Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.I. Abschn. Von der Beschaffenheit den größten Theil der Lüneburgischen Lande und dasHerzogthum Bremen mit dazu rechnet, mit welchen es eine gleiche Beschaffenheit hat, befindet sich kein einziges hohes oder nur mittelmäßiges Felsengebirge, daran sich die Fluthen hätten stoßen können. Den- noch wird man allenthalben in diesen Landen eine große Menge von Flötzgebirgen, Sand- und Leimenbergen gewahr, davon einige, wie zum Exempel bey Lands- berg an der Warthe, die bey Rüdersdorf in der Chur- mark, die zwischen Cüstrin und Frankfurth an der Oder, die bey Freyenwalde und Königswalde, und viele andere in dem Mecklenburgischen und Lüneburgi- schen eine ansehnliche Höhe haben, so, daß man über eine halbe Stunde bis auf ihren Gipfel zu steigen hat. Nichts ist aber so gewiß, als daß dieses alles weiter nichts als Flötzgebirge, oder Leimen- und Sand- berge sind, wie durch Anlegung von Alaun- und Ei- senwerken, wie auch Steinbrüche, Kalk- Sand- und Leimengruben genugsam untersuchet und gefunden wor- den, ohne daß sich das geringste Felsengebirge oder ein Rücken und Kern von Felsen daran wahrneh- men und finden lassen. Alles dieses leget genugsam zu Tage, wie wenig das vermeynte Lehrgebäude des Verfassers nur auf den ersten Anblick und bey weni- gen Untersuchungen die Probe aushält. Jn der That würden Schriften von der Beschaf- geneigt
I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit den groͤßten Theil der Luͤneburgiſchen Lande und dasHerzogthum Bremen mit dazu rechnet, mit welchen es eine gleiche Beſchaffenheit hat, befindet ſich kein einziges hohes oder nur mittelmaͤßiges Felſengebirge, daran ſich die Fluthen haͤtten ſtoßen koͤnnen. Den- noch wird man allenthalben in dieſen Landen eine große Menge von Floͤtzgebirgen, Sand- und Leimenbergen gewahr, davon einige, wie zum Exempel bey Lands- berg an der Warthe, die bey Ruͤdersdorf in der Chur- mark, die zwiſchen Cuͤſtrin und Frankfurth an der Oder, die bey Freyenwalde und Koͤnigswalde, und viele andere in dem Mecklenburgiſchen und Luͤneburgi- ſchen eine anſehnliche Hoͤhe haben, ſo, daß man uͤber eine halbe Stunde bis auf ihren Gipfel zu ſteigen hat. Nichts iſt aber ſo gewiß, als daß dieſes alles weiter nichts als Floͤtzgebirge, oder Leimen- und Sand- berge ſind, wie durch Anlegung von Alaun- und Ei- ſenwerken, wie auch Steinbruͤche, Kalk- Sand- und Leimengruben genugſam unterſuchet und gefunden wor- den, ohne daß ſich das geringſte Felſengebirge oder ein Ruͤcken und Kern von Felſen daran wahrneh- men und finden laſſen. Alles dieſes leget genugſam zu Tage, wie wenig das vermeynte Lehrgebaͤude des Verfaſſers nur auf den erſten Anblick und bey weni- gen Unterſuchungen die Probe aushaͤlt. Jn der That wuͤrden Schriften von der Beſchaf- geneigt
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I. Abſchn. Von der Beſchaffenheit
den groͤßten Theil der Luͤneburgiſchen Lande und das
Herzogthum Bremen mit dazu rechnet, mit welchen
es eine gleiche Beſchaffenheit hat, befindet ſich kein
einziges hohes oder nur mittelmaͤßiges Felſengebirge,
daran ſich die Fluthen haͤtten ſtoßen koͤnnen. Den-
noch wird man allenthalben in dieſen Landen eine große
Menge von Floͤtzgebirgen, Sand- und Leimenbergen
gewahr, davon einige, wie zum Exempel bey Lands-
berg an der Warthe, die bey Ruͤdersdorf in der Chur-
mark, die zwiſchen Cuͤſtrin und Frankfurth an der
Oder, die bey Freyenwalde und Koͤnigswalde, und
viele andere in dem Mecklenburgiſchen und Luͤneburgi-
ſchen eine anſehnliche Hoͤhe haben, ſo, daß man uͤber
eine halbe Stunde bis auf ihren Gipfel zu ſteigen
hat. Nichts iſt aber ſo gewiß, als daß dieſes alles
weiter nichts als Floͤtzgebirge, oder Leimen- und Sand-
berge ſind, wie durch Anlegung von Alaun- und Ei-
ſenwerken, wie auch Steinbruͤche, Kalk- Sand- und
Leimengruben genugſam unterſuchet und gefunden wor-
den, ohne daß ſich das geringſte Felſengebirge oder
ein Ruͤcken und Kern von Felſen daran wahrneh-
men und finden laſſen. Alles dieſes leget genugſam
zu Tage, wie wenig das vermeynte Lehrgebaͤude des
Verfaſſers nur auf den erſten Anblick und bey weni-
gen Unterſuchungen die Probe aushaͤlt.
Jn der That wuͤrden Schriften von der Beſchaf-
fenheit der Gebirge in gewiſſen Laͤndern und Gegen-
den ihren großen Nutzen haben, und Naturforſchern
von genugſamer Einſicht ſehr zu ſtatten kommen;
wenn nur nicht die Verfaſſer ſolcher Schriften ſo ſehr
geneigt
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