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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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und des Endes der Regierung Philipp IV. Das von 1636 ver-
gegenwärtigt noch einen Theil der Gemächer in dem Zustand
wie sie Philipp III hinterlassen hatte, nebst den bereits begon-
nenen, deutlich erkennbaren Umgestaltungen; das von 1666, wel-
ches aus dem von 1686 ergänzt werden muss, enthält das End-
ergebniss des fünfundvierzigjährigen Waltens des kunstliebenden
Monarchen. Wenig war am Platz geblieben; was zu Philipp II
Zeit im Schatzhaus, in der Guardaropa verwahrt wurde, hielt
jetzt seinen Einzug in den vom Kaiser neugebauten Südflügel.
Manche Klassen von Bildern waren fast ganz verschwunden;
die überwiegende Mehrzahl der künstlerisch werthvollen Stücke
ist erst im Lauf seiner Regierung hinzugekommen. Tizian und
die Venezianer wurden noch bedeutend vermehrt; fast ganz neu
hinzu kamen Rubens (mit 62 Stücken) und van Dyck (19), Brueghel
(38), Snyders (26), ferner Spagnoletto, Guido (12); die Zahl der
Spanier ist klein, abgesehen von den Werken des Kammer-
malers selbst. Das Inventar von 1686 nennt 614 Originale,
210 Copien; mehr Originale, bemerkt der Verfasser, Bernardo
Ochoa, als irgend ein Souverän damals sich rühmen konnte
zu besitzen.

Die Verwaltungsthätigkeit bestand zum Theil auch in An-
käufen. Velazquez galt bei solchen als der erste Sachverständige
in Madrid. Er wurde auch von italienischen Diplomaten konsul-
tirt; der modenesische Gesandte Guidi vertraut sich ihm bei
einem Handel um vierzehn Jagdstücke des Paul de Vos aus dem
Nachlass des Herzogs von Aerschot ganz an (conforme al suo
giudicio, e parere mi governaro
, Brief vom 26. November 1641).

Schon in den zwanziger Jahren liess der König Umbauten
im Schloss vornehmen. Es sind: der grosse Saal über dem
Hauptthor an der Südseite, später der Spiegelsaal genannt, an
ihn schloss sich dann der achteckige Saal. Ferner wurden im
Erdgeschoss ganz neue Wohngemächer geschaffen. Diese
Räume waren bisher wie meist in diesen festungsartigen Adels-
häusern und Palästen dunkel, fast fensterlos und unbewohnbar
gewesen. Der Mangel tiefgelegener Zimmer nach Norden ver-
trieb den Hof in den heissen Monaten aus Palast und Haupt-
stadt. Jetzt nun wurden unter Leitung des Baumeisters Juan
Gomez de Mora unter dem alten Sommerquartier kühne Durch-
brechungen der Grundmauern, Unterfangungen durch Bogen vor-
genommen, und eine Reihe kühler gewölbter Räume geschaffen,
die Bovedas.

II. 15

Galerieverwaltung.
und des Endes der Regierung Philipp IV. Das von 1636 ver-
gegenwärtigt noch einen Theil der Gemächer in dem Zustand
wie sie Philipp III hinterlassen hatte, nebst den bereits begon-
nenen, deutlich erkennbaren Umgestaltungen; das von 1666, wel-
ches aus dem von 1686 ergänzt werden muss, enthält das End-
ergebniss des fünfundvierzigjährigen Waltens des kunstliebenden
Monarchen. Wenig war am Platz geblieben; was zu Philipp II
Zeit im Schatzhaus, in der Guardaropa verwahrt wurde, hielt
jetzt seinen Einzug in den vom Kaiser neugebauten Südflügel.
Manche Klassen von Bildern waren fast ganz verschwunden;
die überwiegende Mehrzahl der künstlerisch werthvollen Stücke
ist erst im Lauf seiner Regierung hinzugekommen. Tizian und
die Venezianer wurden noch bedeutend vermehrt; fast ganz neu
hinzu kamen Rubens (mit 62 Stücken) und van Dyck (19), Brueghel
(38), Snyders (26), ferner Spagnoletto, Guido (12); die Zahl der
Spanier ist klein, abgesehen von den Werken des Kammer-
malers selbst. Das Inventar von 1686 nennt 614 Originale,
210 Copien; mehr Originale, bemerkt der Verfasser, Bernardo
Ochoa, als irgend ein Souverän damals sich rühmen konnte
zu besitzen.

Die Verwaltungsthätigkeit bestand zum Theil auch in An-
käufen. Velazquez galt bei solchen als der erste Sachverständige
in Madrid. Er wurde auch von italienischen Diplomaten konsul-
tirt; der modenesische Gesandte Guidi vertraut sich ihm bei
einem Handel um vierzehn Jagdstücke des Paul de Vos aus dem
Nachlass des Herzogs von Aerschot ganz an (conforme al suo
giudicio, e parere mi governarò
, Brief vom 26. November 1641).

Schon in den zwanziger Jahren liess der König Umbauten
im Schloss vornehmen. Es sind: der grosse Saal über dem
Hauptthor an der Südseite, später der Spiegelsaal genannt, an
ihn schloss sich dann der achteckige Saal. Ferner wurden im
Erdgeschoss ganz neue Wohngemächer geschaffen. Diese
Räume waren bisher wie meist in diesen festungsartigen Adels-
häusern und Palästen dunkel, fast fensterlos und unbewohnbar
gewesen. Der Mangel tiefgelegener Zimmer nach Norden ver-
trieb den Hof in den heissen Monaten aus Palast und Haupt-
stadt. Jetzt nun wurden unter Leitung des Baumeisters Juan
Gomez de Mora unter dem alten Sommerquartier kühne Durch-
brechungen der Grundmauern, Unterfangungen durch Bogen vor-
genommen, und eine Reihe kühler gewölbter Räume geschaffen,
die Bóvedas.

II. 15
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[225/0245] Galerieverwaltung. und des Endes der Regierung Philipp IV. Das von 1636 ver- gegenwärtigt noch einen Theil der Gemächer in dem Zustand wie sie Philipp III hinterlassen hatte, nebst den bereits begon- nenen, deutlich erkennbaren Umgestaltungen; das von 1666, wel- ches aus dem von 1686 ergänzt werden muss, enthält das End- ergebniss des fünfundvierzigjährigen Waltens des kunstliebenden Monarchen. Wenig war am Platz geblieben; was zu Philipp II Zeit im Schatzhaus, in der Guardaropa verwahrt wurde, hielt jetzt seinen Einzug in den vom Kaiser neugebauten Südflügel. Manche Klassen von Bildern waren fast ganz verschwunden; die überwiegende Mehrzahl der künstlerisch werthvollen Stücke ist erst im Lauf seiner Regierung hinzugekommen. Tizian und die Venezianer wurden noch bedeutend vermehrt; fast ganz neu hinzu kamen Rubens (mit 62 Stücken) und van Dyck (19), Brueghel (38), Snyders (26), ferner Spagnoletto, Guido (12); die Zahl der Spanier ist klein, abgesehen von den Werken des Kammer- malers selbst. Das Inventar von 1686 nennt 614 Originale, 210 Copien; mehr Originale, bemerkt der Verfasser, Bernardo Ochoa, als irgend ein Souverän damals sich rühmen konnte zu besitzen. Die Verwaltungsthätigkeit bestand zum Theil auch in An- käufen. Velazquez galt bei solchen als der erste Sachverständige in Madrid. Er wurde auch von italienischen Diplomaten konsul- tirt; der modenesische Gesandte Guidi vertraut sich ihm bei einem Handel um vierzehn Jagdstücke des Paul de Vos aus dem Nachlass des Herzogs von Aerschot ganz an (conforme al suo giudicio, e parere mi governarò, Brief vom 26. November 1641). Schon in den zwanziger Jahren liess der König Umbauten im Schloss vornehmen. Es sind: der grosse Saal über dem Hauptthor an der Südseite, später der Spiegelsaal genannt, an ihn schloss sich dann der achteckige Saal. Ferner wurden im Erdgeschoss ganz neue Wohngemächer geschaffen. Diese Räume waren bisher wie meist in diesen festungsartigen Adels- häusern und Palästen dunkel, fast fensterlos und unbewohnbar gewesen. Der Mangel tiefgelegener Zimmer nach Norden ver- trieb den Hof in den heissen Monaten aus Palast und Haupt- stadt. Jetzt nun wurden unter Leitung des Baumeisters Juan Gomez de Mora unter dem alten Sommerquartier kühne Durch- brechungen der Grundmauern, Unterfangungen durch Bogen vor- genommen, und eine Reihe kühler gewölbter Räume geschaffen, die Bóvedas. II. 15

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/245>, abgerufen am 24.11.2024.