oder dergleichen unter der Erde ſuchen woll-
ten, die Quellen, oder was ſonſt dem Endzweck ihres
Suchens gemaͤß war, anzeigete. Es iſt in der That
zu bedauren, daß das Vorhaben der Academie zu Pa-
ris dieſes erſtaunenswuͤrdige Frauenzimmer, welches
uͤberdem eine große Schoͤnheit beſeſſen hat, nicht in
Erfuͤllung gekommen iſt, daſſelbe perſoͤnlich nach Pa-
ris kommen zu laſſen, um zu unterſuchen, ob dieſe
erſtaunliche Eigenſchaft in der natuͤrlichen Beſchaffen-
heit ihrer Augen, oder ſonſt in einer natuͤrlichen Ei-
genſchaft ihres Coͤrpers einen begreiflichen Grund ge-
habt habe; ein Vorhaben, welches theils durch die
Eiferſucht ihres Ehemannes, des Herrn Gamaſche,

welcher
Q 3
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[245/0273] zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen. Sie beſchrieb die Groͤße, Lage und Stellung des Kin- des in der Magd Leibe ſo genau, daß ſie dadurch alle moͤgliche Aufmerkſamkeit erregen mußte; und als die Sache durch den Erfolg beſtaͤtiget wurde, ſo uͤbten alle vornehme Damen in Liſſabon die verwundernswuͤrdige Gabe dieſes Kindes dadurch, daß ſie ihre traͤchtigen Schooßhuͤndinnen zu derſelben brachten, und ſich von derſelben vorher ſagen ließen, mit wie viel Jungen ihr Schooßhuͤndchen traͤchtig ſey, und von was vor Farbe die Jungen waͤren. Dasjenige, was das Kind hieruͤber ausſagte, wurde hernach allemahl richtig be- funden. Bey heranwachſenden reiferen Jahren ge- brauchte dieſes Frauenzimmer, welches gar nicht von armen und unangeſehenen Aeltern abſtammte, ihre verwundernswuͤrdige Eigenſchaft, durch alle dichte Coͤr- per hindurch zu ſehen, daß ſie ſowohl Diebſtaͤhle in denen verborgenſten Winkeln der Haͤuſer entdeckte, als daß ſie auch denenjenigen, die Brunnen graben, oder Metalle oder dergleichen unter der Erde ſuchen woll- ten, die Quellen, oder was ſonſt dem Endzweck ihres Suchens gemaͤß war, anzeigete. Es iſt in der That zu bedauren, daß das Vorhaben der Academie zu Pa- ris dieſes erſtaunenswuͤrdige Frauenzimmer, welches uͤberdem eine große Schoͤnheit beſeſſen hat, nicht in Erfuͤllung gekommen iſt, daſſelbe perſoͤnlich nach Pa- ris kommen zu laſſen, um zu unterſuchen, ob dieſe erſtaunliche Eigenſchaft in der natuͤrlichen Beſchaffen- heit ihrer Augen, oder ſonſt in einer natuͤrlichen Ei- genſchaft ihres Coͤrpers einen begreiflichen Grund ge- habt habe; ein Vorhaben, welches theils durch die Eiferſucht ihres Ehemannes, des Herrn Gamaſche, welcher Q 3

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/273>, abgerufen am 26.11.2024.