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Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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meiner Tasche, der nicht am Abend sich in einer andern befunden hätte. Natürlich war die Ebbe stärker, als die Flut, und trotz der freigebigen Unterstützung meines Vaters war ich sicher, auf jeder der zahlreichen Straßen Hamburgs einem Gläubiger zu begegnen. Wie viel meine Hüte dabei litten, versteht sich von selbst; doch waren sie zufrieden, wenn sie mich sahen, und auf ihr Befragen hörten, daß ich mich wohl befände. Es machte mir in diesem Augenblick unbeschreibliches Vergnügen zu denken, wie diese unglückliche Horde von Mittlern, Juden, Weinhändlern, Cafetiers, Roßkämmen u. s. w. ihre Schuhe jetzt um meinetwillen eben so stark, aber vergeblicher anstrengen würde, als ich meine Hüte um ihretwillen; und ich hätte einem klugen Manne, der dieser geldgierigen Zunft im Zauberspiegel meine Gestalt, wie ich hier im Schiff in froher Sicherheit meine Goldstücke zählte, gezeigt hätte, den dritten Theil davon mit Vergnügen geben wollen.

Allmählich verlor ich den Geschmack an dieser Scene und sann ernstlich nach, was ich mit dem Gelde anfangen möchte. Ein böser Geist lockte mich, ein Spielchen mit Freund Classen zu versuchen, bei dem ich eine reiche Börse voraussetzen mußte -- aber der Henker traue den alten Sündern! Ich fürchtete, meinen Mann hier so gut, als bei der Flasche, und einen elenden Zeitvertreib mit schweren Kosten zu finden. Ein besserer Geist lenkte meine Gedanken auf Paris; ich hatte London gesehen, und sollte ihre Neben-

meiner Tasche, der nicht am Abend sich in einer andern befunden hätte. Natürlich war die Ebbe stärker, als die Flut, und trotz der freigebigen Unterstützung meines Vaters war ich sicher, auf jeder der zahlreichen Straßen Hamburgs einem Gläubiger zu begegnen. Wie viel meine Hüte dabei litten, versteht sich von selbst; doch waren sie zufrieden, wenn sie mich sahen, und auf ihr Befragen hörten, daß ich mich wohl befände. Es machte mir in diesem Augenblick unbeschreibliches Vergnügen zu denken, wie diese unglückliche Horde von Mittlern, Juden, Weinhändlern, Cafetiers, Roßkämmen u. s. w. ihre Schuhe jetzt um meinetwillen eben so stark, aber vergeblicher anstrengen würde, als ich meine Hüte um ihretwillen; und ich hätte einem klugen Manne, der dieser geldgierigen Zunft im Zauberspiegel meine Gestalt, wie ich hier im Schiff in froher Sicherheit meine Goldstücke zählte, gezeigt hätte, den dritten Theil davon mit Vergnügen geben wollen.

Allmählich verlor ich den Geschmack an dieser Scene und sann ernstlich nach, was ich mit dem Gelde anfangen möchte. Ein böser Geist lockte mich, ein Spielchen mit Freund Classen zu versuchen, bei dem ich eine reiche Börse voraussetzen mußte — aber der Henker traue den alten Sündern! Ich fürchtete, meinen Mann hier so gut, als bei der Flasche, und einen elenden Zeitvertreib mit schweren Kosten zu finden. Ein besserer Geist lenkte meine Gedanken auf Paris; ich hatte London gesehen, und sollte ihre Neben-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:26:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaehler_schwestern_1910/13>, abgerufen am 21.11.2024.