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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die drei Jäger.
schreibt der farnesische Orator, er werde den Cardinalshut auf-
geben und nach Flandern gehn, und Rubens meldet am 1. Juli
1627 Dupuy als grosse Neuigkeit, Ferdinand komme, um sich
bei seiner Tante in die Geschäfte einzuleben. Er machte kein
Hehl aus Neigung und Abneigung. Als er mit dem Bruder im
Jahre 1629 zum erstenmal in den Staatsrath eingeführt wurde,
sagte er nichts als die Worte: "Ew. Majestät nehme mir diess
Cardinalskleid, denn ich will in den Krieg" 1). Am Hof tadelte
man, dass die beiden rüstigen Prinzen eingesperrt, unter Weibern
aufwüchsen. Olivares war die Ursache der jahrelangen Ver-
zögerung seiner Sendung. Er fürchtete den Einfluss des fernen,
selbständig und selbstbewusst auftretenden Prinzen, der ihn
hasste, noch mehr als seine Gegenwart. Endlich hatte Isabella,
die ihr Ende (sie starb 1633) nahe fühlte, geschrieben, wenn man
ihn nicht schicke, werde Flandern verloren gehn. Am 12. April
1632 reiste er von Madrid, in Begleitung seiner Brüder, nach
Barcelona, um sich ein Jahr in der Verwaltung Kataloniens
einigermassen vorzubereiten; darauf verliess er Spanien für immer.

Er war der wolgebildetste und begabteste der drei Brüder,
ohne eine Spur von der Indolenz, mit der die Familie seit Phi-
lipp III behaftet schien. Man war erstaunt über seine Rast-
losigkeit in Geschäften und im Felde. Er theilte mit dem König
die Leidenschaft für die Jagd, den Hang zur Galanterie und die
Liebe zur Malerei, wie er denn selbst zeichnete. Im November
1639 erlegte er in den Brüsseler Forsten einen Eber, der acht
Hunde getödtet, vier verwundet, zwei Pferde zerrissen hatte,
"der, wenn ich ihn fehlte, mich und Herrera über den Haufen
geworfen hätte, denn er stürzte auf uns los wie ein Stier". So
hatte er nicht unterlassen, bei seinem Aufenthalt in Mailand den
durch ihre Zahl, Grösse und Wildheit berühmten Schweinen von
Aulegio einen Besuch abzustatten. Die ihm nahe getreten, nannten
ihn "den freundlichsten und manierlichsten Prinzen den der Him-
mel uns seit Jahrhunderten geschenkt hat" 2).

In unserm Bild gehört jedoch kaum mehr als der Kopf der
Aufnahme von 1628 an. Ein bartloser schlanker Jüngling; das
bleiche Gesicht erhält durch schmale Schatten, welche beson-

1) V. Mta. mi levi questo habito di Cardenale, che io andero alla guerra.
Flavio Atti, 18. Jan., im farnes. Archiv zu Neapel.
2) Prencipe il piu affabile, e cortese, che ne habbia dato il cielo da molti
secoli in qua. Römisches Tagebuch von Ameyden, 30. Nov. 1641. (Kön. Bib-
liothek zu Berlin.)

Die drei Jäger.
schreibt der farnesische Orator, er werde den Cardinalshut auf-
geben und nach Flandern gehn, und Rubens meldet am 1. Juli
1627 Dupuy als grosse Neuigkeit, Ferdinand komme, um sich
bei seiner Tante in die Geschäfte einzuleben. Er machte kein
Hehl aus Neigung und Abneigung. Als er mit dem Bruder im
Jahre 1629 zum erstenmal in den Staatsrath eingeführt wurde,
sagte er nichts als die Worte: „Ew. Majestät nehme mir diess
Cardinalskleid, denn ich will in den Krieg“ 1). Am Hof tadelte
man, dass die beiden rüstigen Prinzen eingesperrt, unter Weibern
aufwüchsen. Olivares war die Ursache der jahrelangen Ver-
zögerung seiner Sendung. Er fürchtete den Einfluss des fernen,
selbständig und selbstbewusst auftretenden Prinzen, der ihn
hasste, noch mehr als seine Gegenwart. Endlich hatte Isabella,
die ihr Ende (sie starb 1633) nahe fühlte, geschrieben, wenn man
ihn nicht schicke, werde Flandern verloren gehn. Am 12. April
1632 reiste er von Madrid, in Begleitung seiner Brüder, nach
Barcelona, um sich ein Jahr in der Verwaltung Kataloniens
einigermassen vorzubereiten; darauf verliess er Spanien für immer.

Er war der wolgebildetste und begabteste der drei Brüder,
ohne eine Spur von der Indolenz, mit der die Familie seit Phi-
lipp III behaftet schien. Man war erstaunt über seine Rast-
losigkeit in Geschäften und im Felde. Er theilte mit dem König
die Leidenschaft für die Jagd, den Hang zur Galanterie und die
Liebe zur Malerei, wie er denn selbst zeichnete. Im November
1639 erlegte er in den Brüsseler Forsten einen Eber, der acht
Hunde getödtet, vier verwundet, zwei Pferde zerrissen hatte,
„der, wenn ich ihn fehlte, mich und Herrera über den Haufen
geworfen hätte, denn er stürzte auf uns los wie ein Stier“. So
hatte er nicht unterlassen, bei seinem Aufenthalt in Mailand den
durch ihre Zahl, Grösse und Wildheit berühmten Schweinen von
Aulegio einen Besuch abzustatten. Die ihm nahe getreten, nannten
ihn „den freundlichsten und manierlichsten Prinzen den der Him-
mel uns seit Jahrhunderten geschenkt hat“ 2).

In unserm Bild gehört jedoch kaum mehr als der Kopf der
Aufnahme von 1628 an. Ein bartloser schlanker Jüngling; das
bleiche Gesicht erhält durch schmale Schatten, welche beson-

1) V. M. mi levi questo habito di Cardenale, che io anderò alla guerra.
Flavio Atti, 18. Jan., im farnes. Archiv zu Neapel.
2) Prencipe il più affabile, e cortese, che ne habbia dato il cielo da molti
secoli in quà. Römisches Tagebuch von Ameyden, 30. Nov. 1641. (Kön. Bib-
liothek zu Berlin.)
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[391/0419] Die drei Jäger. schreibt der farnesische Orator, er werde den Cardinalshut auf- geben und nach Flandern gehn, und Rubens meldet am 1. Juli 1627 Dupuy als grosse Neuigkeit, Ferdinand komme, um sich bei seiner Tante in die Geschäfte einzuleben. Er machte kein Hehl aus Neigung und Abneigung. Als er mit dem Bruder im Jahre 1629 zum erstenmal in den Staatsrath eingeführt wurde, sagte er nichts als die Worte: „Ew. Majestät nehme mir diess Cardinalskleid, denn ich will in den Krieg“ 1). Am Hof tadelte man, dass die beiden rüstigen Prinzen eingesperrt, unter Weibern aufwüchsen. Olivares war die Ursache der jahrelangen Ver- zögerung seiner Sendung. Er fürchtete den Einfluss des fernen, selbständig und selbstbewusst auftretenden Prinzen, der ihn hasste, noch mehr als seine Gegenwart. Endlich hatte Isabella, die ihr Ende (sie starb 1633) nahe fühlte, geschrieben, wenn man ihn nicht schicke, werde Flandern verloren gehn. Am 12. April 1632 reiste er von Madrid, in Begleitung seiner Brüder, nach Barcelona, um sich ein Jahr in der Verwaltung Kataloniens einigermassen vorzubereiten; darauf verliess er Spanien für immer. Er war der wolgebildetste und begabteste der drei Brüder, ohne eine Spur von der Indolenz, mit der die Familie seit Phi- lipp III behaftet schien. Man war erstaunt über seine Rast- losigkeit in Geschäften und im Felde. Er theilte mit dem König die Leidenschaft für die Jagd, den Hang zur Galanterie und die Liebe zur Malerei, wie er denn selbst zeichnete. Im November 1639 erlegte er in den Brüsseler Forsten einen Eber, der acht Hunde getödtet, vier verwundet, zwei Pferde zerrissen hatte, „der, wenn ich ihn fehlte, mich und Herrera über den Haufen geworfen hätte, denn er stürzte auf uns los wie ein Stier“. So hatte er nicht unterlassen, bei seinem Aufenthalt in Mailand den durch ihre Zahl, Grösse und Wildheit berühmten Schweinen von Aulegio einen Besuch abzustatten. Die ihm nahe getreten, nannten ihn „den freundlichsten und manierlichsten Prinzen den der Him- mel uns seit Jahrhunderten geschenkt hat“ 2). In unserm Bild gehört jedoch kaum mehr als der Kopf der Aufnahme von 1628 an. Ein bartloser schlanker Jüngling; das bleiche Gesicht erhält durch schmale Schatten, welche beson- 1) V. Mtà. mi levi questo habito di Cardenale, che io anderò alla guerra. Flavio Atti, 18. Jan., im farnes. Archiv zu Neapel. 2) Prencipe il più affabile, e cortese, che ne habbia dato il cielo da molti secoli in quà. Römisches Tagebuch von Ameyden, 30. Nov. 1641. (Kön. Bib- liothek zu Berlin.)

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/419>, abgerufen am 22.11.2024.