man findet die Halbfigur "des Calabresen", in schwarz, mit goldner Kette, die Hand im Gürtel.
Endlich Catalina die Portugiesin, Halbfigur in weissem Wit- wenkopftuch, ein Schellenbecken schlagend; sie steht im Guarda- joyas zwischen Philipp II und D. Juan von Oesterreich. An die Narren schliessen sich Naturspiele; Brigida del Rio, genannt "das bärtige Weib von Pennaranda", die sich 1590 in Madrid zeigte, und "das krauslockige Mädchen" (la ninna encrespada), beide im Pardo.
Der Kopf, der unter Don Phelipe el prudente die erste Geige gespielt hatte, war bei seinem Sohne Philipp III der
[Abbildung]
Sebastian de Morra.
schwächste Theil, und so stieg das Ansehn der Narr- heit. Bei seinen Hoch- zeitfestlichkeiten im Jahre 1599 erschien Lope de Vega in der Rolle eines Narren. Aus einer Re- lation über seinen Hof vom Jahre 1611 (auf der Berliner königl. Biblio- thek) erfährt man, dass die unverheiratheten Gran- den, besonders die aus der Provinz, allezeit offene Tafel hielten, zu der sie die einflussreichen Höf- linge einluden. Da sei es denn rathsam gewesen, des Königs Buffonen aus- zuzeichnen, "weil sie die Trompeten und Augen alles dessen sind, was sie sehen und hören". Im Pardo war von Pantoja de la Cruz das Bildniss des Bonamic und Don Antonio mit dem Hund Baylan (Vaillant).
Charakteristisch für den Ton sind die Briefe eines ita- lienischen Hanswurst, ein Unicum, das sich im Archiv zu Mantua erhalten hat. Im Jahre 1604 kam von dort Don Geronimo Fonati nach Valladolid, wo er von den Grossen des Hofs, dem Grafen von Miranda, den Herzögen von Cea und Sessa gut aufgenommen, und dem Könige vorgestellt wurde, der ihn sogleich mit einem Anzug für fünfhundert Scudi beschenkte. Da er ein Spieler war, so verstand sein Erfolg
Siebentes Buch.
man findet die Halbfigur „des Calabresen“, in schwarz, mit goldner Kette, die Hand im Gürtel.
Endlich Catalina die Portugiesin, Halbfigur in weissem Wit- wenkopftuch, ein Schellenbecken schlagend; sie steht im Guarda- joyas zwischen Philipp II und D. Juan von Oesterreich. An die Narren schliessen sich Naturspiele; Brigida del Rio, genannt „das bärtige Weib von Peñaranda“, die sich 1590 in Madrid zeigte, und „das krauslockige Mädchen“ (la niña encrespada), beide im Pardo.
Der Kopf, der unter Don Phelipe el prudente die erste Geige gespielt hatte, war bei seinem Sohne Philipp III der
[Abbildung]
Sebastian de Morra.
schwächste Theil, und so stieg das Ansehn der Narr- heit. Bei seinen Hoch- zeitfestlichkeiten im Jahre 1599 erschien Lope de Vega in der Rolle eines Narren. Aus einer Re- lation über seinen Hof vom Jahre 1611 (auf der Berliner königl. Biblio- thek) erfährt man, dass die unverheiratheten Gran- den, besonders die aus der Provinz, allezeit offene Tafel hielten, zu der sie die einflussreichen Höf- linge einluden. Da sei es denn rathsam gewesen, des Königs Buffonen aus- zuzeichnen, „weil sie die Trompeten und Augen alles dessen sind, was sie sehen und hören“. Im Pardo war von Pantoja de la Cruz das Bildniss des Bonamic und Don Antonio mit dem Hund Baylan (Vaillant).
Charakteristisch für den Ton sind die Briefe eines ita- lienischen Hanswurst, ein Unicum, das sich im Archiv zu Mantua erhalten hat. Im Jahre 1604 kam von dort Don Gerónimo Fonati nach Valladolid, wo er von den Grossen des Hofs, dem Grafen von Miranda, den Herzögen von Cea und Sessa gut aufgenommen, und dem Könige vorgestellt wurde, der ihn sogleich mit einem Anzug für fünfhundert Scudi beschenkte. Da er ein Spieler war, so verstand sein Erfolg
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Siebentes Buch.
man findet die Halbfigur „des Calabresen“, in schwarz, mit goldner
Kette, die Hand im Gürtel.
Endlich Catalina die Portugiesin, Halbfigur in weissem Wit-
wenkopftuch, ein Schellenbecken schlagend; sie steht im Guarda-
joyas zwischen Philipp II und D. Juan von Oesterreich. An die
Narren schliessen sich Naturspiele; Brigida del Rio, genannt „das
bärtige Weib von Peñaranda“, die sich 1590 in Madrid zeigte, und
„das krauslockige Mädchen“ (la niña encrespada), beide im Pardo.
Der Kopf, der unter Don Phelipe el prudente die erste
Geige gespielt hatte, war bei seinem Sohne Philipp III der
[Abbildung Sebastian de Morra.]
schwächste Theil, und so
stieg das Ansehn der Narr-
heit. Bei seinen Hoch-
zeitfestlichkeiten im Jahre
1599 erschien Lope de
Vega in der Rolle eines
Narren. Aus einer Re-
lation über seinen Hof
vom Jahre 1611 (auf der
Berliner königl. Biblio-
thek) erfährt man, dass die
unverheiratheten Gran-
den, besonders die aus
der Provinz, allezeit offene
Tafel hielten, zu der sie
die einflussreichen Höf-
linge einluden. Da sei es
denn rathsam gewesen,
des Königs Buffonen aus-
zuzeichnen, „weil sie die Trompeten und Augen alles dessen
sind, was sie sehen und hören“. Im Pardo war von Pantoja
de la Cruz das Bildniss des Bonamic und Don Antonio mit dem
Hund Baylan (Vaillant).
Charakteristisch für den Ton sind die Briefe eines ita-
lienischen Hanswurst, ein Unicum, das sich im Archiv zu
Mantua erhalten hat. Im Jahre 1604 kam von dort Don
Gerónimo Fonati nach Valladolid, wo er von den Grossen
des Hofs, dem Grafen von Miranda, den Herzögen von Cea
und Sessa gut aufgenommen, und dem Könige vorgestellt
wurde, der ihn sogleich mit einem Anzug für fünfhundert Scudi
beschenkte. Da er ein Spieler war, so verstand sein Erfolg
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/364>, abgerufen am 16.08.2024.
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