Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.I. Abschn. Von der Beschaffenheit nen Kalkstein gefunden, aus welchem, nach des Ver-fassers Lehrgebäude, der Felsen, der Rücken oder der Kern der Gebirge bestehen soll f). Wenn aber die- ses keine hohe Felsen oder Kern vom Gebirge sind; so giebt es dergleichen gewiß nirgends. Man siehet dem- nach hieraus offenbahr, daß die gerühmte Kenntniß des Verfassers auch von übrigen Gebirgen in andern Oesterreichischen Landen, außer dem Bannat und Sie- benbürgen, auf dem Probiersteine nicht sonderlichen Strich hält; und wenn man daraus auf seine große Erfahrungen in denen Siebenbürgischen und Banna- tischen Gebirgen, weshalb er alle Gelehrte, die in ihren f) Jn der Abhandlung von dem Uhrsprunge der Gebirge
und der Erzgänge Iste Abtheilung S. 30. behauptet eben dieser Verfasser, daß die hohen Felsengebirge, oder der Rücken und Kern der Gebirge, die nach seinem Sy- stem allemahl von feinem Kalkstein sind, niemahls Spal- ten und Klüfte hätten, die mit Erz erfüllet wären, son- dern daß vielmehr diese Felsen ganz gleichartig ohne alle Ritzen und Fugen wären, und daß man Erzgänge allezeit darinnen vergeblich suchen würde. Wie wenig dieses mit der Erfahrung übereinstimmet, werden wahre und große Bergverständige von selbst leicht urtheilen; das- jenige aber, was ich oben im Texte von denen in den sehr hohen und steilen Felsengebirgen in Niederösterreich angelegten Bergwerken und entdeckten Erzgängen ange- führet habe, beweiset offenbahr die Unrichtigkeit seines vermeynten Lehrgebäudes. Jch habe in diesen erstaun- lich hohen Felsen an mehr als neun Orthen die ergiebig- sten Erzgänge, theils von denen edelsten Metallen entde- cket, die noch unbekannt sind, und dem Oesterreichi- schen Staate eben so großen und noch größern Nutzen verschaffen könnten, als das reiche Annaberger Berg- werk. Dennoch habe ich nur noch einen geringen und gewiß kaum den zwanzigsten Theil von dem weiten Um- fange dieser hohen Felsen untersuchet. I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit nen Kalkſtein gefunden, aus welchem, nach des Ver-faſſers Lehrgebaͤude, der Felſen, der Ruͤcken oder der Kern der Gebirge beſtehen ſoll f). Wenn aber die- ſes keine hohe Felſen oder Kern vom Gebirge ſind; ſo giebt es dergleichen gewiß nirgends. Man ſiehet dem- nach hieraus offenbahr, daß die geruͤhmte Kenntniß des Verfaſſers auch von uͤbrigen Gebirgen in andern Oeſterreichiſchen Landen, außer dem Bannat und Sie- benbuͤrgen, auf dem Probierſteine nicht ſonderlichen Strich haͤlt; und wenn man daraus auf ſeine große Erfahrungen in denen Siebenbuͤrgiſchen und Banna- tiſchen Gebirgen, weshalb er alle Gelehrte, die in ihren f) Jn der Abhandlung von dem Uhrſprunge der Gebirge
und der Erzgaͤnge Iſte Abtheilung S. 30. behauptet eben dieſer Verfaſſer, daß die hohen Felſengebirge, oder der Ruͤcken und Kern der Gebirge, die nach ſeinem Sy- ſtem allemahl von feinem Kalkſtein ſind, niemahls Spal- ten und Kluͤfte haͤtten, die mit Erz erfuͤllet waͤren, ſon- dern daß vielmehr dieſe Felſen ganz gleichartig ohne alle Ritzen und Fugen waͤren, und daß man Erzgaͤnge allezeit darinnen vergeblich ſuchen wuͤrde. Wie wenig dieſes mit der Erfahrung uͤbereinſtimmet, werden wahre und große Bergverſtaͤndige von ſelbſt leicht urtheilen; das- jenige aber, was ich oben im Texte von denen in den ſehr hohen und ſteilen Felſengebirgen in Niederoͤſterreich angelegten Bergwerken und entdeckten Erzgaͤngen ange- fuͤhret habe, beweiſet offenbahr die Unrichtigkeit ſeines vermeynten Lehrgebaͤudes. Jch habe in dieſen erſtaun- lich hohen Felſen an mehr als neun Orthen die ergiebig- ſten Erzgaͤnge, theils von denen edelſten Metallen entde- cket, die noch unbekannt ſind, und dem Oeſterreichi- ſchen Staate eben ſo großen und noch groͤßern Nutzen verſchaffen koͤnnten, als das reiche Annaberger Berg- werk. Dennoch habe ich nur noch einen geringen und gewiß kaum den zwanzigſten Theil von dem weiten Um- fange dieſer hohen Felſen unterſuchet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="56"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Von der Beſchaffenheit</hi></fw><lb/> nen Kalkſtein gefunden, aus welchem, nach des Ver-<lb/> faſſers Lehrgebaͤude, der Felſen, der Ruͤcken oder der<lb/> Kern der Gebirge beſtehen ſoll <note place="foot" n="f)">Jn der Abhandlung von dem Uhrſprunge der Gebirge<lb/> und der Erzgaͤnge <hi rendition="#aq">I</hi>ſte Abtheilung S. 30. behauptet<lb/> eben dieſer Verfaſſer, daß die hohen Felſengebirge, oder<lb/> der Ruͤcken und Kern der Gebirge, die nach ſeinem Sy-<lb/> ſtem allemahl von feinem Kalkſtein ſind, niemahls Spal-<lb/> ten und Kluͤfte haͤtten, die mit Erz erfuͤllet waͤren, ſon-<lb/> dern daß vielmehr dieſe Felſen ganz gleichartig ohne alle<lb/> Ritzen und Fugen waͤren, und daß man Erzgaͤnge allezeit<lb/> darinnen vergeblich ſuchen wuͤrde. Wie wenig dieſes<lb/> mit der Erfahrung uͤbereinſtimmet, werden wahre und<lb/> große Bergverſtaͤndige von ſelbſt leicht urtheilen; das-<lb/> jenige aber, was ich oben im Texte von denen in den<lb/> ſehr hohen und ſteilen Felſengebirgen in Niederoͤſterreich<lb/> angelegten Bergwerken und entdeckten Erzgaͤngen ange-<lb/> fuͤhret habe, beweiſet offenbahr die Unrichtigkeit ſeines<lb/> vermeynten Lehrgebaͤudes. Jch habe in dieſen erſtaun-<lb/> lich hohen Felſen an mehr als neun Orthen die ergiebig-<lb/> ſten Erzgaͤnge, theils von denen edelſten Metallen entde-<lb/> cket, die noch unbekannt ſind, und dem Oeſterreichi-<lb/> ſchen Staate eben ſo großen und noch groͤßern Nutzen<lb/> verſchaffen koͤnnten, als das reiche Annaberger Berg-<lb/> werk. Dennoch habe ich nur noch einen geringen und<lb/> gewiß kaum den zwanzigſten Theil von dem weiten Um-<lb/> fange dieſer hohen Felſen unterſuchet.</note>. Wenn aber die-<lb/> ſes keine hohe Felſen oder Kern vom Gebirge ſind; ſo<lb/> giebt es dergleichen gewiß nirgends. Man ſiehet dem-<lb/> nach hieraus offenbahr, daß die geruͤhmte Kenntniß<lb/> des Verfaſſers auch von uͤbrigen Gebirgen in andern<lb/> Oeſterreichiſchen Landen, außer dem Bannat und Sie-<lb/> benbuͤrgen, auf dem Probierſteine nicht ſonderlichen<lb/> Strich haͤlt; und wenn man daraus auf ſeine große<lb/> Erfahrungen in denen Siebenbuͤrgiſchen und Banna-<lb/> tiſchen Gebirgen, weshalb er alle Gelehrte, die in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihren</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0084]
I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit
nen Kalkſtein gefunden, aus welchem, nach des Ver-
faſſers Lehrgebaͤude, der Felſen, der Ruͤcken oder der
Kern der Gebirge beſtehen ſoll f). Wenn aber die-
ſes keine hohe Felſen oder Kern vom Gebirge ſind; ſo
giebt es dergleichen gewiß nirgends. Man ſiehet dem-
nach hieraus offenbahr, daß die geruͤhmte Kenntniß
des Verfaſſers auch von uͤbrigen Gebirgen in andern
Oeſterreichiſchen Landen, außer dem Bannat und Sie-
benbuͤrgen, auf dem Probierſteine nicht ſonderlichen
Strich haͤlt; und wenn man daraus auf ſeine große
Erfahrungen in denen Siebenbuͤrgiſchen und Banna-
tiſchen Gebirgen, weshalb er alle Gelehrte, die in
ihren
f) Jn der Abhandlung von dem Uhrſprunge der Gebirge
und der Erzgaͤnge Iſte Abtheilung S. 30. behauptet
eben dieſer Verfaſſer, daß die hohen Felſengebirge, oder
der Ruͤcken und Kern der Gebirge, die nach ſeinem Sy-
ſtem allemahl von feinem Kalkſtein ſind, niemahls Spal-
ten und Kluͤfte haͤtten, die mit Erz erfuͤllet waͤren, ſon-
dern daß vielmehr dieſe Felſen ganz gleichartig ohne alle
Ritzen und Fugen waͤren, und daß man Erzgaͤnge allezeit
darinnen vergeblich ſuchen wuͤrde. Wie wenig dieſes
mit der Erfahrung uͤbereinſtimmet, werden wahre und
große Bergverſtaͤndige von ſelbſt leicht urtheilen; das-
jenige aber, was ich oben im Texte von denen in den
ſehr hohen und ſteilen Felſengebirgen in Niederoͤſterreich
angelegten Bergwerken und entdeckten Erzgaͤngen ange-
fuͤhret habe, beweiſet offenbahr die Unrichtigkeit ſeines
vermeynten Lehrgebaͤudes. Jch habe in dieſen erſtaun-
lich hohen Felſen an mehr als neun Orthen die ergiebig-
ſten Erzgaͤnge, theils von denen edelſten Metallen entde-
cket, die noch unbekannt ſind, und dem Oeſterreichi-
ſchen Staate eben ſo großen und noch groͤßern Nutzen
verſchaffen koͤnnten, als das reiche Annaberger Berg-
werk. Dennoch habe ich nur noch einen geringen und
gewiß kaum den zwanzigſten Theil von dem weiten Um-
fange dieſer hohen Felſen unterſuchet.
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