Reise sei: die hohe Ehre des Auftrags und der Mangel an Be- stellungen (Felsina II, 406).
Diese Tage in Genua, in der Erwartung der Abfahrt -- Velazquez' letzte Tage auf Italiens Boden -- waren wol die ver- driesslichsten, die er erlebt hat. Er ging ungern, aber er musste gehorchen. Dort wurde ihm auch die Gewissheit, dass noch in einem andern Punkt, der dem König sehr am Herzen gelegen zu haben scheint, seine Bemühungen aussichtslos waren. Es handelte sich um die Correggios in Modena, besonders die Heilige Nacht. Ottonelli schreibt am 13. Januar 1652 von Madrid:
"Mir sagte vor einigen Tagen der Maler Diego Velasco, aiutante di camera des Königs, dass S. M. sich ausnehmend freuen würde, wenn derselben Ew. Hoheit ein hübsches Stück von Correggio senden wollte. Er fügte noch hinzu, dass Sr. Don Luigi d'Haro mit ihm in eben dem Sinn gesprochen habe, man könne gegenwärtig S. M. keinen grössern Gefallen erweisen, als mit Geschenken ausgezeichneter Gemälde, denn die Neigung S. M. zur Malerei sei jetzt lebhafter denn je. Derselbe Diego nannte dann die "Nacht", und bemerkte, auch ein Geschenk dieser Art an denselbigen Sr. Don Luigi d'Haro sei sehr zeit- gemäss, da auch er ein grosser Liebhaber geworden sei. Ich erwiderte, er werde selbst sich dessen erinnern, was ich ihm in Genua in diesem Betreff gesagt, als wir die Einschiffung erwar- teten, nachdem er mir ebenfalls hiervon gesprochen hatte; nämlich, ich würde an Ew. Hoheit darüber schreiben, die wie man mir versichre, das brennende Verlangen hege den Wünschen S. M. und des Sigr. Don Luigi entgegenzukommen. Nur von der Nacht könnte keine Rede sein, da Ew. Hohheit sie gewisser- massen in Depot habe, und mit dem festen Versprechen, dass sie niemals aus ihrem Hause herauskommen solle. So schloss ich also die Unterhandlung in Bezug auf das die Nacht betreffende; und Diego schien sich hierbei zu beruhigen."
Im Jahre 1658 trafen die langersehnten Bologneser endlich ein. Die Sorge für ihren Empfang, die Auszahlung ihres Ge- halts, der Gnadengeschenke, des Kostgelds u. s. w., die Einquar- tirung (in der Casa del Tesoro), vor allem die Anweisung der Arbeiten fiel Velazquez zu, "dem der König alles überliess"1).
1) Che tutto a lui differiva, sagt Malvasia II, 408. Jeder erhielt 200 Scudi Reisekosten, 50 Dublonen bei der Ankunft, 125 piezze da otto Monatsgehalt, ein
Metelli und Colonna.
Reise sei: die hohe Ehre des Auftrags und der Mangel an Be- stellungen (Felsina II, 406).
Diese Tage in Genua, in der Erwartung der Abfahrt — Velazquez’ letzte Tage auf Italiens Boden — waren wol die ver- driesslichsten, die er erlebt hat. Er ging ungern, aber er musste gehorchen. Dort wurde ihm auch die Gewissheit, dass noch in einem andern Punkt, der dem König sehr am Herzen gelegen zu haben scheint, seine Bemühungen aussichtslos waren. Es handelte sich um die Correggios in Modena, besonders die Heilige Nacht. Ottonelli schreibt am 13. Januar 1652 von Madrid:
„Mir sagte vor einigen Tagen der Maler Diego Velasco, aiutante di camera des Königs, dass S. M. sich ausnehmend freuen würde, wenn derselben Ew. Hoheit ein hübsches Stück von Correggio senden wollte. Er fügte noch hinzu, dass Sr. Don Luigi d’Haro mit ihm in eben dem Sinn gesprochen habe, man könne gegenwärtig S. M. keinen grössern Gefallen erweisen, als mit Geschenken ausgezeichneter Gemälde, denn die Neigung S. M. zur Malerei sei jetzt lebhafter denn je. Derselbe Diego nannte dann die „Nacht“, und bemerkte, auch ein Geschenk dieser Art an denselbigen Sr. Don Luigi d’Haro sei sehr zeit- gemäss, da auch er ein grosser Liebhaber geworden sei. Ich erwiderte, er werde selbst sich dessen erinnern, was ich ihm in Genua in diesem Betreff gesagt, als wir die Einschiffung erwar- teten, nachdem er mir ebenfalls hiervon gesprochen hatte; nämlich, ich würde an Ew. Hoheit darüber schreiben, die wie man mir versichre, das brennende Verlangen hege den Wünschen S. M. und des Sigr. Don Luigi entgegenzukommen. Nur von der Nacht könnte keine Rede sein, da Ew. Hohheit sie gewisser- massen in Depot habe, und mit dem festen Versprechen, dass sie niemals aus ihrem Hause herauskommen solle. So schloss ich also die Unterhandlung in Bezug auf das die Nacht betreffende; und Diego schien sich hierbei zu beruhigen.“
Im Jahre 1658 trafen die langersehnten Bologneser endlich ein. Die Sorge für ihren Empfang, die Auszahlung ihres Ge- halts, der Gnadengeschenke, des Kostgelds u. s. w., die Einquar- tirung (in der Casa del Tesoro), vor allem die Anweisung der Arbeiten fiel Velazquez zu, „dem der König alles überliess“1).
1) Che tutto a lui differiva, sagt Malvasia II, 408. Jeder erhielt 200 Scudi Reisekosten, 50 Dublonen bei der Ankunft, 125 piezze da otto Monatsgehalt, ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0227"n="207"/><fwplace="top"type="header">Metelli und Colonna.</fw><lb/>
Reise sei: die hohe Ehre des Auftrags und der Mangel an Be-<lb/>
stellungen (Felsina II, 406).</p><lb/><p>Diese Tage in Genua, in der Erwartung der Abfahrt —<lb/>
Velazquez’ letzte Tage auf Italiens Boden — waren wol die ver-<lb/>
driesslichsten, die er erlebt hat. Er ging ungern, aber er musste<lb/>
gehorchen. Dort wurde ihm auch die Gewissheit, dass noch in<lb/>
einem andern Punkt, der dem König sehr am Herzen gelegen<lb/>
zu haben scheint, seine Bemühungen aussichtslos waren. Es<lb/>
handelte sich um die Correggios in Modena, besonders die<lb/>
Heilige Nacht. Ottonelli schreibt am 13. Januar 1652 von Madrid:</p><lb/><p>„Mir sagte vor einigen Tagen der Maler Diego Velasco,<lb/><hirendition="#i">aiutante di camera</hi> des Königs, dass S. M. sich ausnehmend freuen<lb/>
würde, wenn derselben Ew. Hoheit ein hübsches Stück von<lb/>
Correggio senden wollte. Er fügte noch hinzu, dass S<hirendition="#sup">r</hi>. Don Luigi<lb/>
d’Haro mit ihm in eben dem Sinn gesprochen habe, man<lb/>
könne gegenwärtig S. M. keinen grössern Gefallen erweisen, als<lb/>
mit Geschenken ausgezeichneter Gemälde, denn die Neigung<lb/>
S. M. zur Malerei sei jetzt lebhafter denn je. Derselbe Diego<lb/>
nannte dann die „Nacht“, und bemerkte, auch ein Geschenk<lb/>
dieser Art an denselbigen S<hirendition="#sup">r</hi>. Don Luigi d’Haro sei sehr zeit-<lb/>
gemäss, da auch er ein grosser Liebhaber geworden sei. Ich<lb/>
erwiderte, er werde selbst sich dessen erinnern, was ich ihm in<lb/>
Genua in diesem Betreff gesagt, als wir die Einschiffung erwar-<lb/>
teten, nachdem er mir ebenfalls hiervon gesprochen hatte; nämlich,<lb/>
ich würde an Ew. Hoheit darüber schreiben, die wie man mir<lb/>
versichre, das brennende Verlangen hege den Wünschen S. M.<lb/>
und des Sig<hirendition="#sup">r</hi>. Don Luigi entgegenzukommen. Nur von der<lb/>
Nacht könnte keine Rede sein, da Ew. Hohheit sie gewisser-<lb/>
massen in Depot habe, und mit dem festen Versprechen, dass<lb/>
sie niemals aus ihrem Hause herauskommen solle. So schloss ich<lb/>
also die Unterhandlung in Bezug auf das die Nacht betreffende;<lb/>
und Diego schien sich hierbei zu beruhigen.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Im Jahre 1658 trafen die langersehnten Bologneser endlich<lb/>
ein. Die Sorge für ihren Empfang, die Auszahlung ihres Ge-<lb/>
halts, der Gnadengeschenke, des Kostgelds u. s. w., die Einquar-<lb/>
tirung (in der Casa del Tesoro), vor allem die Anweisung der<lb/>
Arbeiten fiel Velazquez zu, „dem der König alles überliess“<notexml:id="seg2pn_11_1"next="#seg2pn_11_2"place="foot"n="1)">Che tutto a lui differiva, sagt Malvasia II, 408. Jeder erhielt 200 Scudi<lb/>
Reisekosten, 50 Dublonen bei der Ankunft, 125 piezze da otto Monatsgehalt, ein</note>.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[207/0227]
Metelli und Colonna.
Reise sei: die hohe Ehre des Auftrags und der Mangel an Be-
stellungen (Felsina II, 406).
Diese Tage in Genua, in der Erwartung der Abfahrt —
Velazquez’ letzte Tage auf Italiens Boden — waren wol die ver-
driesslichsten, die er erlebt hat. Er ging ungern, aber er musste
gehorchen. Dort wurde ihm auch die Gewissheit, dass noch in
einem andern Punkt, der dem König sehr am Herzen gelegen
zu haben scheint, seine Bemühungen aussichtslos waren. Es
handelte sich um die Correggios in Modena, besonders die
Heilige Nacht. Ottonelli schreibt am 13. Januar 1652 von Madrid:
„Mir sagte vor einigen Tagen der Maler Diego Velasco,
aiutante di camera des Königs, dass S. M. sich ausnehmend freuen
würde, wenn derselben Ew. Hoheit ein hübsches Stück von
Correggio senden wollte. Er fügte noch hinzu, dass Sr. Don Luigi
d’Haro mit ihm in eben dem Sinn gesprochen habe, man
könne gegenwärtig S. M. keinen grössern Gefallen erweisen, als
mit Geschenken ausgezeichneter Gemälde, denn die Neigung
S. M. zur Malerei sei jetzt lebhafter denn je. Derselbe Diego
nannte dann die „Nacht“, und bemerkte, auch ein Geschenk
dieser Art an denselbigen Sr. Don Luigi d’Haro sei sehr zeit-
gemäss, da auch er ein grosser Liebhaber geworden sei. Ich
erwiderte, er werde selbst sich dessen erinnern, was ich ihm in
Genua in diesem Betreff gesagt, als wir die Einschiffung erwar-
teten, nachdem er mir ebenfalls hiervon gesprochen hatte; nämlich,
ich würde an Ew. Hoheit darüber schreiben, die wie man mir
versichre, das brennende Verlangen hege den Wünschen S. M.
und des Sigr. Don Luigi entgegenzukommen. Nur von der
Nacht könnte keine Rede sein, da Ew. Hohheit sie gewisser-
massen in Depot habe, und mit dem festen Versprechen, dass
sie niemals aus ihrem Hause herauskommen solle. So schloss ich
also die Unterhandlung in Bezug auf das die Nacht betreffende;
und Diego schien sich hierbei zu beruhigen.“
Im Jahre 1658 trafen die langersehnten Bologneser endlich
ein. Die Sorge für ihren Empfang, die Auszahlung ihres Ge-
halts, der Gnadengeschenke, des Kostgelds u. s. w., die Einquar-
tirung (in der Casa del Tesoro), vor allem die Anweisung der
Arbeiten fiel Velazquez zu, „dem der König alles überliess“ 1).
1) Che tutto a lui differiva, sagt Malvasia II, 408. Jeder erhielt 200 Scudi
Reisekosten, 50 Dublonen bei der Ankunft, 125 piezze da otto Monatsgehalt, ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/227>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.