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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Viertes Buch.
ders die starkgebogene Nase accentuiren, Relief, die Mütze wirft
einen durch Wiederschein erhellten Schlagschatten über die Stirn.
Die Haare, später in goldblonden Wellen auf die Schulter fal-
lend, sind kurz geschoren; etwas von Fiebermattheit liegt über
den glänzenden grossen Augen und den Zügen, die geistreicher
[Abbildung]

Der Infant Ferdinand.

sind als beim Bruder.
Obwol er physisch zarter
erscheint als dieser, so
merkt man doch, dass
mehr vom Stoff des Herr-
schers in ihm steckt, nach
Intelligenz und Wille.

Alles übrige trägt die
Signatur einer späteren
Zeit. Man bemerkt die Um-
risse des übermalten brei-
ten, fallenden Spitzenkra-
gens (valona), an dessen
Stelle die golilla gesetzt
ist. Die Landschaft, in
hell-kühlem, blaugrauem
Ton, ist sehr frei und breit
hingeworfen, aber der
Eindruck ist so erreicht,
dass man die Luft jener
Berge zu athmen glaubt.
Der fette Farbenauftrag
mit reichlicher Beimi-
schung von weiss wurde
wahrscheinlich gewählt,
um alte Bestandtheile ge-
hörig zu decken.

Es scheint die Frage aufgeworfen werden zu können, ob nicht
auch die zwei andern Bildnisse ihren jetzigen Zustand noch spä-
ter als 1635 erhalten haben. In dem königlichen fehlt es nicht
an Spuren der Uebermalung und pentimenti. Das linke Bein
war weiter vorgesetzt; die Flinte länger; die Pumphosen weiter
aufgebauscht. Unter der in die Seite gestemmten linken Hand
ist ein grosser Jagdbeutel (?) zugedeckt worden. Das Bildniss
des Prinzen endlich ist im Vergleich mit dem im Alter wenig
verschiedenen Reiterbild erheblich flotter und pastoser gemalt,

Viertes Buch.
ders die starkgebogene Nase accentuiren, Relief, die Mütze wirft
einen durch Wiederschein erhellten Schlagschatten über die Stirn.
Die Haare, später in goldblonden Wellen auf die Schulter fal-
lend, sind kurz geschoren; etwas von Fiebermattheit liegt über
den glänzenden grossen Augen und den Zügen, die geistreicher
[Abbildung]

Der Infant Ferdinand.

sind als beim Bruder.
Obwol er physisch zarter
erscheint als dieser, so
merkt man doch, dass
mehr vom Stoff des Herr-
schers in ihm steckt, nach
Intelligenz und Wille.

Alles übrige trägt die
Signatur einer späteren
Zeit. Man bemerkt die Um-
risse des übermalten brei-
ten, fallenden Spitzenkra-
gens (valona), an dessen
Stelle die golilla gesetzt
ist. Die Landschaft, in
hell-kühlem, blaugrauem
Ton, ist sehr frei und breit
hingeworfen, aber der
Eindruck ist so erreicht,
dass man die Luft jener
Berge zu athmen glaubt.
Der fette Farbenauftrag
mit reichlicher Beimi-
schung von weiss wurde
wahrscheinlich gewählt,
um alte Bestandtheile ge-
hörig zu decken.

Es scheint die Frage aufgeworfen werden zu können, ob nicht
auch die zwei andern Bildnisse ihren jetzigen Zustand noch spä-
ter als 1635 erhalten haben. In dem königlichen fehlt es nicht
an Spuren der Uebermalung und pentimenti. Das linke Bein
war weiter vorgesetzt; die Flinte länger; die Pumphosen weiter
aufgebauscht. Unter der in die Seite gestemmten linken Hand
ist ein grosser Jagdbeutel (?) zugedeckt worden. Das Bildniss
des Prinzen endlich ist im Vergleich mit dem im Alter wenig
verschiedenen Reiterbild erheblich flotter und pastoser gemalt,

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[392/0420] Viertes Buch. ders die starkgebogene Nase accentuiren, Relief, die Mütze wirft einen durch Wiederschein erhellten Schlagschatten über die Stirn. Die Haare, später in goldblonden Wellen auf die Schulter fal- lend, sind kurz geschoren; etwas von Fiebermattheit liegt über den glänzenden grossen Augen und den Zügen, die geistreicher [Abbildung Der Infant Ferdinand.] sind als beim Bruder. Obwol er physisch zarter erscheint als dieser, so merkt man doch, dass mehr vom Stoff des Herr- schers in ihm steckt, nach Intelligenz und Wille. Alles übrige trägt die Signatur einer späteren Zeit. Man bemerkt die Um- risse des übermalten brei- ten, fallenden Spitzenkra- gens (valona), an dessen Stelle die golilla gesetzt ist. Die Landschaft, in hell-kühlem, blaugrauem Ton, ist sehr frei und breit hingeworfen, aber der Eindruck ist so erreicht, dass man die Luft jener Berge zu athmen glaubt. Der fette Farbenauftrag mit reichlicher Beimi- schung von weiss wurde wahrscheinlich gewählt, um alte Bestandtheile ge- hörig zu decken. Es scheint die Frage aufgeworfen werden zu können, ob nicht auch die zwei andern Bildnisse ihren jetzigen Zustand noch spä- ter als 1635 erhalten haben. In dem königlichen fehlt es nicht an Spuren der Uebermalung und pentimenti. Das linke Bein war weiter vorgesetzt; die Flinte länger; die Pumphosen weiter aufgebauscht. Unter der in die Seite gestemmten linken Hand ist ein grosser Jagdbeutel (?) zugedeckt worden. Das Bildniss des Prinzen endlich ist im Vergleich mit dem im Alter wenig verschiedenen Reiterbild erheblich flotter und pastoser gemalt,

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/420>, abgerufen am 22.11.2024.