Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. Schon vor verschiednen Jahrhunderten, fanden die Japaner, wie die Geschichte Die hohen Filzhüte aber, die man bei den Oni fand, können nirgend anders, Noch ein zweites Beyspiel einer durch Zufal geschehenen Bevölkerung erzählt die Wäh-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Schon vor verſchiednen Jahrhunderten, fanden die Japaner, wie die Geſchichte Die hohen Filzhuͤte aber, die man bei den Oni fand, koͤnnen nirgend anders, Noch ein zweites Beyſpiel einer durch Zufal geſchehenen Bevoͤlkerung erzaͤhlt die Waͤh-
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Schon vor verſchiednen Jahrhunderten, fanden die Japaner, wie die Geſchichte
meldet, die an der Nordſeite Japans gelegne Jnſel Genkaiſima mit Oni oder ſchwar-
zen Teufeln beſezt, die ſie beſtritten, vertilgten und das Land mit ihrer eignen Nation be-
ſezten. Ohne Zweifel waren dieſe Schwarze durch Sturm und Schifbruch an dieſe Jnſel
verſchlagen. Sie hatten lange ungebundne Haare, und man fand bei ihnen einen ſeltſamen
fremden Hausrath und unter denſelben auch europaͤiſche Filzhuͤte. Die Japaner hielten
ſie entweder wegen ihrer ſchwarzen Farbe aus Unwiſſenheit, — oder auch nach ihrer Art
alles fremde zu verachten, fuͤr Teufel. Sie pflegen nemlich ſehr oft alle andre Laͤnder der
Erde außer dem ihrigen Umikokf d. i. Teufelslande zu nennen. Jch glaube indeſſen
aus ihren langen Haaren, Filzhuͤten und andern Umſtaͤnden zu errathen, was dieſe Oni
fuͤr Landsleute waren, nemlich Maleyer. Denn dieſe zeichneten ſich vor allen andern altaſia-
tiſchen Voͤlkern durch lange Haare aus, und ſind auch die einzige Nation, welche in vorigen
Zeiten mit ihren Kaufſchiffen nach Oſten und Weſten, bis in die abgelegenſten Reiche von
Aſien und ſelbſt nach der afrikaniſchen Kuͤſte fuhr, und Handlung trieb. Jhr Koͤnig
hatte ſich daher den ſtolzen Titel: eines Herrn der Winde und Seen nach Oſten und
Weſten beigelegt. Die weite Ausbreitung der maleyiſchen Nation wird auch dadurch be-
wieſen, daß noch jezt die Sprache derſelben in dem ganzen Aſien, ſoweit es von ſchwarzen
Nationon bewohnt wird, verbreitet, und noch mehr eine algemeine Sprache wie die fran-
zoͤſiſche in Europa iſt.
Die hohen Filzhuͤte aber, die man bei den Oni fand, koͤnnen nirgend anders,
als in Europa, gemacht ſeyn. Schon von den aͤlteſten Zeiten her ſind ſie an den ſchwarzen
aſiatiſchen Hoͤfen von den hohen Bedienten als Zeichen ihrer Wuͤrde getragen, und werden
noch jezt von den Koͤnigen in Siam, Pegu, Cambodia aus eben der Abſicht an ihre
Lieblinge und Raͤthe verſchenkt. Sie wurden ehmals aus unſerm Welttheil bis Ormus
zu Land, und von da durch Maleyer, Armenier und andre ins Jnnere von Jndien ge-
bracht. Nachher brachten die Portugieſen die Filzhuͤte, (die in Europa jezt nicht mehr
gebraͤuchlich ſind) unmittelbar zur See in die indiſchen Lande. Nun hat es alſo leicht ge-
ſchehen koͤnnen, daß einige dieſer Huͤte den Geſtrandeten aus Genkaiſima in die Haͤnde
fielen, oder daß auch unter denſelben einige Vornehme waren, die ſie von ihren Koͤnigen
als Ehrenzeichen bekommen hatten und mit ſich fuͤhrten.
Noch ein zweites Beyſpiel einer durch Zufal geſchehenen Bevoͤlkerung erzaͤhlt die
japaniſche Geſchichte von einigen an der Suͤdſeite Japans gelegnen Jnſeln. Man fand
hier nemlich gleichfals ſchwarze Einwohner, die entweder von den Molucken oder maley-
iſchen Kaufleuten und vermutlich durch Schifbruch hieher verſchlagen waren, und es ſich ge-
fallen ließen, dies neue durch das Gluͤck ihnen angewieſene Vaterland zu bewohnen.
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