Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Viertes Buch. aufgestellt, wonach der Ort fortan Casa del Buen Retiro de laMagestad Sua heissen sollte. Am 9. Januar 1633 wurde das Oratorium einer Einsiedelei von drei Bischöfen geweiht, denn die Kapelle ist der erste Raum, den die spanischen Könige in ihren Häusern einrichten. Und so erschien am 1. December der König mit dem ganzen Hof, um die neue Villa durch eine grosse Quadrille auf dem Theaterplatz zu eröffnen; auf andalusischem Schecken, in gesticktem nussbraunem Sammtrock, dem Geschenk der Königin, mit blauweissem Federbusch (der Farbe der In- fantin Isabella), rother Schärpe, grossem Schild und bewimpelter Lanze, ritt er mit Olivares parejas. Buen Retiro, schrieb damals Serrano, wird dasselbe sein was Monte Cavallo im Verhältniss zu Sankt Peter. -- Von dieser Schöpfung des Conde Duque ist seit der mili- Nur das älteste Denkmal jener Gegend, S. Geronimo mit Der neue Palast schloss sich nordostwärts an das Kloster Diese Gebäude waren weder solid noch schön, von billig- 1) E' morto il marchese della Torre, fratello del Cardinal Crescenzio, che
serviva a questa Maesta d' Architetto maggiore, e le fatiche, che durava nell' edifi- zio dei sepolcri regii dell' Escoriale, ma piu nelle Fabrica del Buen Retiro, per la Viertes Buch. aufgestellt, wonach der Ort fortan Casa del Buen Retiro de laMagestad Sua heissen sollte. Am 9. Januar 1633 wurde das Oratorium einer Einsiedelei von drei Bischöfen geweiht, denn die Kapelle ist der erste Raum, den die spanischen Könige in ihren Häusern einrichten. Und so erschien am 1. December der König mit dem ganzen Hof, um die neue Villa durch eine grosse Quadrille auf dem Theaterplatz zu eröffnen; auf andalusischem Schecken, in gesticktem nussbraunem Sammtrock, dem Geschenk der Königin, mit blauweissem Federbusch (der Farbe der In- fantin Isabella), rother Schärpe, grossem Schild und bewimpelter Lanze, ritt er mit Olivares parejas. Buen Retiro, schrieb damals Serrano, wird dasselbe sein was Monte Cavallo im Verhältniss zu Sankt Peter. — Von dieser Schöpfung des Conde Duque ist seit der mili- Nur das älteste Denkmal jener Gegend, S. Gerónimo mit Der neue Palast schloss sich nordostwärts an das Kloster Diese Gebäude waren weder solid noch schön, von billig- 1) E’ morto il marchese della Torre, fratello del Cardinal Crescenzio, che
serviva a questa Maestà d’ Architetto maggiore, e le fatiche, che durava nell’ edifi- zio dei sepolcri regii dell’ Escoriale, ma più nelle Fabrica del Buen Retiro, per la <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0364" n="338"/><fw place="top" type="header">Viertes Buch.</fw><lb/> aufgestellt, wonach der Ort fortan <hi rendition="#i">Casa del Buen Retiro de la<lb/> Magestad Sua</hi> heissen sollte. Am 9. Januar 1633 wurde das<lb/> Oratorium einer Einsiedelei von drei Bischöfen geweiht, denn<lb/> die Kapelle ist der erste Raum, den die spanischen Könige in<lb/> ihren Häusern einrichten. Und so erschien am 1. December der<lb/> König mit dem ganzen Hof, um die neue Villa durch eine grosse<lb/> Quadrille auf dem Theaterplatz zu eröffnen; auf andalusischem<lb/> Schecken, in gesticktem nussbraunem Sammtrock, dem Geschenk<lb/> der Königin, mit blauweissem Federbusch (der Farbe der In-<lb/> fantin Isabella), rother Schärpe, grossem Schild und bewimpelter<lb/> Lanze, ritt er mit Olivares <hi rendition="#i">parejas</hi>. Buen Retiro, schrieb damals<lb/> Serrano, wird dasselbe sein was Monte Cavallo im Verhältniss<lb/> zu Sankt Peter. —</p><lb/> <p>Von dieser Schöpfung des Conde Duque ist seit der mili-<lb/> tärischen Besetzung des Retiro in den Kriegen dieses Jahrhun-<lb/> derts wenig mehr übrig.</p><lb/> <p>Nur das älteste Denkmal jener Gegend, S. Gerónimo mit<lb/> seinem verfallenen Kreuzgang, hat alle Stürme überdauert, und<lb/> nordwärts ragt noch das merkwürdige Thor del Angel hervor,<lb/> an den neuen Eingang versetzt. Die Klosterleute wurden öfter<lb/> zu den Theatervorstellungen in den Einsiedeleien eingeladen,<lb/> wie sie ihrerseits gerne denen, welche in der Villa Vorrath für<lb/> Busse angehäuft hatten, ihre Pforten öffneten. „Denn hier, sagt<lb/> Serrano, wechseln Ceremonien, Audienzen, Etiketten mit andäch-<lb/> tigen Exercizien und Geisslungen, wie Schlaf und Wachen, eines<lb/> ruft das andere hervor“ (10. Dec. 1633).</p><lb/> <p>Der neue Palast schloss sich nordostwärts an das Kloster<lb/> und zwar unmittelbar an das Haus Philipp II. Er bildete ein<lb/> grosses Quadrat von 120 Fuss, mit dreizehn Fenstern und<lb/> Balkons im ersten, fünfundzwanzig im zweiten Stockwerk, nebst<lb/> vier Thürmen in den Ecken.</p><lb/> <p>Diese Gebäude waren weder solid noch schön, von billig-<lb/> stem Material, die kleinen schmucklosen Fenster, die langen<lb/> engen Zimmer schienen eher für ein Kloster als für einen Lust-<lb/> ort zu passen. Der Stil war noch nüchternes Cinquecento.<lb/> Dem Architekten Crescenzi war es ein Nagel zum Sarg; die<lb/> besten Ideen hatte der Florentiner Lotti angegeben<note xml:id="note-0364" next="#note-0365" place="foot" n="1)">E’ morto il marchese della Torre, fratello del Cardinal Crescenzio, che<lb/> serviva a questa Maestà d’ Architetto maggiore, e le fatiche, che durava nell’ edifi-<lb/> zio dei sepolcri regii dell’ Escoriale, ma più nelle Fabrica del Buen Retiro, per la</note>.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [338/0364]
Viertes Buch.
aufgestellt, wonach der Ort fortan Casa del Buen Retiro de la
Magestad Sua heissen sollte. Am 9. Januar 1633 wurde das
Oratorium einer Einsiedelei von drei Bischöfen geweiht, denn
die Kapelle ist der erste Raum, den die spanischen Könige in
ihren Häusern einrichten. Und so erschien am 1. December der
König mit dem ganzen Hof, um die neue Villa durch eine grosse
Quadrille auf dem Theaterplatz zu eröffnen; auf andalusischem
Schecken, in gesticktem nussbraunem Sammtrock, dem Geschenk
der Königin, mit blauweissem Federbusch (der Farbe der In-
fantin Isabella), rother Schärpe, grossem Schild und bewimpelter
Lanze, ritt er mit Olivares parejas. Buen Retiro, schrieb damals
Serrano, wird dasselbe sein was Monte Cavallo im Verhältniss
zu Sankt Peter. —
Von dieser Schöpfung des Conde Duque ist seit der mili-
tärischen Besetzung des Retiro in den Kriegen dieses Jahrhun-
derts wenig mehr übrig.
Nur das älteste Denkmal jener Gegend, S. Gerónimo mit
seinem verfallenen Kreuzgang, hat alle Stürme überdauert, und
nordwärts ragt noch das merkwürdige Thor del Angel hervor,
an den neuen Eingang versetzt. Die Klosterleute wurden öfter
zu den Theatervorstellungen in den Einsiedeleien eingeladen,
wie sie ihrerseits gerne denen, welche in der Villa Vorrath für
Busse angehäuft hatten, ihre Pforten öffneten. „Denn hier, sagt
Serrano, wechseln Ceremonien, Audienzen, Etiketten mit andäch-
tigen Exercizien und Geisslungen, wie Schlaf und Wachen, eines
ruft das andere hervor“ (10. Dec. 1633).
Der neue Palast schloss sich nordostwärts an das Kloster
und zwar unmittelbar an das Haus Philipp II. Er bildete ein
grosses Quadrat von 120 Fuss, mit dreizehn Fenstern und
Balkons im ersten, fünfundzwanzig im zweiten Stockwerk, nebst
vier Thürmen in den Ecken.
Diese Gebäude waren weder solid noch schön, von billig-
stem Material, die kleinen schmucklosen Fenster, die langen
engen Zimmer schienen eher für ein Kloster als für einen Lust-
ort zu passen. Der Stil war noch nüchternes Cinquecento.
Dem Architekten Crescenzi war es ein Nagel zum Sarg; die
besten Ideen hatte der Florentiner Lotti angegeben 1).
1) E’ morto il marchese della Torre, fratello del Cardinal Crescenzio, che
serviva a questa Maestà d’ Architetto maggiore, e le fatiche, che durava nell’ edifi-
zio dei sepolcri regii dell’ Escoriale, ma più nelle Fabrica del Buen Retiro, per la
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