Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. luang oder Luang sind bloße Edelleute. Diesen Titel pflegt der König auch seinen Dol-metschern zu geben. 4) Okuun, Leute von hoher Familie. 5) Omuun, vornehme Unterbediente. 6) Majulaks, Pagen und junge Edelleute.*) Na- ropäischer Titel und Würden allemal äußerst wil- kührlich und unbestimt; weil wegen der Verschie- denheit der Regierungsformen, die Stände in Eu- ropa und Asien gar keinen gemeinschaftlichen Mas- stab haben, dem man sie anpassen könte. Kämpfer wolte durch seine Vergleichung ohne Zweifel nur ohngefehr die Folge und den Abstand der verschie- denen Rangordnungen in Siam angeben; und da- zu kan man sie immer gebrauchen. Viele Reisebe- schreiber aber gehen hierin zu weit, und es ist immer besser, die europäischen Begriffe ganz zu ent- fernen, wenn man sich richtige Vorstellungen ma- chen wil. Denn in der That ist es eben so unpas- send, einen stamischen Opera gerade zu einem deut- schen, englischen u. s. w. Baron oder Grafen zu machen, als wenn man etwa unter den verschiede- nen Gattungen der stamischen Geistlichen gerade unsern Superintendenten, oder unter den Civil- bedienten einen Man suchen wolte, den man un- serm Hofrath gegenüberstellen könte. -- Man hat, ohne dergleichen ungereimte Vergleichungen, welche zuerst von den portugiesischen und spanischen Schriftstellern gemacht sind, schon einen hinrei- chend deutlichen Begrif, wenn man weis, daß in Siam kein erblicher, sondern blos durch die Wür- den des Staats erworbner Adel sey, und daß unter den verschiednen Stuffen dieses Adels die Operas die zweite einnehmen. *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer hat bei diesen Namen kleine Verschiedenheiten. Die Luang heißen bei ihm Lung; die Okuun, Okucen; die Omuun, Omucen; die Majulaks, Majalaks. Jch wil bei dieser Ge- legenheit hier noch die Angaben des Loubere her- setzen, der uns die zuverlässigste Beschreibung von Siam gegeben hat. Alle Siamer, sagt dieser [Spaltenumbruch] Schriftsteller, sind verbunden, sechs Monate im Jahre für den König entweder im Kriege oder in andern Arbeiten zu dienen. Alle Untertha- nen sind zu dieser Absicht sehr genau enrollirt, und in verschiedne Banden vertheilt. Jede dieser Banden hat ihren Chef. der über einzelne Per- sonen genaue Aufsicht halten, und sie, so oft es verlangt wird, zum Dienst des Königs liefern mus. Diese Chefs heißen Nai, und nachdem sie über mehr oder weniger zahlreiche Banden gesezt sind, ist ihr Rang verschieden. Der Stand eines Nai, der niemals in Familien erblich ist, giebt allein den Adel. Denn auch die oben angeführten Hof- und Staatsbedienten sind allemal Nai. Lou- bere macht zwar sieben verschiedne Rangordnun- gen der Nais; allein er geht doch fast nur in den Namen von Kämpfer etwas ab. Seine Klassen sind folgende: 1) Pa-ya (ohne Zweifel unsers Verfassers Peja) das man gleichfals unrichtig durch Prinz übersezt hat, weil zuweilen wol kö- nigliche Prinzen ihrer Aemter wegen den Titel Paya geführt haben. 2) Oc-ja, Kämpfers Oja. 3) Oc-pra, Kämpfers Opera. 4) Oc-Luang, Kämpfers O-Luang. 5) Oc-Counne, Kämpfers Okuun. 6) Oc-Meuing, Kämpfers Omuun. 7) Oc-Pan. Diesen hat K. nicht, und zwar ganz na- türlich, weil Loubere hinzusezt, daß dieser Rang und Titel schon zu seiner Zeit gar nicht mehr ge- wöhnlich war. -- Das vorgesezte Wort Oc be- deutet Chef, Herr. Der König giebt daher Nie- mand diesen Titel, und wenn man von abwesen- den Personen spricht, denen er zukömt, pflegt man ihn wol wegzulassen. Die andern Worte be- deuten wahrscheinlich Zahlen, welche die verschie- dene Größe (aber fast nie die wahre) der Banden, über die ein Nai gesezt ist, angeben. Von Pan und Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. luang oder Luang ſind bloße Edelleute. Dieſen Titel pflegt der Koͤnig auch ſeinen Dol-metſchern zu geben. 4) Okuun, Leute von hoher Familie. 5) Omuun, vornehme Unterbediente. 6) Majulaks, Pagen und junge Edelleute.*) Na- ropaͤiſcher Titel und Wuͤrden allemal aͤußerſt wil- kuͤhrlich und unbeſtimt; weil wegen der Verſchie- denheit der Regierungsformen, die Staͤnde in Eu- ropa und Aſien gar keinen gemeinſchaftlichen Mas- ſtab haben, dem man ſie anpaſſen koͤnte. Kaͤmpfer wolte durch ſeine Vergleichung ohne Zweifel nur ohngefehr die Folge und den Abſtand der verſchie- denen Rangordnungen in Siam angeben; und da- zu kan man ſie immer gebrauchen. Viele Reiſebe- ſchreiber aber gehen hierin zu weit, und es iſt immer beſſer, die europaͤiſchen Begriffe ganz zu ent- fernen, wenn man ſich richtige Vorſtellungen ma- chen wil. Denn in der That iſt es eben ſo unpaſ- ſend, einen ſtamiſchen Opera gerade zu einem deut- ſchen, engliſchen u. ſ. w. Baron oder Grafen zu machen, als wenn man etwa unter den verſchiede- nen Gattungen der ſtamiſchen Geiſtlichen gerade unſern Superintendenten, oder unter den Civil- bedienten einen Man ſuchen wolte, den man un- ſerm Hofrath gegenuͤberſtellen koͤnte. — Man hat, ohne dergleichen ungereimte Vergleichungen, welche zuerſt von den portugieſiſchen und ſpaniſchen Schriftſtellern gemacht ſind, ſchon einen hinrei- chend deutlichen Begrif, wenn man weis, daß in Siam kein erblicher, ſondern blos durch die Wuͤr- den des Staats erworbner Adel ſey, und daß unter den verſchiednen Stuffen dieſes Adels die Operas die zweite einnehmen. *) [Spaltenumbruch]
Scheuchzer hat bei dieſen Namen kleine Verſchiedenheiten. Die Luang heißen bei ihm Lung; die Okuun, Okucen; die Omuun, Omucen; die Majulaks, Majalaks. Jch wil bei dieſer Ge- legenheit hier noch die Angaben des Loubere her- ſetzen, der uns die zuverlaͤſſigſte Beſchreibung von Siam gegeben hat. Alle Siamer, ſagt dieſer [Spaltenumbruch] Schriftſteller, ſind verbunden, ſechs Monate im Jahre fuͤr den Koͤnig entweder im Kriege oder in andern Arbeiten zu dienen. Alle Untertha- nen ſind zu dieſer Abſicht ſehr genau enrollirt, und in verſchiedne Banden vertheilt. Jede dieſer Banden hat ihren Chef. der uͤber einzelne Per- ſonen genaue Aufſicht halten, und ſie, ſo oft es verlangt wird, zum Dienſt des Koͤnigs liefern mus. Dieſe Chefs heißen Nai, und nachdem ſie uͤber mehr oder weniger zahlreiche Banden geſezt ſind, iſt ihr Rang verſchieden. Der Stand eines Nai, der niemals in Familien erblich iſt, giebt allein den Adel. Denn auch die oben angefuͤhrten Hof- und Staatsbedienten ſind allemal Nai. Lou- bere macht zwar ſieben verſchiedne Rangordnun- gen der Nais; allein er geht doch faſt nur in den Namen von Kaͤmpfer etwas ab. Seine Klaſſen ſind folgende: 1) Pa-ya (ohne Zweifel unſers Verfaſſers Peja) das man gleichfals unrichtig durch Prinz uͤberſezt hat, weil zuweilen wol koͤ- nigliche Prinzen ihrer Aemter wegen den Titel Paya gefuͤhrt haben. 2) Oc-ja, Kaͤmpfers Oja. 3) Oc-pra, Kaͤmpfers Opera. 4) Oc-Luang, Kaͤmpfers O-Luang. 5) Oc-Counne, Kaͤmpfers Okuun. 6) Oc-Meuing, Kaͤmpfers Omuun. 7) Oc-Pan. Dieſen hat K. nicht, und zwar ganz na- tuͤrlich, weil Loubere hinzuſezt, daß dieſer Rang und Titel ſchon zu ſeiner Zeit gar nicht mehr ge- woͤhnlich war. — Das vorgeſezte Wort Oc be- deutet Chef, Herr. Der Koͤnig giebt daher Nie- mand dieſen Titel, und wenn man von abweſen- den Perſonen ſpricht, denen er zukoͤmt, pflegt man ihn wol wegzulaſſen. 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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
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metſchern zu geben. 4) Okuun, Leute von hoher Familie. 5) Omuun, vornehme
Unterbediente. 6) Majulaks, Pagen und junge Edelleute. *)
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Scheuchzer hat bei dieſen Namen kleine
Verſchiedenheiten. Die Luang heißen bei ihm
Lung; die Okuun, Okucen; die Omuun, Omucen;
die Majulaks, Majalaks. Jch wil bei dieſer Ge-
legenheit hier noch die Angaben des Loubere her-
ſetzen, der uns die zuverlaͤſſigſte Beſchreibung von
Siam gegeben hat. Alle Siamer, ſagt dieſer
Schriftſteller, ſind verbunden, ſechs Monate im
Jahre fuͤr den Koͤnig entweder im Kriege oder
in andern Arbeiten zu dienen. Alle Untertha-
nen ſind zu dieſer Abſicht ſehr genau enrollirt,
und in verſchiedne Banden vertheilt. Jede dieſer
Banden hat ihren Chef. der uͤber einzelne Per-
ſonen genaue Aufſicht halten, und ſie, ſo oft es
verlangt wird, zum Dienſt des Koͤnigs liefern
mus. Dieſe Chefs heißen Nai, und nachdem ſie
uͤber mehr oder weniger zahlreiche Banden geſezt
ſind, iſt ihr Rang verſchieden. Der Stand eines
Nai, der niemals in Familien erblich iſt, giebt
allein den Adel. Denn auch die oben angefuͤhrten
Hof- und Staatsbedienten ſind allemal Nai. Lou-
bere macht zwar ſieben verſchiedne Rangordnun-
gen der Nais; allein er geht doch faſt nur in den
Namen von Kaͤmpfer etwas ab. Seine Klaſſen
ſind folgende: 1) Pa-ya (ohne Zweifel unſers
Verfaſſers Peja) das man gleichfals unrichtig
durch Prinz uͤberſezt hat, weil zuweilen wol koͤ-
nigliche Prinzen ihrer Aemter wegen den Titel
Paya gefuͤhrt haben. 2) Oc-ja, Kaͤmpfers Oja.
3) Oc-pra, Kaͤmpfers Opera. 4) Oc-Luang,
Kaͤmpfers O-Luang. 5) Oc-Counne, Kaͤmpfers
Okuun. 6) Oc-Meuing, Kaͤmpfers Omuun. 7)
Oc-Pan. Dieſen hat K. nicht, und zwar ganz na-
tuͤrlich, weil Loubere hinzuſezt, daß dieſer Rang
und Titel ſchon zu ſeiner Zeit gar nicht mehr ge-
woͤhnlich war. — Das vorgeſezte Wort Oc be-
deutet Chef, Herr. Der Koͤnig giebt daher Nie-
mand dieſen Titel, und wenn man von abweſen-
den Perſonen ſpricht, denen er zukoͤmt, pflegt
man ihn wol wegzulaſſen. Die andern Worte be-
deuten wahrſcheinlich Zahlen, welche die verſchie-
dene Groͤße (aber faſt nie die wahre) der Banden,
uͤber die ein Nai geſezt iſt, angeben. Von Pan
und
**) ropaͤiſcher Titel und Wuͤrden allemal aͤußerſt wil-
kuͤhrlich und unbeſtimt; weil wegen der Verſchie-
denheit der Regierungsformen, die Staͤnde in Eu-
ropa und Aſien gar keinen gemeinſchaftlichen Mas-
ſtab haben, dem man ſie anpaſſen koͤnte. Kaͤmpfer
wolte durch ſeine Vergleichung ohne Zweifel nur
ohngefehr die Folge und den Abſtand der verſchie-
denen Rangordnungen in Siam angeben; und da-
zu kan man ſie immer gebrauchen. Viele Reiſebe-
ſchreiber aber gehen hierin zu weit, und es iſt
immer beſſer, die europaͤiſchen Begriffe ganz zu ent-
fernen, wenn man ſich richtige Vorſtellungen ma-
chen wil. Denn in der That iſt es eben ſo unpaſ-
ſend, einen ſtamiſchen Opera gerade zu einem deut-
ſchen, engliſchen u. ſ. w. Baron oder Grafen zu
machen, als wenn man etwa unter den verſchiede-
nen Gattungen der ſtamiſchen Geiſtlichen gerade
unſern Superintendenten, oder unter den Civil-
bedienten einen Man ſuchen wolte, den man un-
ſerm Hofrath gegenuͤberſtellen koͤnte. — Man
hat, ohne dergleichen ungereimte Vergleichungen,
welche zuerſt von den portugieſiſchen und ſpaniſchen
Schriftſtellern gemacht ſind, ſchon einen hinrei-
chend deutlichen Begrif, wenn man weis, daß in
Siam kein erblicher, ſondern blos durch die Wuͤr-
den des Staats erworbner Adel ſey, und daß
unter den verſchiednen Stuffen dieſes Adels die
Operas die zweite einnehmen.
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