mit dem Wappen der Monarchie und Santiago als Matamoros. Ferner, wie er sich an den bronzefarbenen Figuren des Tumulus Philipp II in der Kathedrale betheiligt (1598).
Die Historienmalerei begann er mit den Geschichten des heil. Ramon Nonnatus vom Orden der beschuhten Mercenarier für deren Kreuzgang, in Gemeinschaft mit seinem Freunde Ilde- fonso Vazquez. Dieser war einer der letzten von der Fahne der Vargas und Mohedano, ein flotterer Zeichner und gewand- terer Componist als Pacheco. Der Gegenstand, Bilder aus dem heroisch-heiligen Abenteurerleben dieser Retter der Christen- sclaven, war kein undankbarer.
Von den sechs Stücken unseres Francisco sieht man zwei im Museum von Sevilla, eines in dem von Barcelona: die Berufung des Hirtenknaben Ramon durch die heilige Jungfrau, die Ein- schiffung an der spanischen Küste, den Abzug der befreiten Schaaren. Schülerhafte Steifheit der Figuren, eine zusammen- geflickte Composition, blecherne Falten fallen in dieser hektischen Malerei besonders auf; er quält sich, mit Vazquez gleichen Schritt zu halten. Die Engel, welche die Schaafe während der Berufung bewachen, geberden sich wie Pensionsfräulein auf dem Lande.
[Abbildung]
Nur die Scene der Einschiffung, wo der Heilige dem Schürgen auf die Schulter steigt, mit dem Kahn, in dessen Steuermann Asensio den Cervantes erkennen wollte, (der 1598 und 99 in Sevilla war,) ist ganz dem Leben abgesehen, ein Strand- bild; hier hatte seine Nüchternheit einen glücklicheren Griff ge- than, als je der geschicktere, aber manierirte Vazquez.
Im Jahre 1616 malte er im Auftrag des Maestro Francisco de Medina für das Hospital von Alcala de Guadaira einen heil. Sebastian, jetzt in der Pfarrkirche dieses Namens. Die Scene, wo der christliche Soldat nach überstandener Marter von der Matrone Irene unter dem Schutze der Finsterniss aufgesucht und gepflegt wird, ist mehrmals von namhaften Malern dargestellt worden. Die Nacht, die bange Atmosphäre der Verfolgung, der misshandelte Jünglingskörper in tödtlicher Betäubung, die emsige Sorge der tieferschütterten Frauen -- das war eine Aufgabe für die Schidone, Spagnoletto, Delacroix. Was macht daraus dieser Kunstverbesserer, den die Sonne Andalusiens -- nicht erwärmt hat? Im sauberen, aufgeräumten Krankenzimmer des Hospitals von Alcala liegt ein Mann in frischer Wäsche im neugemachten Bett,
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Francisco Pacheco.
mit dem Wappen der Monarchie und Santiago als Matamoros. Ferner, wie er sich an den bronzefarbenen Figuren des Tumulus Philipp II in der Kathedrale betheiligt (1598).
Die Historienmalerei begann er mit den Geschichten des heil. Ramon Nonnatus vom Orden der beschuhten Mercenarier für deren Kreuzgang, in Gemeinschaft mit seinem Freunde Ilde- fonso Vazquez. Dieser war einer der letzten von der Fahne der Vargas und Mohedano, ein flotterer Zeichner und gewand- terer Componist als Pacheco. Der Gegenstand, Bilder aus dem heroisch-heiligen Abenteurerleben dieser Retter der Christen- sclaven, war kein undankbarer.
Von den sechs Stücken unseres Francisco sieht man zwei im Museum von Sevilla, eines in dem von Barcelona: die Berufung des Hirtenknaben Ramon durch die heilige Jungfrau, die Ein- schiffung an der spanischen Küste, den Abzug der befreiten Schaaren. Schülerhafte Steifheit der Figuren, eine zusammen- geflickte Composition, blecherne Falten fallen in dieser hektischen Malerei besonders auf; er quält sich, mit Vazquez gleichen Schritt zu halten. Die Engel, welche die Schaafe während der Berufung bewachen, geberden sich wie Pensionsfräulein auf dem Lande.
[Abbildung]
Nur die Scene der Einschiffung, wo der Heilige dem Schürgen auf die Schulter steigt, mit dem Kahn, in dessen Steuermann Asensio den Cervantes erkennen wollte, (der 1598 und 99 in Sevilla war,) ist ganz dem Leben abgesehen, ein Strand- bild; hier hatte seine Nüchternheit einen glücklicheren Griff ge- than, als je der geschicktere, aber manierirte Vazquez.
Im Jahre 1616 malte er im Auftrag des Maestro Francisco de Medina für das Hospital von Alcalá de Guadaira einen heil. Sebastian, jetzt in der Pfarrkirche dieses Namens. Die Scene, wo der christliche Soldat nach überstandener Marter von der Matrone Irene unter dem Schutze der Finsterniss aufgesucht und gepflegt wird, ist mehrmals von namhaften Malern dargestellt worden. Die Nacht, die bange Atmosphäre der Verfolgung, der misshandelte Jünglingskörper in tödtlicher Betäubung, die emsige Sorge der tieferschütterten Frauen — das war eine Aufgabe für die Schidone, Spagnoletto, Delacroix. Was macht daraus dieser Kunstverbesserer, den die Sonne Andalusiens — nicht erwärmt hat? Im sauberen, aufgeräumten Krankenzimmer des Hospitals von Alcalá liegt ein Mann in frischer Wäsche im neugemachten Bett,
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Francisco Pacheco.
mit dem Wappen der Monarchie und Santiago als Matamoros.
Ferner, wie er sich an den bronzefarbenen Figuren des Tumulus
Philipp II in der Kathedrale betheiligt (1598).
Die Historienmalerei begann er mit den Geschichten des
heil. Ramon Nonnatus vom Orden der beschuhten Mercenarier
für deren Kreuzgang, in Gemeinschaft mit seinem Freunde Ilde-
fonso Vazquez. Dieser war einer der letzten von der Fahne
der Vargas und Mohedano, ein flotterer Zeichner und gewand-
terer Componist als Pacheco. Der Gegenstand, Bilder aus dem
heroisch-heiligen Abenteurerleben dieser Retter der Christen-
sclaven, war kein undankbarer.
Von den sechs Stücken unseres Francisco sieht man zwei im
Museum von Sevilla, eines in dem von Barcelona: die Berufung
des Hirtenknaben Ramon durch die heilige Jungfrau, die Ein-
schiffung an der spanischen Küste, den Abzug der befreiten
Schaaren. Schülerhafte Steifheit der Figuren, eine zusammen-
geflickte Composition, blecherne Falten fallen in dieser hektischen
Malerei besonders auf; er quält sich, mit Vazquez gleichen
Schritt zu halten. Die Engel, welche die Schaafe während der
Berufung bewachen, geberden sich wie Pensionsfräulein auf
dem Lande.
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Nur die Scene der Einschiffung, wo der Heilige
dem Schürgen auf die Schulter steigt, mit dem Kahn, in dessen
Steuermann Asensio den Cervantes erkennen wollte, (der 1598
und 99 in Sevilla war,) ist ganz dem Leben abgesehen, ein Strand-
bild; hier hatte seine Nüchternheit einen glücklicheren Griff ge-
than, als je der geschicktere, aber manierirte Vazquez.
Im Jahre 1616 malte er im Auftrag des Maestro Francisco
de Medina für das Hospital von Alcalá de Guadaira einen heil.
Sebastian, jetzt in der Pfarrkirche dieses Namens. Die Scene,
wo der christliche Soldat nach überstandener Marter von der
Matrone Irene unter dem Schutze der Finsterniss aufgesucht und
gepflegt wird, ist mehrmals von namhaften Malern dargestellt
worden. Die Nacht, die bange Atmosphäre der Verfolgung, der
misshandelte Jünglingskörper in tödtlicher Betäubung, die emsige
Sorge der tieferschütterten Frauen — das war eine Aufgabe für
die Schidone, Spagnoletto, Delacroix. Was macht daraus dieser
Kunstverbesserer, den die Sonne Andalusiens — nicht erwärmt hat?
Im sauberen, aufgeräumten Krankenzimmer des Hospitals von
Alcalá liegt ein Mann in frischer Wäsche im neugemachten Bett,
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/85>, abgerufen am 26.11.2024.
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