Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Drit. Kap. Abreise des Verfassers von Judja. gunen oder Wassermelonen bei sich. Sie trugen einen Strohhut, einen schwarzbraunenRok bis auf die Knie, mit einer Binde um den Leib. Sie machten viele närrische Sprün- ge und ein Plaudergerase wie Malabaren. Die Polhöhe fanden wir heute 23 Gr. 58 Min. an dem Orte, den die Charten unter 24 Gr. 10 Min. setzen. Unsere Fahrt gieng bei sehr stillem Wetter nach N. O. und N. gen O. Der Strom des Meers war uns vortheilhaft; das Land niedrig, und hatte nur wenig Berge. Diesen Abend befanden wir uns dem Flus- se Ksjansjo zur Seite. Den 15ten Aug. blieb alles wie vorher, und auch das Land behielt seine gestrige Heute, den 25sten Aug. war die Luft todstille und die Hitze ganz unerträglich. Den 26sten August nahm der Sturm immer zu, und war mit Donner und Bliz ver- mer
Drit. Kap. Abreiſe des Verfaſſers von Judja. gunen oder Waſſermelonen bei ſich. Sie trugen einen Strohhut, einen ſchwarzbraunenRok bis auf die Knie, mit einer Binde um den Leib. Sie machten viele naͤrriſche Spruͤn- ge und ein Plaudergeraſe wie Malabaren. Die Polhoͤhe fanden wir heute 23 Gr. 58 Min. an dem Orte, den die Charten unter 24 Gr. 10 Min. ſetzen. Unſere Fahrt gieng bei ſehr ſtillem Wetter nach N. O. und N. gen O. Der Strom des Meers war uns vortheilhaft; das Land niedrig, und hatte nur wenig Berge. Dieſen Abend befanden wir uns dem Fluſ- ſe Kſjanſjo zur Seite. Den 15ten Aug. blieb alles wie vorher, und auch das Land behielt ſeine geſtrige Heute, den 25ſten Aug. war die Luft todſtille und die Hitze ganz unertraͤglich. Den 26ſten Auguſt nahm der Sturm immer zu, und war mit Donner und Bliz ver- mer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0151" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drit. Kap. Abreiſe des Verfaſſers von Judja.</hi></fw><lb/> gunen oder Waſſermelonen bei ſich. Sie trugen einen Strohhut, einen ſchwarzbraunen<lb/> Rok bis auf die Knie, mit einer Binde um den Leib. Sie machten viele naͤrriſche Spruͤn-<lb/> ge und ein Plaudergeraſe wie Malabaren. Die Polhoͤhe fanden wir heute 23 Gr. 58 Min.<lb/> an dem Orte, den die Charten unter 24 Gr. 10 Min. ſetzen. Unſere Fahrt gieng bei ſehr<lb/> ſtillem Wetter nach N. O. und N. gen O. Der Strom des Meers war uns vortheilhaft;<lb/> das Land niedrig, und hatte nur wenig Berge. Dieſen Abend befanden wir uns dem Fluſ-<lb/> ſe <hi rendition="#fr">Kſjanſjo</hi> zur Seite.</p><lb/> <p>Den 15ten Aug. blieb alles wie vorher, und auch das Land behielt ſeine geſtrige<lb/> Geſtalt. Eine ſineſiſche Jnſel ſahen wir heute bei Sonnenuntergang vor uns, und den<lb/> folgenden Morgen (am 16ten Aug.) hinter uns. Wir verließen nun die Kuͤſte von Sina<lb/> ganz, und richteten unſere Fahrt bei der bisherigen Luft und Wind in die offene See nach<lb/> Japan. Mittags befanden wir uns heute in der Hoͤhe von 25 Gr. 56 M., den 17ten im 27<lb/> Gr. 13 M., den 18ten im 28 Gr. 15 M. Heute nach dem Morgengebet wurde der Wind<lb/> ganz ſtille, kam aber bald hernach aus Nord gen Oſten, und Nordoſten. Die folgenden<lb/> Tage bis zum 25ſten Aug. war er ununterbrochen ſehr veraͤnderlich, bald hart, bald gelin-<lb/> de, bald ganz ſtille, faſt immer aber unſerer Fahrt voͤllig entgegen. Wir vermutheten<lb/> daher, daß der nordoͤſtliche <hi rendition="#fr">Monſon</hi> diesmal fruͤher als gewoͤhnlich anfinge. Die Noth<lb/> lehrte uns nun, den Mantel nach dem Winde zu haͤngen und die meiſte Zeit zu laviren.<lb/> Hiebei giebt es Muͤhe und Arbeit genug, aber ſchlechten Fortgang. Man pflegt gemeinig-<lb/> lich den einen Tag zu verlieren, was man den andern gewonnen hat. Daß auch wir die-<lb/> ſes Schikſal hatten, kan man ſchon aus den genommenen Hoͤhen abnehmen. Dieſe war<lb/> den 19ten Aug. 28 Gr. 2 M., den 20ſten 28 Gr. 42 Min, den 21ſten 28 Gr. 52 Min.,<lb/> den 22ſten 29 Gr. 1 Min., den 23ſten 29 Gr. 23 Min., den 24ſten konten wir die Hoͤ-<lb/> he nicht nehmen; den 25ſten 29 Gr. 34 Min. Wir fanden in dieſen Tagen nichts merk-<lb/> wuͤrdiges, außer daß ich um den 27ſten Grad eine auf der Flaͤche der See herum treibende<lb/> gelbgruͤne Materie bemerkte, welche ſich zwei Tage zeigte. Wir bemerkten hier endlich<lb/> eine Tiefe von funfzig Klaftern, und auf dem Grunde einen ſandigen Leimboden mit Meer-<lb/> kraut. Einige Tage ſezten ſich auch ſchwarze Voͤgel hin und wieder auf dem Schiffe nie-<lb/> der, welche ſich mit Haͤnden greifen ließen. Jch bemerkte einmal unter ihnen auch eine<lb/> Schneppe.</p><lb/> <p>Heute, den 25ſten Aug. war die Luft todſtille und die Hitze ganz unertraͤglich.<lb/> Gegen Abend erhub ſich ein heftiger, kontrairer Wind aus O. N. O., der uns noͤthigte<lb/> nordwaͤrts anzulegen, und machte, daß wir unſre Nacht ſehr uͤbel zubrachten.</p><lb/> <p>Den 26ſten Auguſt nahm der Sturm immer zu, und war mit Donner und Bliz ver-<lb/> miſcht. Da wir hier eine Untiefe von zwei und dreißig Klaftern fanden, ſo wandten wir uns<lb/> nach Suͤdoſten, und nach Suͤdoſt gen Oſt. Den 27ſten, Sontags, hielt der Sturm im-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mer</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0151]
Drit. Kap. Abreiſe des Verfaſſers von Judja.
gunen oder Waſſermelonen bei ſich. Sie trugen einen Strohhut, einen ſchwarzbraunen
Rok bis auf die Knie, mit einer Binde um den Leib. Sie machten viele naͤrriſche Spruͤn-
ge und ein Plaudergeraſe wie Malabaren. Die Polhoͤhe fanden wir heute 23 Gr. 58 Min.
an dem Orte, den die Charten unter 24 Gr. 10 Min. ſetzen. Unſere Fahrt gieng bei ſehr
ſtillem Wetter nach N. O. und N. gen O. Der Strom des Meers war uns vortheilhaft;
das Land niedrig, und hatte nur wenig Berge. Dieſen Abend befanden wir uns dem Fluſ-
ſe Kſjanſjo zur Seite.
Den 15ten Aug. blieb alles wie vorher, und auch das Land behielt ſeine geſtrige
Geſtalt. Eine ſineſiſche Jnſel ſahen wir heute bei Sonnenuntergang vor uns, und den
folgenden Morgen (am 16ten Aug.) hinter uns. Wir verließen nun die Kuͤſte von Sina
ganz, und richteten unſere Fahrt bei der bisherigen Luft und Wind in die offene See nach
Japan. Mittags befanden wir uns heute in der Hoͤhe von 25 Gr. 56 M., den 17ten im 27
Gr. 13 M., den 18ten im 28 Gr. 15 M. Heute nach dem Morgengebet wurde der Wind
ganz ſtille, kam aber bald hernach aus Nord gen Oſten, und Nordoſten. Die folgenden
Tage bis zum 25ſten Aug. war er ununterbrochen ſehr veraͤnderlich, bald hart, bald gelin-
de, bald ganz ſtille, faſt immer aber unſerer Fahrt voͤllig entgegen. Wir vermutheten
daher, daß der nordoͤſtliche Monſon diesmal fruͤher als gewoͤhnlich anfinge. Die Noth
lehrte uns nun, den Mantel nach dem Winde zu haͤngen und die meiſte Zeit zu laviren.
Hiebei giebt es Muͤhe und Arbeit genug, aber ſchlechten Fortgang. Man pflegt gemeinig-
lich den einen Tag zu verlieren, was man den andern gewonnen hat. Daß auch wir die-
ſes Schikſal hatten, kan man ſchon aus den genommenen Hoͤhen abnehmen. Dieſe war
den 19ten Aug. 28 Gr. 2 M., den 20ſten 28 Gr. 42 Min, den 21ſten 28 Gr. 52 Min.,
den 22ſten 29 Gr. 1 Min., den 23ſten 29 Gr. 23 Min., den 24ſten konten wir die Hoͤ-
he nicht nehmen; den 25ſten 29 Gr. 34 Min. Wir fanden in dieſen Tagen nichts merk-
wuͤrdiges, außer daß ich um den 27ſten Grad eine auf der Flaͤche der See herum treibende
gelbgruͤne Materie bemerkte, welche ſich zwei Tage zeigte. Wir bemerkten hier endlich
eine Tiefe von funfzig Klaftern, und auf dem Grunde einen ſandigen Leimboden mit Meer-
kraut. Einige Tage ſezten ſich auch ſchwarze Voͤgel hin und wieder auf dem Schiffe nie-
der, welche ſich mit Haͤnden greifen ließen. Jch bemerkte einmal unter ihnen auch eine
Schneppe.
Heute, den 25ſten Aug. war die Luft todſtille und die Hitze ganz unertraͤglich.
Gegen Abend erhub ſich ein heftiger, kontrairer Wind aus O. N. O., der uns noͤthigte
nordwaͤrts anzulegen, und machte, daß wir unſre Nacht ſehr uͤbel zubrachten.
Den 26ſten Auguſt nahm der Sturm immer zu, und war mit Donner und Bliz ver-
miſcht. Da wir hier eine Untiefe von zwei und dreißig Klaftern fanden, ſo wandten wir uns
nach Suͤdoſten, und nach Suͤdoſt gen Oſt. Den 27ſten, Sontags, hielt der Sturm im-
mer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |