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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die Uebergabe von Breda.
gabe. Letztere war ein Gegenstück zur Belagerung von Ostende
(Prado 1675). Auch eine kleinere Darstellung wird aufgeführt 1).
Noch jetzt besitzt das Museum des Prado zwei Bilder derselben
Klasse (1671 und 1675 a), die zu einer Suite von niederländischen
Belagerungsstücken des Malers Peeter Snayers gehören; das
eine ist eine militärperspectivische Ansicht Breda's mit Umgegend;
das andere gilt für das Bild des Inventars von 1636: die Köpfe
der historischen Personen sind von kundiger Hand retouchirt.

Eine malerische Darstellung durch madrider Kräfte wurde
erst zehn Jahre nach dem Ereigniss für den Saal von Buen
Retiro unternommen. Jose Leonardo aus Calatayud in Aragon
war ein Schüler des Eugenio Caxesi, dessen Mithülfe man bei
der Jugend des erst neunzehnjährigen Malers wohl annehmen
darf.

Zur rechten Seite ist der Hintergrund freigelassen; man
sieht den Ausmarsch der Besatzung, und die an der Seite des
Wegs aufgestellten spanischen Truppen als Zuschauer. Links
im Vordergrund auf einer Erhöhung hält Spinola mit Leganes,
beide zu Pferde, neben ihnen steht noch ein wohlbeleibter Offizier
und hinter diesem der unvermeidliche Hanswurst. Beide Reiter
verdecken fast vollständig das berittene Gefolge, über dem ein
Lanzenwald aufsteigt. In der Mitte der Leinwand, etwas zurück
steht das Pferd des Gouverneurs, daneben drei untergeordnete
Personen. Justin von Nassau kniet vor seinem Besieger, in
jeder Hand einen Schlüssel hinhaltend.

Alle diese Figuren sind vortreffliche Studien, Leganes stimmt
völlig überein mit dem Bildniss des van Dyck. Aber das Ganze
gab zu ernsten Ausstellungen Anlass. Der zerstreuten Kompo-
sition fehlt die Würde und Feierlichkeit, welche man von der
aufregenden Schlussceremonie eines solchen Kampfs forderte.
Die Begegnung beider Feldherrn ist wie zufällig; der Gouverneur
kniet wie ein Supplikant, der den Zug des siegreichen Generals
am Wege abgepasst hat und sein Schicksal bang von der Gnade
des Siegers erwartet.

Nach den Berichten der Augenzeugen waren beide abge-
stiegen. Spinola erwartete den Kommandanten umgeben von

1) Im Inventar von 1636: Sitio de Breda, a la mano derecha tiene el rotulo
con la descripcion del sitio el Marques de Leganes. 8' breit. In der "pieza en
que S. M. negocia en el cuarto bajo de verano". Das zweite mit Isabella in der
Kutsche war 9' breit. In der "pieza del cuarto bajo antes de la del despacho".
Das kleine Bild kam später in das Lustschloss Zarzuela.

Die Uebergabe von Breda.
gabe. Letztere war ein Gegenstück zur Belagerung von Ostende
(Prado 1675). Auch eine kleinere Darstellung wird aufgeführt 1).
Noch jetzt besitzt das Museum des Prado zwei Bilder derselben
Klasse (1671 und 1675 a), die zu einer Suite von niederländischen
Belagerungsstücken des Malers Peeter Snayers gehören; das
eine ist eine militärperspectivische Ansicht Breda’s mit Umgegend;
das andere gilt für das Bild des Inventars von 1636: die Köpfe
der historischen Personen sind von kundiger Hand retouchirt.

Eine malerische Darstellung durch madrider Kräfte wurde
erst zehn Jahre nach dem Ereigniss für den Saal von Buen
Retiro unternommen. José Leonardo aus Calatayud in Aragon
war ein Schüler des Eugenio Caxesi, dessen Mithülfe man bei
der Jugend des erst neunzehnjährigen Malers wohl annehmen
darf.

Zur rechten Seite ist der Hintergrund freigelassen; man
sieht den Ausmarsch der Besatzung, und die an der Seite des
Wegs aufgestellten spanischen Truppen als Zuschauer. Links
im Vordergrund auf einer Erhöhung hält Spinola mit Leganés,
beide zu Pferde, neben ihnen steht noch ein wohlbeleibter Offizier
und hinter diesem der unvermeidliche Hanswurst. Beide Reiter
verdecken fast vollständig das berittene Gefolge, über dem ein
Lanzenwald aufsteigt. In der Mitte der Leinwand, etwas zurück
steht das Pferd des Gouverneurs, daneben drei untergeordnete
Personen. Justin von Nassau kniet vor seinem Besieger, in
jeder Hand einen Schlüssel hinhaltend.

Alle diese Figuren sind vortreffliche Studien, Leganés stimmt
völlig überein mit dem Bildniss des van Dyck. Aber das Ganze
gab zu ernsten Ausstellungen Anlass. Der zerstreuten Kompo-
sition fehlt die Würde und Feierlichkeit, welche man von der
aufregenden Schlussceremonie eines solchen Kampfs forderte.
Die Begegnung beider Feldherrn ist wie zufällig; der Gouverneur
kniet wie ein Supplikant, der den Zug des siegreichen Generals
am Wege abgepasst hat und sein Schicksal bang von der Gnade
des Siegers erwartet.

Nach den Berichten der Augenzeugen waren beide abge-
stiegen. Spinola erwartete den Kommandanten umgeben von

1) Im Inventar von 1636: Sitio de Breda, á la mano derecha tiene el rótulo
con la descripcion del sitio el Marques de Leganés. 8' breit. In der „pieza en
que S. M. negocia en el cuarto bajo de verano“. Das zweite mit Isabella in der
Kutsche war 9' breit. In der „pieza del cuarto bajo antes de la del despacho“.
Das kleine Bild kam später in das Lustschloss Zarzuela.
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[359/0385] Die Uebergabe von Breda. gabe. Letztere war ein Gegenstück zur Belagerung von Ostende (Prado 1675). Auch eine kleinere Darstellung wird aufgeführt 1). Noch jetzt besitzt das Museum des Prado zwei Bilder derselben Klasse (1671 und 1675 a), die zu einer Suite von niederländischen Belagerungsstücken des Malers Peeter Snayers gehören; das eine ist eine militärperspectivische Ansicht Breda’s mit Umgegend; das andere gilt für das Bild des Inventars von 1636: die Köpfe der historischen Personen sind von kundiger Hand retouchirt. Eine malerische Darstellung durch madrider Kräfte wurde erst zehn Jahre nach dem Ereigniss für den Saal von Buen Retiro unternommen. José Leonardo aus Calatayud in Aragon war ein Schüler des Eugenio Caxesi, dessen Mithülfe man bei der Jugend des erst neunzehnjährigen Malers wohl annehmen darf. Zur rechten Seite ist der Hintergrund freigelassen; man sieht den Ausmarsch der Besatzung, und die an der Seite des Wegs aufgestellten spanischen Truppen als Zuschauer. Links im Vordergrund auf einer Erhöhung hält Spinola mit Leganés, beide zu Pferde, neben ihnen steht noch ein wohlbeleibter Offizier und hinter diesem der unvermeidliche Hanswurst. Beide Reiter verdecken fast vollständig das berittene Gefolge, über dem ein Lanzenwald aufsteigt. In der Mitte der Leinwand, etwas zurück steht das Pferd des Gouverneurs, daneben drei untergeordnete Personen. Justin von Nassau kniet vor seinem Besieger, in jeder Hand einen Schlüssel hinhaltend. Alle diese Figuren sind vortreffliche Studien, Leganés stimmt völlig überein mit dem Bildniss des van Dyck. Aber das Ganze gab zu ernsten Ausstellungen Anlass. Der zerstreuten Kompo- sition fehlt die Würde und Feierlichkeit, welche man von der aufregenden Schlussceremonie eines solchen Kampfs forderte. Die Begegnung beider Feldherrn ist wie zufällig; der Gouverneur kniet wie ein Supplikant, der den Zug des siegreichen Generals am Wege abgepasst hat und sein Schicksal bang von der Gnade des Siegers erwartet. Nach den Berichten der Augenzeugen waren beide abge- stiegen. Spinola erwartete den Kommandanten umgeben von 1) Im Inventar von 1636: Sitio de Breda, á la mano derecha tiene el rótulo con la descripcion del sitio el Marques de Leganés. 8' breit. In der „pieza en que S. M. negocia en el cuarto bajo de verano“. Das zweite mit Isabella in der Kutsche war 9' breit. In der „pieza del cuarto bajo antes de la del despacho“. Das kleine Bild kam später in das Lustschloss Zarzuela.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/385>, abgerufen am 24.11.2024.