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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Siebentes Buch.
grossen Hund, der das kaiserliche Wappen am Halsband
trägt; dieses Männchen hat die boshaften Züge eines hässlichen
Buckligen. Es trägt ein dunkelgrünes goldgesticktes Wams und
sehr langen Mantel, spitze Mütze, goldene Kette, Degen und
Narrenkolben. Ein ähnliches Bildniss befand sich im Schloss zu
Madrid1) neben dem Bildniss des Kaisers.

Wer sich von dem Witz dieser Pritschmeister eine Vorstel-
lung machen will, findet in Melchor de la Cruz' Blütenlese zahl-
reiche ihrer Aussprüche gesammelt2).

Der trockene Philipp II fand, wie seine Vorliebe für die
Phantasiestücke des Hieronymus van Aeken aus Herzogenbusch
beweist, Geschmack am Grotesken. Er hörte gern Spässe, und bei
Tafel (wahrscheinlich zur Beförderung der Verdauung) mussten
die Buffonen erscheinen; er nahm eine grosse Zahl auf seiner
englischen Reise mit; im übrigen hielt er sie knapp. Die Narren
und Närrinnen, die ihm sein Hofmaler Alonso Sanchez Coello
gemalt, befanden sich noch am Ende des siebzehnten Jahrhun-
derts auf der Treppe zur Nordgalerie des Alcazar. Damals
umgab die Narrheit noch ein mystisches Halbdunkel im Sinn der
Alten; man hielt sie gelegentlich für inspirirt. Als der Car-
dinal Hugo Buoncompagni in Sachen des eingekerkerten Erz-
bischofs Carranza an den Hof kam, in Begleitung der Prälaten
Felice Peretti und Nic. Sfondrati, und die drei einst an der
königlichen Tafel sassen, soll ein Truhan zu Philipp gesagt
haben: Weisst du auch, dass drei Päbste bei dir speisen? worauf
er den dreien auf die Schulter klopfte. Sie wurden Gregor XIII,
Sixtus V und Gregor XIV. Cervantes erzählt im Prolog zu den
Dramen, dass Lope de Rueda der Dichter-Schauspieler in Cor-
doba zwischen den zwei Chören begraben wurde, neben dem
Buffo Luis Lopez. Von letzterem befand sich ein kleines Oel-
blildniss im Guardajoyas Philipp II.

en martas. Inventar v. 1636. Pieza en que S. M. negocia. Un retrato en tabla de
pincel al ollio de estebanillo tudesco con un bonetillo forrado en marta. Inv.
Philipp II. Guardajoyas, 2a pieza. Ist wol derselbe.
1) Truan del dho Emperador sin pelo de barba y con bozo, al cuello dos vueltas
de cadena de oro, quitandose la gorra, y con palillo con caecillo de plata. 1/2 vara hoch,
Inventar von 1636. Pieza nueva del cuarto bajo delante del dormitorio de S. M.
2) Floresta espannola de apoftegmas. Cassel 1607. S. 56. Als Don Frances
im Sterben liegt, bittet ihn sein Kollege Perico de Ayala im Himmel ein gutes
Wort für ihn einzulegen. "Binde mir einen Faden um diesen kleinen Finger,
flüstert jener, damit ichs nicht vergesse". Und damit starb er.

Siebentes Buch.
grossen Hund, der das kaiserliche Wappen am Halsband
trägt; dieses Männchen hat die boshaften Züge eines hässlichen
Buckligen. Es trägt ein dunkelgrünes goldgesticktes Wams und
sehr langen Mantel, spitze Mütze, goldene Kette, Degen und
Narrenkolben. Ein ähnliches Bildniss befand sich im Schloss zu
Madrid1) neben dem Bildniss des Kaisers.

Wer sich von dem Witz dieser Pritschmeister eine Vorstel-
lung machen will, findet in Melchor de la Cruz’ Blütenlese zahl-
reiche ihrer Aussprüche gesammelt2).

Der trockene Philipp II fand, wie seine Vorliebe für die
Phantasiestücke des Hieronymus van Aeken aus Herzogenbusch
beweist, Geschmack am Grotesken. Er hörte gern Spässe, und bei
Tafel (wahrscheinlich zur Beförderung der Verdauung) mussten
die Buffonen erscheinen; er nahm eine grosse Zahl auf seiner
englischen Reise mit; im übrigen hielt er sie knapp. Die Narren
und Närrinnen, die ihm sein Hofmaler Alonso Sanchez Coello
gemalt, befanden sich noch am Ende des siebzehnten Jahrhun-
derts auf der Treppe zur Nordgalerie des Alcazar. Damals
umgab die Narrheit noch ein mystisches Halbdunkel im Sinn der
Alten; man hielt sie gelegentlich für inspirirt. Als der Car-
dinal Hugo Buoncompagni in Sachen des eingekerkerten Erz-
bischofs Carranza an den Hof kam, in Begleitung der Prälaten
Felice Peretti und Nic. Sfondrati, und die drei einst an der
königlichen Tafel sassen, soll ein Truhan zu Philipp gesagt
haben: Weisst du auch, dass drei Päbste bei dir speisen? worauf
er den dreien auf die Schulter klopfte. Sie wurden Gregor XIII,
Sixtus V und Gregor XIV. Cervantes erzählt im Prolog zu den
Dramen, dass Lope de Rueda der Dichter-Schauspieler in Cor-
doba zwischen den zwei Chören begraben wurde, neben dem
Buffo Luis Lopez. Von letzterem befand sich ein kleines Oel-
blildniss im Guardajoyas Philipp II.

en martas. Inventar v. 1636. Pieza en que S. M. negocia. Un retrato en tabla de
pincel al ollio de estebanillo tudesco con un bonetillo forrado en marta. Inv.
Philipp II. Guardajoyas, 2a pieza. Ist wol derselbe.
1) Truan del dho Emperador sin pelo de barba y con bozo, al cuello dos vueltas
de cadena de oro, quitandose la gorra, y con palillo con caecillo de plata. ½ vara hoch,
Inventar von 1636. Pieza nueva del cuarto bajo delante del dormitorio de S. M.
2) Floresta española de apoftegmas. Cassel 1607. S. 56. Als Don Frances
im Sterben liegt, bittet ihn sein Kollege Perico de Ayala im Himmel ein gutes
Wort für ihn einzulegen. „Binde mir einen Faden um diesen kleinen Finger,
flüstert jener, damit ichs nicht vergesse“. Und damit starb er.
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[338/0362] Siebentes Buch. grossen Hund, der das kaiserliche Wappen am Halsband trägt; dieses Männchen hat die boshaften Züge eines hässlichen Buckligen. Es trägt ein dunkelgrünes goldgesticktes Wams und sehr langen Mantel, spitze Mütze, goldene Kette, Degen und Narrenkolben. Ein ähnliches Bildniss befand sich im Schloss zu Madrid 1) neben dem Bildniss des Kaisers. Wer sich von dem Witz dieser Pritschmeister eine Vorstel- lung machen will, findet in Melchor de la Cruz’ Blütenlese zahl- reiche ihrer Aussprüche gesammelt 2). Der trockene Philipp II fand, wie seine Vorliebe für die Phantasiestücke des Hieronymus van Aeken aus Herzogenbusch beweist, Geschmack am Grotesken. Er hörte gern Spässe, und bei Tafel (wahrscheinlich zur Beförderung der Verdauung) mussten die Buffonen erscheinen; er nahm eine grosse Zahl auf seiner englischen Reise mit; im übrigen hielt er sie knapp. Die Narren und Närrinnen, die ihm sein Hofmaler Alonso Sanchez Coello gemalt, befanden sich noch am Ende des siebzehnten Jahrhun- derts auf der Treppe zur Nordgalerie des Alcazar. Damals umgab die Narrheit noch ein mystisches Halbdunkel im Sinn der Alten; man hielt sie gelegentlich für inspirirt. Als der Car- dinal Hugo Buoncompagni in Sachen des eingekerkerten Erz- bischofs Carranza an den Hof kam, in Begleitung der Prälaten Felice Peretti und Nic. Sfondrati, und die drei einst an der königlichen Tafel sassen, soll ein Truhan zu Philipp gesagt haben: Weisst du auch, dass drei Päbste bei dir speisen? worauf er den dreien auf die Schulter klopfte. Sie wurden Gregor XIII, Sixtus V und Gregor XIV. Cervantes erzählt im Prolog zu den Dramen, dass Lope de Rueda der Dichter-Schauspieler in Cor- doba zwischen den zwei Chören begraben wurde, neben dem Buffo Luis Lopez. Von letzterem befand sich ein kleines Oel- blildniss im Guardajoyas Philipp II. 2) 1) Truan del dho Emperador sin pelo de barba y con bozo, al cuello dos vueltas de cadena de oro, quitandose la gorra, y con palillo con caecillo de plata. ½ vara hoch, Inventar von 1636. Pieza nueva del cuarto bajo delante del dormitorio de S. M. 2) Floresta española de apoftegmas. Cassel 1607. S. 56. Als Don Frances im Sterben liegt, bittet ihn sein Kollege Perico de Ayala im Himmel ein gutes Wort für ihn einzulegen. „Binde mir einen Faden um diesen kleinen Finger, flüstert jener, damit ichs nicht vergesse“. Und damit starb er. 2) en martas. Inventar v. 1636. Pieza en que S. M. negocia. Un retrato en tabla de pincel al ollio de estebanillo tudesco con un bonetillo forrado en marta. Inv. Philipp II. Guardajoyas, 2a pieza. Ist wol derselbe.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/362>, abgerufen am 27.11.2024.