Der Gedanke seinen Hofmaler zum Ordensritter zu erheben, ist Philipp IV erst sehr spät gekommen, nachdem jener ihm bereits 35 Jahre gedient hatte. So hat er sich des Mantels mit dem rothen Kreuz wenig über ein Jahr zu erfreuen gehabt. Viel- leicht war diese Auszeichnung Diego's langgehegter Wunsch, für spanische Maler gab es keine höhere Ehre, aber auch keine seltnere. Wie viel besser hatten es da die Italiener! Pacheco, Palomino zählen die wenigen Glücklichen auf. Nur ein Beispiel war überliefert, wo einem spanischen Maler von seinem Könige ein Ordenskreuz gewährt worden war: Antonio Rincon, den Fer- dinand zum Santiagoritter gemacht hatte. Philipp II, obwol ein Freund der Maler, hat keinem die merced del habito gewährt; Philipp III aus Gefälligkeit gegen den Pabst mehren Italienern. Velazquez war vor dreissig Jahren in Rom diesen Baglione, Joseph Cesari oft begegnet; er hatte vielleicht seinem Schwieger- vater davon erzählt1), wie jenem eitlen Cavalier d'Arpino sein Sanktjacobshabit noch nicht gut genug gewesen sei, weil es andere auch hatten, und wie er es "verbesserte", d. h. ver- tauschte mit der goldnen Kette und dem Degen S. Michaels, den ihm Ludwig XIII schickte. Wie viel war im Jahre 1625 davon gesprochen worden, dass Romulo Cincinnato, als ihm sein Gönner, der Herzog von Alcala die Ehre verschaffte, Urban VIII zu malen, von diesem mit dem Christusorden von Portugal beschenkt wor- den war. Velazquez hatte nun ebenfalls einen Pabst gemalt, aber er hatte bloss die goldne Kette mit dem Medaillon bekom- men. Es gab nur einen spanischen Malercavalier damals, Joseph Ribera, auch er hatte den päbstlichen Christusorden.
Vielleicht war dieser Mangel an Präcedenzfällen die Ur- sache, weshalb Philipp IV so spät sich entschloss. Da fiel ihm ein, dass Tizian sich Eques Caesareus unterzeichnete; er war zum Comes Palatinus geadelt worden vom Kaiser Carl; es war also eine Gelegenheit, zu thun wie Carl V gethan. Die Analogie konnte nicht schlagender sein. Auch von Velazquez hatte Olivares gesagt, dass kein anderer den König malen dürfe, auch von ihm konnte man facilitas und felicitas im Treffen rüh- men; da hingen im Alcazar seine Reiterbilder dem stupenden
1) Pacheco, Arte de la pintura I, 7 (p. 129).
Siebentes Buch.
Das Ritterkreuz des Santiagoordens.
Der Gedanke seinen Hofmaler zum Ordensritter zu erheben, ist Philipp IV erst sehr spät gekommen, nachdem jener ihm bereits 35 Jahre gedient hatte. So hat er sich des Mantels mit dem rothen Kreuz wenig über ein Jahr zu erfreuen gehabt. Viel- leicht war diese Auszeichnung Diego’s langgehegter Wunsch, für spanische Maler gab es keine höhere Ehre, aber auch keine seltnere. Wie viel besser hatten es da die Italiener! Pacheco, Palomino zählen die wenigen Glücklichen auf. Nur ein Beispiel war überliefert, wo einem spanischen Maler von seinem Könige ein Ordenskreuz gewährt worden war: Antonio Rincon, den Fer- dinand zum Santiagoritter gemacht hatte. Philipp II, obwol ein Freund der Maler, hat keinem die merced del hábito gewährt; Philipp III aus Gefälligkeit gegen den Pabst mehren Italienern. Velazquez war vor dreissig Jahren in Rom diesen Baglione, Joseph Cesari oft begegnet; er hatte vielleicht seinem Schwieger- vater davon erzählt1), wie jenem eitlen Cavalier d’Arpino sein Sanktjacobshabit noch nicht gut genug gewesen sei, weil es andere auch hatten, und wie er es „verbesserte“, d. h. ver- tauschte mit der goldnen Kette und dem Degen S. Michaels, den ihm Ludwig XIII schickte. Wie viel war im Jahre 1625 davon gesprochen worden, dass Romulo Cincinnato, als ihm sein Gönner, der Herzog von Alcalá die Ehre verschaffte, Urban VIII zu malen, von diesem mit dem Christusorden von Portugal beschenkt wor- den war. Velazquez hatte nun ebenfalls einen Pabst gemalt, aber er hatte bloss die goldne Kette mit dem Medaillon bekom- men. Es gab nur einen spanischen Malercavalier damals, Joseph Ribera, auch er hatte den päbstlichen Christusorden.
Vielleicht war dieser Mangel an Präcedenzfällen die Ur- sache, weshalb Philipp IV so spät sich entschloss. Da fiel ihm ein, dass Tizian sich Eques Caesareus unterzeichnete; er war zum Comes Palatinus geadelt worden vom Kaiser Carl; es war also eine Gelegenheit, zu thun wie Carl V gethan. Die Analogie konnte nicht schlagender sein. Auch von Velazquez hatte Olivares gesagt, dass kein anderer den König malen dürfe, auch von ihm konnte man facilitas und felicitas im Treffen rüh- men; da hingen im Alcazar seine Reiterbilder dem stupenden
1) Pacheco, Arte de la pintura I, 7 (p. 129).
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Siebentes Buch.
Das Ritterkreuz des Santiagoordens.
Der Gedanke seinen Hofmaler zum Ordensritter zu erheben,
ist Philipp IV erst sehr spät gekommen, nachdem jener ihm
bereits 35 Jahre gedient hatte. So hat er sich des Mantels mit
dem rothen Kreuz wenig über ein Jahr zu erfreuen gehabt. Viel-
leicht war diese Auszeichnung Diego’s langgehegter Wunsch,
für spanische Maler gab es keine höhere Ehre, aber auch keine
seltnere. Wie viel besser hatten es da die Italiener! Pacheco,
Palomino zählen die wenigen Glücklichen auf. Nur ein Beispiel
war überliefert, wo einem spanischen Maler von seinem Könige ein
Ordenskreuz gewährt worden war: Antonio Rincon, den Fer-
dinand zum Santiagoritter gemacht hatte. Philipp II, obwol ein
Freund der Maler, hat keinem die merced del hábito gewährt;
Philipp III aus Gefälligkeit gegen den Pabst mehren Italienern.
Velazquez war vor dreissig Jahren in Rom diesen Baglione,
Joseph Cesari oft begegnet; er hatte vielleicht seinem Schwieger-
vater davon erzählt 1), wie jenem eitlen Cavalier d’Arpino sein
Sanktjacobshabit noch nicht gut genug gewesen sei, weil es
andere auch hatten, und wie er es „verbesserte“, d. h. ver-
tauschte mit der goldnen Kette und dem Degen S. Michaels, den
ihm Ludwig XIII schickte. Wie viel war im Jahre 1625 davon
gesprochen worden, dass Romulo Cincinnato, als ihm sein Gönner,
der Herzog von Alcalá die Ehre verschaffte, Urban VIII zu malen,
von diesem mit dem Christusorden von Portugal beschenkt wor-
den war. Velazquez hatte nun ebenfalls einen Pabst gemalt,
aber er hatte bloss die goldne Kette mit dem Medaillon bekom-
men. Es gab nur einen spanischen Malercavalier damals, Joseph
Ribera, auch er hatte den päbstlichen Christusorden.
Vielleicht war dieser Mangel an Präcedenzfällen die Ur-
sache, weshalb Philipp IV so spät sich entschloss. Da fiel ihm
ein, dass Tizian sich Eques Caesareus unterzeichnete; er war
zum Comes Palatinus geadelt worden vom Kaiser Carl; es
war also eine Gelegenheit, zu thun wie Carl V gethan. Die
Analogie konnte nicht schlagender sein. Auch von Velazquez
hatte Olivares gesagt, dass kein anderer den König malen dürfe,
auch von ihm konnte man facilitas und felicitas im Treffen rüh-
men; da hingen im Alcazar seine Reiterbilder dem stupenden
1) Pacheco, Arte de la pintura I, 7 (p. 129).
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/250>, abgerufen am 24.11.2024.
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