dieser Oehlbaum mit seinen Wurzeln in Felsenritzen eingetrungen gewesen wäre, halten gegen diese unläug- bare Folge den Probierstein nicht aus. Ohngeachtet dieser Voraussetzung, wenn er einmahl aller lockern Erde beraubet gewesen wäre; so würde er gegen die Gewalt der Wasser der Sündfluth, welche große Kie- sel- und andere Steine von vielen Centnern, die wir als die unterste Lage vieler Berge wahrnehmen, fort- gerollet haben müssen, sich nicht haben aufrecht erhal- ten können.
Wenn demnach nach Verlauf der Sündfluth die Bäume auf der Oberfläche der Erde annoch aufrecht gestanden haben; so liegt daraus klar zu Tage, daß die Sündfluth keinesweges die lockere Erde auf un- serm Weltcörper losgeweichet und in sich genommen haben kann. Hieraus folget demnach ungezweifelt und unwidersprechlich, daß, so wenig die Flötzgebirge und verschiedene Erdschichten von der Sündfluth ent- standen, als die Versteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche damahls so tief unter die Erde gekommen sind. Man siehet also, daß die ganze Auflösung und Erklährung von diesen Dingen ganz und gar nichts taugt, und daß man zu andern Uhrsachen seine Zu- flucht nehmen muß, um die Spuhren und Merkzei- chen so vieler auf dem Erdcörper vorgegangenen gros- sen Veränderungen zu erläutern.
Zwar kann man nicht läugnen, daß bey diesem aus denen bereits fast verlaufenen Wassern der Sünd- fluth hervorgeragten Oehlbaume noch immer einige kleine Zweifel und Bedenklichkeiten übrig bleiben.
Wir
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einiger Einwuͤrfe.
dieſer Oehlbaum mit ſeinen Wurzeln in Felſenritzen eingetrungen geweſen waͤre, halten gegen dieſe unlaͤug- bare Folge den Probierſtein nicht aus. Ohngeachtet dieſer Vorausſetzung, wenn er einmahl aller lockern Erde beraubet geweſen waͤre; ſo wuͤrde er gegen die Gewalt der Waſſer der Suͤndfluth, welche große Kie- ſel- und andere Steine von vielen Centnern, die wir als die unterſte Lage vieler Berge wahrnehmen, fort- gerollet haben muͤſſen, ſich nicht haben aufrecht erhal- ten koͤnnen.
Wenn demnach nach Verlauf der Suͤndfluth die Baͤume auf der Oberflaͤche der Erde annoch aufrecht geſtanden haben; ſo liegt daraus klar zu Tage, daß die Suͤndfluth keinesweges die lockere Erde auf un- ſerm Weltcoͤrper losgeweichet und in ſich genommen haben kann. Hieraus folget demnach ungezweifelt und unwiderſprechlich, daß, ſo wenig die Floͤtzgebirge und verſchiedene Erdſchichten von der Suͤndfluth ent- ſtanden, als die Verſteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche damahls ſo tief unter die Erde gekommen ſind. Man ſiehet alſo, daß die ganze Aufloͤſung und Erklaͤhrung von dieſen Dingen ganz und gar nichts taugt, und daß man zu andern Uhrſachen ſeine Zu- flucht nehmen muß, um die Spuhren und Merkzei- chen ſo vieler auf dem Erdcoͤrper vorgegangenen groſ- ſen Veraͤnderungen zu erlaͤutern.
Zwar kann man nicht laͤugnen, daß bey dieſem aus denen bereits faſt verlaufenen Waſſern der Suͤnd- fluth hervorgeragten Oehlbaume noch immer einige kleine Zweifel und Bedenklichkeiten uͤbrig bleiben.
Wir
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einiger Einwuͤrfe.
dieſer Oehlbaum mit ſeinen Wurzeln in Felſenritzen
eingetrungen geweſen waͤre, halten gegen dieſe unlaͤug-
bare Folge den Probierſtein nicht aus. Ohngeachtet
dieſer Vorausſetzung, wenn er einmahl aller lockern
Erde beraubet geweſen waͤre; ſo wuͤrde er gegen die
Gewalt der Waſſer der Suͤndfluth, welche große Kie-
ſel- und andere Steine von vielen Centnern, die wir
als die unterſte Lage vieler Berge wahrnehmen, fort-
gerollet haben muͤſſen, ſich nicht haben aufrecht erhal-
ten koͤnnen.
Wenn demnach nach Verlauf der Suͤndfluth die
Baͤume auf der Oberflaͤche der Erde annoch aufrecht
geſtanden haben; ſo liegt daraus klar zu Tage, daß
die Suͤndfluth keinesweges die lockere Erde auf un-
ſerm Weltcoͤrper losgeweichet und in ſich genommen
haben kann. Hieraus folget demnach ungezweifelt
und unwiderſprechlich, daß, ſo wenig die Floͤtzgebirge
und verſchiedene Erdſchichten von der Suͤndfluth ent-
ſtanden, als die Verſteinerungen aus dem Thier- und
Pflanzenreiche damahls ſo tief unter die Erde gekommen
ſind. Man ſiehet alſo, daß die ganze Aufloͤſung und
Erklaͤhrung von dieſen Dingen ganz und gar nichts
taugt, und daß man zu andern Uhrſachen ſeine Zu-
flucht nehmen muß, um die Spuhren und Merkzei-
chen ſo vieler auf dem Erdcoͤrper vorgegangenen groſ-
ſen Veraͤnderungen zu erlaͤutern.
Zwar kann man nicht laͤugnen, daß bey dieſem
aus denen bereits faſt verlaufenen Waſſern der Suͤnd-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/309>, abgerufen am 20.07.2024.
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