Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. dem einheimischen Namen Seekatzen. Sie sind vorn mit Spuhrrüsseln, etwa neun ander Zahl, von verschiedener Länge versehen, wie die Polypi marini. Der Bauch ist ganz leer, oben offen und kan aufgeblasen werden. Jhr Fleisch ist durchsichtig, ohne Graten und Zasern. Man findet, wenn ich nicht irre, beim Bontio eine Abbildung nebst der Be- schreibung, zu welcher ich nur noch hinzusetzen wil, daß man zwischen den Rüsseln das Maul mit einer Haut bedekt, und unter derselben zwei übereinander stehende schwarzbraune di- cke krumme Zähne findet, welche stark genug sind, das härteste Objekt zu durchbrechen. Den 7ten August. Nachdem wir bis jezt mit südlichem und südwestlichem kühlen Eben da wir diese leztere Höhe erreicht hatten, bemerkten wir einige Gebürge Den 14ten August kamen vier Fischer, wider die Gewohnheit dieser Leute, mit gu-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. dem einheimiſchen Namen Seekatzen. Sie ſind vorn mit Spuhrruͤſſeln, etwa neun ander Zahl, von verſchiedener Laͤnge verſehen, wie die Polypi marini. Der Bauch iſt ganz leer, oben offen und kan aufgeblaſen werden. Jhr Fleiſch iſt durchſichtig, ohne Graten und Zaſern. Man findet, wenn ich nicht irre, beim Bontio eine Abbildung nebſt der Be- ſchreibung, zu welcher ich nur noch hinzuſetzen wil, daß man zwiſchen den Ruͤſſeln das Maul mit einer Haut bedekt, und unter derſelben zwei uͤbereinander ſtehende ſchwarzbraune di- cke krumme Zaͤhne findet, welche ſtark genug ſind, das haͤrteſte Objekt zu durchbrechen. Den 7ten Auguſt. Nachdem wir bis jezt mit ſuͤdlichem und ſuͤdweſtlichem kuͤhlen Eben da wir dieſe leztere Hoͤhe erreicht hatten, bemerkten wir einige Gebuͤrge Den 14ten Auguſt kamen vier Fiſcher, wider die Gewohnheit dieſer Leute, mit gu-
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
dem einheimiſchen Namen Seekatzen. Sie ſind vorn mit Spuhrruͤſſeln, etwa neun an
der Zahl, von verſchiedener Laͤnge verſehen, wie die Polypi marini. Der Bauch iſt ganz
leer, oben offen und kan aufgeblaſen werden. Jhr Fleiſch iſt durchſichtig, ohne Graten
und Zaſern. Man findet, wenn ich nicht irre, beim Bontio eine Abbildung nebſt der Be-
ſchreibung, zu welcher ich nur noch hinzuſetzen wil, daß man zwiſchen den Ruͤſſeln das Maul
mit einer Haut bedekt, und unter derſelben zwei uͤbereinander ſtehende ſchwarzbraune di-
cke krumme Zaͤhne findet, welche ſtark genug ſind, das haͤrteſte Objekt zu durchbrechen.
Den 7ten Auguſt. Nachdem wir bis jezt mit ſuͤdlichem und ſuͤdweſtlichem kuͤhlen
Winde unſere Fahrt immer nach Nordoſten fortgeſezt hatten, ohne irgend ein Land zu ſe-
hen; ſo fingen wir jezt an die Polhoͤhe mit Fleis zu nehmen, ſo oft es das Gewoͤlk nur erlauben
wolte. Wir fanden ſie den 8ten Auguſt 19 Gr. 21 Min., den 10ten 21 Gr. 4 Min., und
den 11ten 22 Gr. 13 Minuten.
Eben da wir dieſe leztere Hoͤhe erreicht hatten, bemerkten wir einige Gebuͤrge
von Fokjen, einer Provinz von Sina. Den 12ten Auguſt fruͤh Morgens befanden wir
uns nur zwei Meilen vom ſineſiſchen Ufer entfernt, wo die erwaͤhnten Berge auf hoͤrten,
und des Mittags an einer beruͤhmten Sandbank, von welcher die aus Sina und Japan
kommende Schiffe nach Batavia abgehen. Wir fanden hier eine Menge ſineſiſcher Fiſcher,
die ſehr beſchaͤftigt mit Fangen waren, und etwas weiter von uns zaͤhlte ich noch vier und
dreißig ihrer Kaͤhne. Vorher legte ſich eine von einer ſineſiſchen Junke abgeſchikte Praue
bei uns an Bord, und bot uns eine Parthie Tobak zum Verkauf an. Dieſen Abend ver-
aͤnderten wir unſern Lauf, um den Suͤderlamos aus dem Wege zu gehen, welche wir hier
nicht mehr fern glaubten. Dies ſind drei oder vier niedrige Klippen, welche die Carten unter
23 Gr. 10 Min. ſetzen. Am 13ten Auguſt Sontags, ſahen wir ſie zu unſerer Linken eine kleine
Meile von uns entfernt, und trieben bei ſtiller See und Luft vorbei. Des Abends fanden
wir an dieſer Seite eben dergleichen hervorſtehende Klippen, die wir gleichfals vorbeiſegel-
ten, und dann in Nordoſten gen Nord uns wandten. Jch erwaͤhne dieſer Jnſeln und Klip-
pen vornemlich deswegen, damit der Leſer von den vielen Gefaͤhrlichkeiten einer ſolchen Fahrt,
beſonders bei Nacht und im Sturme, ſich einen Begrif machen koͤnne. Jn der That war
die Langſamkeit unſerer Fahrt und die Veraͤnderlichkeit unſerer Richtung blos unſerer gro-
ßen Vorſicht beizumeſſen.
Den 14ten Auguſt kamen vier Fiſcher, wider die Gewohnheit dieſer Leute, mit
Hayen und Beggers an unſer Schif, welchen wir aber, wegen ſchlechter Waare, nicht
abkauften; ſondern blos fuͤr ihre Bemuͤhung ihnen ein Glas Brantewein reichten. Dieſe
Hoͤflichkeit reizte noch verſchiedene andere, zu uns heruͤber zu kommen, welche fuͤr ihre Fi-
ſche keinen Reis, auch keine Leinewand, ſondern blos Brantewein und Pfeffer verlangten.
Wir ſchloſſen hieraus, daß ſie recht duͤrftig ſeyn muͤſten. Gegen den Durſt fuͤhrten ſie An-
gu-
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