Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Sechst. Kap. Ueber den Ursprung der Japaner. Während meines Aufenthalts in diesem Lande und kurz vor demselben sind ver- Die Ueberbringung der Gestrandeten geschieht allemal auf Kosten des Landesherrn, Darf O 3
Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner. Waͤhrend meines Aufenthalts in dieſem Lande und kurz vor demſelben ſind ver- Die Ueberbringung der Geſtrandeten geſchieht allemal auf Koſten des Landesherrn, Darf O 3
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Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner.
Waͤhrend meines Aufenthalts in dieſem Lande und kurz vor demſelben ſind ver-
ſchiedne unbekante Schiffe an der japaniſchen Kuͤſte geſtrandet. Es muſten in dieſem
Fal alle Perſonen, ſowol die am Leben blieben als die Todten, nebſt allem Schifsgeraͤth und
dem Boot, worin man die Ueberbliebnen gerettet hat, nach Nangaſacki als dem großen
Jnquiſitionsplatze gebracht werden. Die Guverneurs dieſer Stadt muͤſſen alsdenn die ungluͤkli-
chen auf das allerſchaͤrfſte und genaueſte, beſonders nach allen moͤglichen Umſtaͤnden der Stran-
dung verhoͤren. Um die Sprache und das Vaterland derſelben deſto beſſer ausforſchen zu
koͤnnen, werden auch die hollaͤndiſchen Reſidenten allemal zu dieſem Verhoͤr gezogen. Der
gegenwaͤrtige hatte die Gefaͤlligkeit auch meine Wenigkeit mit ſich zu nehmen.
Die Ueberbringung der Geſtrandeten geſchieht allemal auf Koſten des Landesherrn,
an deſſen Ufer ſie angeworfen werden; und zur Ehre des Kaiſers wird ſie mit einem koſt-
baren und pomphaften Aufzuge vorgenommen. Die merkwuͤrdigſten Beiſpiele ſolcher
Strandungen waͤhrend meines Aufenthalts in Japan ſind folgende: Eine Junke von
Manilhas mit Topaſen d. i. ſchwarzen Chriſten beſezt, ſtrandete an der Provinz Sa-
tzuma. Viele waren in der See umgekommen, andre ließen am Ufer ihr Leben, drei ret-
teten es noch einige Zeit, und der lezte ſtarb hier zu Nangaſacki im Stadkerker von der
Arznei, die ihm die japaniſchen Aerzte gegeben hatten. Von einem andern an derſelben
Kuͤſte geſtrandeten kleinen Schiffe blieben drei ſchwarze Matroſen am Leben, die kein an-
der Wort als: Tobak, vorbringen konten. Sie wurden auf unſre Schiffe gebracht, damit
wir ſie nur aus dem Lande fuͤhren moͤgten. Noch ein Schif, das an dem Nordufer Japans
ohne Manſchaft angetrieben war, wurde hieher gebracht. Aus drei verdorbnen ſineſi-
ſchen Charactern, die am Hintertheil eingegraben waren, und der ſeltſamen Bauart dieſes
Schifs ſchloſſen die Japaner, daß es von dem aͤußerſten Lande Jeſo angetrieben ſeyn
muͤſſe. Ein vor wenig Wochen an der Jnſel Rjuku zerſchmettertes Fahrzeug hinterlies
zwei Perſonen, die nach Satzuma und von da aus gewoͤhnlichem Reſpect fuͤr den Kaiſer
mit acht Convoiſchiffen, die dem Landesherrn einige 1000 Reichsthaler koſteten, nach Nan-
gaſacki gebracht wurden. Sie waren große wohlgebildete Leute, nicht ſehr ſchwarz, den
Kopf auf polniſch geſchoren, ohne Bart, in jedem Ohr drei Loͤcher. Jhre ſitſamen Ge-
behrden, freyes, ofnes Geſicht, und zierliche Verbeugungen des Koͤrpers gaben zu erkennen,
daß ſie von vornehmen Stande ſeyn muſten. Und daß ſie einen geuͤbten, fertigen Verſtand
beſaßen, wurde dadurch bewieſen, daß ſie die großen und kleinen Jnſeln durch Niederle-
gung großer und kleiner Steine, nach ihrer Entfernung und Groͤße, auch mit Ausdruͤckung
der Nahmen, ungemein deutlich zu bezeichnen wuſten. Wahrſcheinlich aber moͤchten wohl
dieſe Kenzeichen eines guten Standes und Kopfes dieſen armen Menſchen ein ewiges Ge-
faͤngnis zuziehn. Jhre Geburtsinſel nanten ſie Patan.
Darf
O 3
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