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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Buen Retiro.

Noch sieht man im wüsten Felde ein Stück des Palast-
vierecks, den Nordflügel, mit einem der Eckthürme: das jetzige
Artilleriemuseum1). Diess ist der alte Salon de los Reinos, mit
Spiegelgewölbe, vergoldeten Arabesken und reichlichem Licht von
beiden Seiten; benannt von den Wappen der damals der Krone ge-
hörigen Reiche unter dem Gewölbe: einst geschmückt mit den
zwölf Kriegsstücken, welche die Thaten der Generale Philipps
des Grossen erzählten, dessen Bild hoch zu Ross dazwischen
hing. Zurbaran hatte eine Art Accompagnement dazu gemalt in
den zwölf Thaten des Herkules. Hier wurden die letzten Cortes
von 1789 gehalten, welche die Abschaffung des salischen Gesetzes
verkündigten. -- Nach Osten schloss sich der Flügel des Theaters
an (el Coliseo de las Comedias), und das noch erhaltene Ballhaus
(el cason), wo später Luca Giordano die Stiftung des Ordens des
goldenen Vliesses in der Allegorie der Decke malte. Der
Haupthof war im Jahre 1637 mit steinernen Portiken und Log-
gien umgeben worden. Nordwärts lag der grosse Platz, wo sich
in den Quadrillen der Rohrspeerturniere und im Parejasreiten die
Künste der hohen Schule entfalteten und die Stiergefechte tobten.
Aber auch diese Fläche genügte noch nicht, und man schuf im
Jahre 1637 für die Feste zur Feier der Kaiserwahl Ferdinand III,
des Schwagers des Königs, das "Grosse Theater", nach dem
florentiner Berichterstatter ein Platz von 230 Schritt Länge und
190 Breite2). Ein Berg musste geebnet und die letzten Wälder der
Umgegend abgetrieben werden für die Schaugerüste, mit den
beiden Reihen silber- und goldschimmernder, mit Teppichen
behängter Balkons und tausenden von Wachskerzen in Glas-
laternen.

Dieser Gebäudekomplex stand dem Anblick offen nach der
Seite des Prado und der Stadt; an allen übrigen war er vom
Park umschlossen. Im Osten lag der grosse Stern, wo bedeckte
Gänge in einen achteckigen Platz (Ochavado) mündeten. Meist
in der Peripherie dieses Parks standen zerstreut die Einsiedeleien

quale haveva spesso da contrastare con Olivares, e passar dei disgusti, possono
havergli abbreviata la vita. In tanti anni che ha servito alla Maesta sua, deve haver
conseguito poco, poiche ha lasciato de' debiti. Florent. Depesche vom 17. März
1635. Die andern Architekten waren Tejada, Gomez de Mora, Alonso Carbonell.
1) In dem grossen Plan Madrids, der 1656 zu Antwerpen erschien, von
Pedro Texeira, reproducirt von dem geographisch-statistischen Institut, Madrid 1881,
kann man sich über Buen Retiro orientiren.
2) Serrano, Depesche vom 14. Februar 1637 u. flg.
Buen Retiro.

Noch sieht man im wüsten Felde ein Stück des Palast-
vierecks, den Nordflügel, mit einem der Eckthürme: das jetzige
Artilleriemuseum1). Diess ist der alte Salon de los Reinos, mit
Spiegelgewölbe, vergoldeten Arabesken und reichlichem Licht von
beiden Seiten; benannt von den Wappen der damals der Krone ge-
hörigen Reiche unter dem Gewölbe: einst geschmückt mit den
zwölf Kriegsstücken, welche die Thaten der Generale Philipps
des Grossen erzählten, dessen Bild hoch zu Ross dazwischen
hing. Zurbaran hatte eine Art Accompagnement dazu gemalt in
den zwölf Thaten des Herkules. Hier wurden die letzten Cortes
von 1789 gehalten, welche die Abschaffung des salischen Gesetzes
verkündigten. — Nach Osten schloss sich der Flügel des Theaters
an (el Coliseo de las Comedias), und das noch erhaltene Ballhaus
(el cason), wo später Luca Giordano die Stiftung des Ordens des
goldenen Vliesses in der Allegorie der Decke malte. Der
Haupthof war im Jahre 1637 mit steinernen Portiken und Log-
gien umgeben worden. Nordwärts lag der grosse Platz, wo sich
in den Quadrillen der Rohrspeerturniere und im Parejasreiten die
Künste der hohen Schule entfalteten und die Stiergefechte tobten.
Aber auch diese Fläche genügte noch nicht, und man schuf im
Jahre 1637 für die Feste zur Feier der Kaiserwahl Ferdinand III,
des Schwagers des Königs, das „Grosse Theater“, nach dem
florentiner Berichterstatter ein Platz von 230 Schritt Länge und
190 Breite2). Ein Berg musste geebnet und die letzten Wälder der
Umgegend abgetrieben werden für die Schaugerüste, mit den
beiden Reihen silber- und goldschimmernder, mit Teppichen
behängter Balkons und tausenden von Wachskerzen in Glas-
laternen.

Dieser Gebäudekomplex stand dem Anblick offen nach der
Seite des Prado und der Stadt; an allen übrigen war er vom
Park umschlossen. Im Osten lag der grosse Stern, wo bedeckte
Gänge in einen achteckigen Platz (Ochavado) mündeten. Meist
in der Peripherie dieses Parks standen zerstreut die Einsiedeleien

quale haveva spesso da contrastare con Olivares, e passar dei disgusti, possono
havergli abbreviata la vita. In tanti anni che ha servito alla Maestà sua, deve haver
conseguito poco, poichè ha lasciato de’ debiti. Florent. Depesche vom 17. März
1635. Die andern Architekten waren Tejada, Gomez de Mora, Alonso Carbonell.
1) In dem grossen Plan Madrids, der 1656 zu Antwerpen erschien, von
Pedro Texeira, reproducirt von dem geographisch-statistischen Institut, Madrid 1881,
kann man sich über Buen Retiro orientiren.
2) Serrano, Depesche vom 14. Februar 1637 u. flg.
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[339/0365] Buen Retiro. Noch sieht man im wüsten Felde ein Stück des Palast- vierecks, den Nordflügel, mit einem der Eckthürme: das jetzige Artilleriemuseum 1). Diess ist der alte Salon de los Reinos, mit Spiegelgewölbe, vergoldeten Arabesken und reichlichem Licht von beiden Seiten; benannt von den Wappen der damals der Krone ge- hörigen Reiche unter dem Gewölbe: einst geschmückt mit den zwölf Kriegsstücken, welche die Thaten der Generale Philipps des Grossen erzählten, dessen Bild hoch zu Ross dazwischen hing. Zurbaran hatte eine Art Accompagnement dazu gemalt in den zwölf Thaten des Herkules. Hier wurden die letzten Cortes von 1789 gehalten, welche die Abschaffung des salischen Gesetzes verkündigten. — Nach Osten schloss sich der Flügel des Theaters an (el Coliseo de las Comedias), und das noch erhaltene Ballhaus (el cason), wo später Luca Giordano die Stiftung des Ordens des goldenen Vliesses in der Allegorie der Decke malte. Der Haupthof war im Jahre 1637 mit steinernen Portiken und Log- gien umgeben worden. Nordwärts lag der grosse Platz, wo sich in den Quadrillen der Rohrspeerturniere und im Parejasreiten die Künste der hohen Schule entfalteten und die Stiergefechte tobten. Aber auch diese Fläche genügte noch nicht, und man schuf im Jahre 1637 für die Feste zur Feier der Kaiserwahl Ferdinand III, des Schwagers des Königs, das „Grosse Theater“, nach dem florentiner Berichterstatter ein Platz von 230 Schritt Länge und 190 Breite 2). Ein Berg musste geebnet und die letzten Wälder der Umgegend abgetrieben werden für die Schaugerüste, mit den beiden Reihen silber- und goldschimmernder, mit Teppichen behängter Balkons und tausenden von Wachskerzen in Glas- laternen. Dieser Gebäudekomplex stand dem Anblick offen nach der Seite des Prado und der Stadt; an allen übrigen war er vom Park umschlossen. Im Osten lag der grosse Stern, wo bedeckte Gänge in einen achteckigen Platz (Ochavado) mündeten. Meist in der Peripherie dieses Parks standen zerstreut die Einsiedeleien 1) 1) In dem grossen Plan Madrids, der 1656 zu Antwerpen erschien, von Pedro Texeira, reproducirt von dem geographisch-statistischen Institut, Madrid 1881, kann man sich über Buen Retiro orientiren. 2) Serrano, Depesche vom 14. Februar 1637 u. flg. 1) quale haveva spesso da contrastare con Olivares, e passar dei disgusti, possono havergli abbreviata la vita. In tanti anni che ha servito alla Maestà sua, deve haver conseguito poco, poichè ha lasciato de’ debiti. Florent. Depesche vom 17. März 1635. Die andern Architekten waren Tejada, Gomez de Mora, Alonso Carbonell.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/365>, abgerufen am 24.11.2024.