Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Viertes Buch. andern dieser Klasse erhoben die zu Pferd, wegen der Entschlos-senheit und Gewandtheit die dazu gehört, und wegen der Stra- pazen und Gefahren, welche die Schwierigkeit des Bodens und die Furchtbarkeit des Wildschweins bedingt, das schneidiger (executivo, leichter annimmt) ist als selbst der spanische Stier und "giftig von Odem und Hauer" (colmilla). Lange umfassende Vorbereitungen waren erforderlich zu Diese Contratela sieht man auf dem Gemälde errichtet um 1) Y con lo que cuesta la tela de la caza,
pudieran enviar socorro a una plaza. Quevedo, a S. M. el Rey Fel. IV. Obras III, 498. Viertes Buch. andern dieser Klasse erhoben die zu Pferd, wegen der Entschlos-senheit und Gewandtheit die dazu gehört, und wegen der Stra- pazen und Gefahren, welche die Schwierigkeit des Bodens und die Furchtbarkeit des Wildschweins bedingt, das schneidiger (executivo, leichter annimmt) ist als selbst der spanische Stier und „giftig von Odem und Hauer“ (colmilla). Lange umfassende Vorbereitungen waren erforderlich zu Diese Contratela sieht man auf dem Gemälde errichtet um 1) Y con lo que cuesta la tela de la caza,
pudieran enviar socorro á una plaza. Quevedo, á S. M. el Rey Fel. IV. Obras III, 498. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0408" n="380"/><fw place="top" type="header">Viertes Buch.</fw><lb/> andern dieser Klasse erhoben die zu Pferd, wegen der Entschlos-<lb/> senheit und Gewandtheit die dazu gehört, und wegen der Stra-<lb/> pazen und Gefahren, welche die Schwierigkeit des Bodens und<lb/> die Furchtbarkeit des Wildschweins bedingt, das schneidiger<lb/> (<hi rendition="#i">executivo</hi>, leichter annimmt) ist als selbst der spanische Stier und<lb/> „giftig von Odem und Hauer“ (<hi rendition="#i">colmilla</hi>).</p><lb/> <p>Lange umfassende Vorbereitungen waren erforderlich zu<lb/> einer eingestellten Saujagd (<hi rendition="#i">monteria de jabalí en tela cerrada</hi>).<lb/> Ein Theil des Reviers wurde mit Tüchern von Hanf „wie mit<lb/> einer Mauer“ eingekreist, und das Wild durch Anlegung eines<lb/> Fütterungs- oder Köderplatzes (<hi rendition="#i">cebadero</hi>) angekirrt. In der damals<lb/> schon wildarmen Umgebung von Madrid musste man wohl zwei<lb/> Meilen Umkreis, ein halbes Revier (<hi rendition="#i">medio monte</hi>) umspannen.<lb/> Solche <hi rendition="#i">telas</hi> hatte Carl V aus Deutschland eingeführt und damit<lb/> diese Art Jagd. Nur der König konnte sich dieses kostspielige<lb/> Vergnügen erlauben. Die einzelnen Stücke waren 36—40 Schritte<lb/> lang, wurden miteinander durch Holzknöpfe verbunden und mit-<lb/> telst Ringen an Fichtenstangen mit Haken aufgehängt, der untere<lb/> Saum aber in der Erde vergraben. Jene Stangen wurden wie<lb/> bei Zelten durch zwei, eine äussere und innere gestützt. Man<lb/> brauchte zwölf, neuerdings zwanzig Wagen Leinwand, die Olivares<lb/> aus Flandern kommen liess. Quevedo meint, man könne damit<lb/> den Entsatz einer Festung bestreiten<note place="foot" n="1)">Y con lo que cuesta la tela de la caza,<lb/> pudieran enviar socorro á una plaza.<lb/><hi rendition="#et">Quevedo, á S. M. el Rey Fel. IV. Obras III, 498.</hi></note>. Ein Thor von zweihun-<lb/> dert Schritt Breite wurde offen gelassen, und wenn man genug<lb/> Thiere eingetrieben hatte, vorsichtig geschlossen. Im Jahre 1638<lb/> bestätigte man vierzig, von denen man die stärksten acht aus-<lb/> wählte. Dann wurde ein Kampfplatz im Centrum jenes einge-<lb/> kreisten Reviers gesucht, der eben, ohne Löcher und gern sumpfig<lb/> gewählt wurde, und die hundert Schritt im Durchmesser haltende<lb/><hi rendition="#i">contratela</hi> (von den Italiern <hi rendition="#i">serraglio</hi> genannt) mit doppelter, drei<lb/> Ellen hoher Tuchwand gestellt. Die Eichen wurden der Pferde<lb/> wegen abgeästet.</p><lb/> <p>Diese Contratela sieht man auf dem Gemälde errichtet um<lb/> eine amphiteatralische Thalmulde, wie ein Krater. Gegenüber<lb/> erhebt sich der steile, von Schluchten zerrissene, mit düstern<lb/> Eichen bedeckte Abhang; hie und da wirft der blosse gelbe<lb/> Sand blendendes Sonnenlicht zurück; in der Mitte breitet sich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [380/0408]
Viertes Buch.
andern dieser Klasse erhoben die zu Pferd, wegen der Entschlos-
senheit und Gewandtheit die dazu gehört, und wegen der Stra-
pazen und Gefahren, welche die Schwierigkeit des Bodens und
die Furchtbarkeit des Wildschweins bedingt, das schneidiger
(executivo, leichter annimmt) ist als selbst der spanische Stier und
„giftig von Odem und Hauer“ (colmilla).
Lange umfassende Vorbereitungen waren erforderlich zu
einer eingestellten Saujagd (monteria de jabalí en tela cerrada).
Ein Theil des Reviers wurde mit Tüchern von Hanf „wie mit
einer Mauer“ eingekreist, und das Wild durch Anlegung eines
Fütterungs- oder Köderplatzes (cebadero) angekirrt. In der damals
schon wildarmen Umgebung von Madrid musste man wohl zwei
Meilen Umkreis, ein halbes Revier (medio monte) umspannen.
Solche telas hatte Carl V aus Deutschland eingeführt und damit
diese Art Jagd. Nur der König konnte sich dieses kostspielige
Vergnügen erlauben. Die einzelnen Stücke waren 36—40 Schritte
lang, wurden miteinander durch Holzknöpfe verbunden und mit-
telst Ringen an Fichtenstangen mit Haken aufgehängt, der untere
Saum aber in der Erde vergraben. Jene Stangen wurden wie
bei Zelten durch zwei, eine äussere und innere gestützt. Man
brauchte zwölf, neuerdings zwanzig Wagen Leinwand, die Olivares
aus Flandern kommen liess. Quevedo meint, man könne damit
den Entsatz einer Festung bestreiten 1). Ein Thor von zweihun-
dert Schritt Breite wurde offen gelassen, und wenn man genug
Thiere eingetrieben hatte, vorsichtig geschlossen. Im Jahre 1638
bestätigte man vierzig, von denen man die stärksten acht aus-
wählte. Dann wurde ein Kampfplatz im Centrum jenes einge-
kreisten Reviers gesucht, der eben, ohne Löcher und gern sumpfig
gewählt wurde, und die hundert Schritt im Durchmesser haltende
contratela (von den Italiern serraglio genannt) mit doppelter, drei
Ellen hoher Tuchwand gestellt. Die Eichen wurden der Pferde
wegen abgeästet.
Diese Contratela sieht man auf dem Gemälde errichtet um
eine amphiteatralische Thalmulde, wie ein Krater. Gegenüber
erhebt sich der steile, von Schluchten zerrissene, mit düstern
Eichen bedeckte Abhang; hie und da wirft der blosse gelbe
Sand blendendes Sonnenlicht zurück; in der Mitte breitet sich
1) Y con lo que cuesta la tela de la caza,
pudieran enviar socorro á una plaza.
Quevedo, á S. M. el Rey Fel. IV. Obras III, 498.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |