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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Buen Retiro.
abgelassen wird, soll man noch die Grundmauern der alten
Bühne sehen, die sich auf der eliptischen Insel befand. Zuweilen
nämlich wurde das Theater vor dem grossen Weiher aufge-
schlagen: da sah man Nymphen und Tritonen um Galatea in
ihrem Element sich tummeln.

Die Glorie von Buen Retiro war sein Theater; alle Wun-
derlande der Phantasie schienen hier nacheinander Wirklichkeit
werden zu sollen. Das Glück schenkte dem Unternehmer nicht
nur die Dichter von ewigem Ruhm, sondern auch Meister der
Scenerie, die in Europa nicht ihres gleichen hatten, und Musiker,
welche in Florenz, der Geburtsstätte der Opera italiana, ihre
Schule durchgemacht hatten. Die Briefe der dreissiger Jahre
sind voll von Namen italienischer Musikanten. Die Comödie
Dafne war vielleicht eine Bearbeitung der ersten Oper, die vor
vierzig Jahren (1594) Ottavio Rinuccini am Arno auf die Bühne
gebracht. Der König hatte einen hohen Begriff von den Festen
in Florenz; er äusserte wohl forschend gegenüber den ihn be-
komplimentirenden Herrn von dort, "diese Unterhaltungen müss-
ten ihnen bei der Erinnerung an Florenz sehr gewöhnlich vor-
kommen". Allerdings meinte der Commendatore Serrano, aber
doch wol um den Mediceern zu schmeicheln, "was dort ein Wun-
der dünke, würde in dem Stanzone de' commedianti zu Florenz
untergeordnet erscheinen"1). Die Radirungen Callots, Israel
Silvestre's geben eine Vorstellung von dem was dort geleistet
wurde.

Im Jahre 1628 war Cosimo Lotti, ein Jünger Bartolotti's, der
die magischen Künste der Bühne erfand, in Madrid erschienen.
Ihn begleitete Pier Francesco Candolfi, als maestro legnajuolo,
und zwei Gärtner der Giardini Boboli. Von ihm stammte der
Komödiensaal, mit den Vorrichtungen zur Oeffnung der Bühne in
den Park, wo dann die von künstlichem Licht erhellten Blumen-
gärten und Grotten erschienen; die Programme der Aufzüge,
Triumphwagen und Maskeraden; die Perspectiven und die schwe-
benden Gruppen, wie in den Komödien Dafne und Circe. In
Calderon's Circe (August 1635) erstand auf der Insel der Ria ein
Hain mit Brunnen und Vulkanen, Thieren und Avernusschatten,
wo Circe auf dem Delphinwagen im Wasser heranrauschte, den

1) Vi furono molte machine, stimate miracolose, ma al Sr. March. del Borro
et a me parono assai inferiori a quelle che si fanno costa allo stanzone de' Com-
medianti. Serrano 5. März 1650.

Buen Retiro.
abgelassen wird, soll man noch die Grundmauern der alten
Bühne sehen, die sich auf der eliptischen Insel befand. Zuweilen
nämlich wurde das Theater vor dem grossen Weiher aufge-
schlagen: da sah man Nymphen und Tritonen um Galatea in
ihrem Element sich tummeln.

Die Glorie von Buen Retiro war sein Theater; alle Wun-
derlande der Phantasie schienen hier nacheinander Wirklichkeit
werden zu sollen. Das Glück schenkte dem Unternehmer nicht
nur die Dichter von ewigem Ruhm, sondern auch Meister der
Scenerie, die in Europa nicht ihres gleichen hatten, und Musiker,
welche in Florenz, der Geburtsstätte der Opera italiana, ihre
Schule durchgemacht hatten. Die Briefe der dreissiger Jahre
sind voll von Namen italienischer Musikanten. Die Comödie
Dafne war vielleicht eine Bearbeitung der ersten Oper, die vor
vierzig Jahren (1594) Ottavio Rinuccini am Arno auf die Bühne
gebracht. Der König hatte einen hohen Begriff von den Festen
in Florenz; er äusserte wohl forschend gegenüber den ihn be-
komplimentirenden Herrn von dort, „diese Unterhaltungen müss-
ten ihnen bei der Erinnerung an Florenz sehr gewöhnlich vor-
kommen“. Allerdings meinte der Commendatore Serrano, aber
doch wol um den Mediceern zu schmeicheln, „was dort ein Wun-
der dünke, würde in dem Stanzone de’ commedianti zu Florenz
untergeordnet erscheinen“1). Die Radirungen Callots, Israel
Silvestre’s geben eine Vorstellung von dem was dort geleistet
wurde.

Im Jahre 1628 war Cosimo Lotti, ein Jünger Bartolotti’s, der
die magischen Künste der Bühne erfand, in Madrid erschienen.
Ihn begleitete Pier Francesco Candolfi, als maestro legnajuolo,
und zwei Gärtner der Giardini Boboli. Von ihm stammte der
Komödiensaal, mit den Vorrichtungen zur Oeffnung der Bühne in
den Park, wo dann die von künstlichem Licht erhellten Blumen-
gärten und Grotten erschienen; die Programme der Aufzüge,
Triumphwagen und Maskeraden; die Perspectiven und die schwe-
benden Gruppen, wie in den Komödien Dafne und Circe. In
Calderon’s Circe (August 1635) erstand auf der Insel der Ria ein
Hain mit Brunnen und Vulkanen, Thieren und Avernusschatten,
wo Circe auf dem Delphinwagen im Wasser heranrauschte, den

1) Vi furono molte machine, stimate miracolose, ma al Sr. March. del Borro
et a me parono assai inferiori a quelle che si fanno costà allo stanzone de’ Com-
medianti. Serrano 5. März 1650.
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[341/0367] Buen Retiro. abgelassen wird, soll man noch die Grundmauern der alten Bühne sehen, die sich auf der eliptischen Insel befand. Zuweilen nämlich wurde das Theater vor dem grossen Weiher aufge- schlagen: da sah man Nymphen und Tritonen um Galatea in ihrem Element sich tummeln. Die Glorie von Buen Retiro war sein Theater; alle Wun- derlande der Phantasie schienen hier nacheinander Wirklichkeit werden zu sollen. Das Glück schenkte dem Unternehmer nicht nur die Dichter von ewigem Ruhm, sondern auch Meister der Scenerie, die in Europa nicht ihres gleichen hatten, und Musiker, welche in Florenz, der Geburtsstätte der Opera italiana, ihre Schule durchgemacht hatten. Die Briefe der dreissiger Jahre sind voll von Namen italienischer Musikanten. Die Comödie Dafne war vielleicht eine Bearbeitung der ersten Oper, die vor vierzig Jahren (1594) Ottavio Rinuccini am Arno auf die Bühne gebracht. Der König hatte einen hohen Begriff von den Festen in Florenz; er äusserte wohl forschend gegenüber den ihn be- komplimentirenden Herrn von dort, „diese Unterhaltungen müss- ten ihnen bei der Erinnerung an Florenz sehr gewöhnlich vor- kommen“. Allerdings meinte der Commendatore Serrano, aber doch wol um den Mediceern zu schmeicheln, „was dort ein Wun- der dünke, würde in dem Stanzone de’ commedianti zu Florenz untergeordnet erscheinen“ 1). Die Radirungen Callots, Israel Silvestre’s geben eine Vorstellung von dem was dort geleistet wurde. Im Jahre 1628 war Cosimo Lotti, ein Jünger Bartolotti’s, der die magischen Künste der Bühne erfand, in Madrid erschienen. Ihn begleitete Pier Francesco Candolfi, als maestro legnajuolo, und zwei Gärtner der Giardini Boboli. Von ihm stammte der Komödiensaal, mit den Vorrichtungen zur Oeffnung der Bühne in den Park, wo dann die von künstlichem Licht erhellten Blumen- gärten und Grotten erschienen; die Programme der Aufzüge, Triumphwagen und Maskeraden; die Perspectiven und die schwe- benden Gruppen, wie in den Komödien Dafne und Circe. In Calderon’s Circe (August 1635) erstand auf der Insel der Ria ein Hain mit Brunnen und Vulkanen, Thieren und Avernusschatten, wo Circe auf dem Delphinwagen im Wasser heranrauschte, den 1) Vi furono molte machine, stimate miracolose, ma al Sr. March. del Borro et a me parono assai inferiori a quelle che si fanno costà allo stanzone de’ Com- medianti. Serrano 5. März 1650.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/367>, abgerufen am 24.11.2024.