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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die Königin Maria.
gen Castilierin auf, auch ging sie mit dem grössten Widerwillen
ins Ausland. Sie war eine kühne Jägerin, Gongora singt in einer
seiner Canzonen von dem Eber, den diese Cintia espannola mit der
Büchse zur Strecke brachte. Bei der stürmischen Landung in
Genua gab sie allen
ein Beispiel der Be-
herztheit, sie war ge-
wiss nicht "nervös" 1).
Als sie dem Prinzen
von Wales bei jener
Fahrt im Prado zum
erstenmale begeg-
nete, und der König
sie neckte: "Das ist
dein Galan; was hat
deine Schönheit für
eine Macht, aus so
fernen Landen hat
sie ihn hierherge-
lockt"; fragte sie
trocken, ob er katho-
lisch sei: "Nie werde
ich einen Ketzer hei-
rathen; lieber nehme
ich den Schleier bei
den Barfüsserinnen,
um Ew. Majestät In-
teresse zu retten."
Baglioni beschreibt
ihre Tagesordnung
in Barcelona: Kir-
[Abbildung]

Die Königin Maria von Ungarn.

chenbesuche an den Indulgenztagen, Speisung armer Frauen in
den Fasten, Fusswaschung eines Knaben, Besteigung des Mon-
serrat zu Fuss und auf des Abts Esel; Privatstiergefechte mit
burlesken Kostümen und Erfindungen; Uebung der von Madrid
mitgebrachten Ballete. Puntillosa bis zum äussersten.

Doch um auf Velazquez Sendung nach Neapel zurückzukom-
men. Der König hatte sich also in dem Augenblick, wo seine
Schwester das Reich für immer verlassen sollte, erinnert, dass

1) W. Burger, Galerie Suermondt, 99: la tete nerveuse.

Die Königin Maria.
gen Castilierin auf, auch ging sie mit dem grössten Widerwillen
ins Ausland. Sie war eine kühne Jägerin, Gongora singt in einer
seiner Canzonen von dem Eber, den diese Cintia española mit der
Büchse zur Strecke brachte. Bei der stürmischen Landung in
Genua gab sie allen
ein Beispiel der Be-
herztheit, sie war ge-
wiss nicht „nervös“ 1).
Als sie dem Prinzen
von Wales bei jener
Fahrt im Prado zum
erstenmale begeg-
nete, und der König
sie neckte: „Das ist
dein Galan; was hat
deine Schönheit für
eine Macht, aus so
fernen Landen hat
sie ihn hierherge-
lockt“; fragte sie
trocken, ob er katho-
lisch sei: „Nie werde
ich einen Ketzer hei-
rathen; lieber nehme
ich den Schleier bei
den Barfüsserinnen,
um Ew. Majestät In-
teresse zu retten.“
Baglioni beschreibt
ihre Tagesordnung
in Barcelona: Kir-
[Abbildung]

Die Königin Maria von Ungarn.

chenbesuche an den Indulgenztagen, Speisung armer Frauen in
den Fasten, Fusswaschung eines Knaben, Besteigung des Mon-
serrat zu Fuss und auf des Abts Esel; Privatstiergefechte mit
burlesken Kostümen und Erfindungen; Uebung der von Madrid
mitgebrachten Ballete. Puntillosa bis zum äussersten.

Doch um auf Velazquez Sendung nach Neapel zurückzukom-
men. Der König hatte sich also in dem Augenblick, wo seine
Schwester das Reich für immer verlassen sollte, erinnert, dass

1) W. Burger, Galerie Suermondt, 99: la tête nerveuse.
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[313/0339] Die Königin Maria. gen Castilierin auf, auch ging sie mit dem grössten Widerwillen ins Ausland. Sie war eine kühne Jägerin, Gongora singt in einer seiner Canzonen von dem Eber, den diese Cintia española mit der Büchse zur Strecke brachte. Bei der stürmischen Landung in Genua gab sie allen ein Beispiel der Be- herztheit, sie war ge- wiss nicht „nervös“ 1). Als sie dem Prinzen von Wales bei jener Fahrt im Prado zum erstenmale begeg- nete, und der König sie neckte: „Das ist dein Galan; was hat deine Schönheit für eine Macht, aus so fernen Landen hat sie ihn hierherge- lockt“; fragte sie trocken, ob er katho- lisch sei: „Nie werde ich einen Ketzer hei- rathen; lieber nehme ich den Schleier bei den Barfüsserinnen, um Ew. Majestät In- teresse zu retten.“ Baglioni beschreibt ihre Tagesordnung in Barcelona: Kir- [Abbildung Die Königin Maria von Ungarn.] chenbesuche an den Indulgenztagen, Speisung armer Frauen in den Fasten, Fusswaschung eines Knaben, Besteigung des Mon- serrat zu Fuss und auf des Abts Esel; Privatstiergefechte mit burlesken Kostümen und Erfindungen; Uebung der von Madrid mitgebrachten Ballete. Puntillosa bis zum äussersten. Doch um auf Velazquez Sendung nach Neapel zurückzukom- men. Der König hatte sich also in dem Augenblick, wo seine Schwester das Reich für immer verlassen sollte, erinnert, dass 1) W. Burger, Galerie Suermondt, 99: la tête nerveuse.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/339>, abgerufen am 24.11.2024.