Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Acht. Kap. Von dem Clima der japanischen Länder etc. selbst abfallen. Wer eine solche Perle besizt, lässet sie wegen der großen Seltenheit beiseiner Familie und seinen Nachkommen zum Erbe. Awabi ist eine länglich runde, tiefe, einfache, das ist, an einer Seite offene Austerschale, von der Länge einer Spanne, aber nicht völlig so breit, mit Luftlöchern ordentlich durchbohret, auswendig rauh und kalchicht und zuweilen mit darauf sitzenden Korallen und Muscheln, inwendig des allerschönsten Perlen- mutterglanzes, worauf öfters einige Erhabenheiten wie Perlen sich zeigen, aber nicht so hoch hervorragen wie in den persischen Perlenmuttern. Sie werden nur wegen ihres vielen Flei- sches von den Tauchern gesucht, und von den Klippen, woran sie sich mit der ofnen Seite festsetzen, mit einen Stos abgenommen. Eine andere Seemuschel, deren Namen ich nicht erfahren können, giebt nicht selten Perlen, welche 6 Condinen schwer, aber gelb, un- förmig, und von geringem Werth sind. Jm Fleische der Muschel Tairaggi wird auch bisweilen eine nicht untrügliche Perle gefunden. Man findet sie im Arimaschen Seebusen, zwischen Janagara und Jsafage; sie gleichet einem Schilde, und hat eine etwas platte dreieckigte längliche Form; sie ist an den Seiten gekrümt, 11/2 Spannen lang, und am Ende beinahe eine Spanne breit, dünne, glat, durchsichtig wie ein polirtes Horn, aber brüchig. Naphta. Naphta von röthlicher Farbe; bei den Japanern Tsut sono abro, d. i. Erdröthe Ambra. Ambra wird bei Satzuma und Riuku, wiewol in geringer Menge gefunden; fischen *) Jn der engl. Uebersetzung ist noch der Zusaz, "wie ich beobachtet habe."
Acht. Kap. Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder ꝛc. ſelbſt abfallen. Wer eine ſolche Perle beſizt, laͤſſet ſie wegen der großen Seltenheit beiſeiner Familie und ſeinen Nachkommen zum Erbe. Awabi iſt eine laͤnglich runde, tiefe, einfache, das iſt, an einer Seite offene Auſterſchale, von der Laͤnge einer Spanne, aber nicht voͤllig ſo breit, mit Luftloͤchern ordentlich durchbohret, auswendig rauh und kalchicht und zuweilen mit darauf ſitzenden Korallen und Muſcheln, inwendig des allerſchoͤnſten Perlen- mutterglanzes, worauf oͤfters einige Erhabenheiten wie Perlen ſich zeigen, aber nicht ſo hoch hervorragen wie in den perſiſchen Perlenmuttern. Sie werden nur wegen ihres vielen Flei- ſches von den Tauchern geſucht, und von den Klippen, woran ſie ſich mit der ofnen Seite feſtſetzen, mit einen Stos abgenommen. Eine andere Seemuſchel, deren Namen ich nicht erfahren koͤnnen, giebt nicht ſelten Perlen, welche 6 Condinen ſchwer, aber gelb, un- foͤrmig, und von geringem Werth ſind. Jm Fleiſche der Muſchel Tairaggi wird auch bisweilen eine nicht untruͤgliche Perle gefunden. Man findet ſie im Arimaſchen Seebuſen, zwiſchen Janagara und Jſafage; ſie gleichet einem Schilde, und hat eine etwas platte dreieckigte laͤngliche Form; ſie iſt an den Seiten gekruͤmt, 1½ Spannen lang, und am Ende beinahe eine Spanne breit, duͤnne, glat, durchſichtig wie ein polirtes Horn, aber bruͤchig. Naphta. Naphta von roͤthlicher Farbe; bei den Japanern Tſut ſono abro, d. i. Erdroͤthe Ambra. Ambra wird bei Satzuma und Riuku, wiewol in geringer Menge gefunden; fiſchen *) Jn der engl. Ueberſetzung iſt noch der Zuſaz, „wie ich beobachtet habe.‟
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0215" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Acht. Kap. Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder ꝛc.</hi></fw><lb/> ſelbſt abfallen. Wer eine ſolche Perle beſizt, laͤſſet ſie wegen der großen Seltenheit bei<lb/> ſeiner Familie und ſeinen Nachkommen zum Erbe. <hi rendition="#fr">Awabi</hi> iſt eine laͤnglich runde, tiefe,<lb/> einfache, das iſt, an einer Seite offene Auſterſchale, von der Laͤnge einer Spanne, aber nicht<lb/> voͤllig ſo breit, mit Luftloͤchern ordentlich durchbohret, auswendig rauh und kalchicht und<lb/> zuweilen mit darauf ſitzenden Korallen und Muſcheln, inwendig des allerſchoͤnſten Perlen-<lb/> mutterglanzes, worauf oͤfters einige Erhabenheiten wie Perlen ſich zeigen, aber nicht ſo hoch<lb/> hervorragen wie in den perſiſchen Perlenmuttern. Sie werden nur wegen ihres vielen Flei-<lb/> ſches von den Tauchern geſucht, und von den Klippen, woran ſie ſich mit der ofnen Seite<lb/> feſtſetzen, mit einen Stos abgenommen. Eine andere Seemuſchel, deren Namen ich<lb/> nicht erfahren koͤnnen, giebt nicht ſelten Perlen, welche 6 <hi rendition="#fr">Condinen</hi> ſchwer, aber gelb, un-<lb/> foͤrmig, und von geringem Werth ſind. Jm Fleiſche der Muſchel <hi rendition="#fr">Tairaggi</hi> wird auch<lb/> bisweilen eine nicht untruͤgliche Perle gefunden. Man findet ſie im <hi rendition="#fr">Arimaſchen</hi> Seebuſen,<lb/> zwiſchen <hi rendition="#fr">Janagara</hi> und <hi rendition="#fr">Jſafage;</hi> ſie gleichet einem Schilde, und hat eine etwas platte<lb/> dreieckigte laͤngliche Form; ſie iſt an den Seiten gekruͤmt, 1½ Spannen lang, und am Ende<lb/> beinahe eine Spanne breit, duͤnne, glat, durchſichtig wie ein polirtes Horn, aber<lb/> bruͤchig.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Naphta</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Naphta von roͤthlicher Farbe; bei den Japanern <hi rendition="#fr">Tſut ſono abro,</hi> d. i. Erdroͤthe<lb/> genant, wird in einer Gegend der Landſcheft <hi rendition="#fr">Jetſingo</hi> angetroffen, und aus derſelben da,<lb/> wo ſie ſtille ſteht, abgeſchoͤpft, und gleich Oel auf Lampen verbraucht.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ambra</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Ambra wird bei <hi rendition="#fr">Satzuma</hi> und <hi rendition="#fr">Riuku,</hi> wiewol in geringer Menge gefunden;<lb/> haͤufiger an den Ufern <hi rendition="#fr">Kumano,</hi> iſt die Suͤdſee bei <hi rendition="#fr">Kii Jſje ꝛc.,</hi> am meiſten aber in den<lb/> Gedaͤrmen eines Walfiſches, der um Japan gefangen, und <hi rendition="#fr">Fiakfiro,</hi> d. i. 100 Klafter<lb/> von der Laͤnge ſeiner Gedaͤrme genant wird. Jn denſelben findet er ſich vergeſelſchaftet<note place="foot" n="*)">Jn der engl. Ueberſetzung iſt noch der Zuſaz, „wie ich beobachtet habe.‟</note><lb/> mit kelchichten ſteinharten Exkrementen, welche ſich beſonders in den unterſten Gedaͤrmen<lb/> haͤufig ſehn laſſen, und beim Aufſchneiden zu erkennen geben, daß Ambra vorhanden ſey.<lb/> Der unflaͤtige Ort hat dieſem edlen Erdſafte den Namen gegeben, daß er nicht anders als<lb/><hi rendition="#fr">Kuſura no fu,</hi> d. i. Walfiſchdrek genant wird. Der Ambra, wenn er zuerſt aus dem<lb/> Grunde der See durch die Wellen abgeriſſen und aufs Ufer geſpuͤhlet, oder von den Wal-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fiſchen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0215]
Acht. Kap. Von dem Clima der japaniſchen Laͤnder ꝛc.
ſelbſt abfallen. Wer eine ſolche Perle beſizt, laͤſſet ſie wegen der großen Seltenheit bei
ſeiner Familie und ſeinen Nachkommen zum Erbe. Awabi iſt eine laͤnglich runde, tiefe,
einfache, das iſt, an einer Seite offene Auſterſchale, von der Laͤnge einer Spanne, aber nicht
voͤllig ſo breit, mit Luftloͤchern ordentlich durchbohret, auswendig rauh und kalchicht und
zuweilen mit darauf ſitzenden Korallen und Muſcheln, inwendig des allerſchoͤnſten Perlen-
mutterglanzes, worauf oͤfters einige Erhabenheiten wie Perlen ſich zeigen, aber nicht ſo hoch
hervorragen wie in den perſiſchen Perlenmuttern. Sie werden nur wegen ihres vielen Flei-
ſches von den Tauchern geſucht, und von den Klippen, woran ſie ſich mit der ofnen Seite
feſtſetzen, mit einen Stos abgenommen. Eine andere Seemuſchel, deren Namen ich
nicht erfahren koͤnnen, giebt nicht ſelten Perlen, welche 6 Condinen ſchwer, aber gelb, un-
foͤrmig, und von geringem Werth ſind. Jm Fleiſche der Muſchel Tairaggi wird auch
bisweilen eine nicht untruͤgliche Perle gefunden. Man findet ſie im Arimaſchen Seebuſen,
zwiſchen Janagara und Jſafage; ſie gleichet einem Schilde, und hat eine etwas platte
dreieckigte laͤngliche Form; ſie iſt an den Seiten gekruͤmt, 1½ Spannen lang, und am Ende
beinahe eine Spanne breit, duͤnne, glat, durchſichtig wie ein polirtes Horn, aber
bruͤchig.
Naphta.
Naphta von roͤthlicher Farbe; bei den Japanern Tſut ſono abro, d. i. Erdroͤthe
genant, wird in einer Gegend der Landſcheft Jetſingo angetroffen, und aus derſelben da,
wo ſie ſtille ſteht, abgeſchoͤpft, und gleich Oel auf Lampen verbraucht.
Ambra.
Ambra wird bei Satzuma und Riuku, wiewol in geringer Menge gefunden;
haͤufiger an den Ufern Kumano, iſt die Suͤdſee bei Kii Jſje ꝛc., am meiſten aber in den
Gedaͤrmen eines Walfiſches, der um Japan gefangen, und Fiakfiro, d. i. 100 Klafter
von der Laͤnge ſeiner Gedaͤrme genant wird. Jn denſelben findet er ſich vergeſelſchaftet *)
mit kelchichten ſteinharten Exkrementen, welche ſich beſonders in den unterſten Gedaͤrmen
haͤufig ſehn laſſen, und beim Aufſchneiden zu erkennen geben, daß Ambra vorhanden ſey.
Der unflaͤtige Ort hat dieſem edlen Erdſafte den Namen gegeben, daß er nicht anders als
Kuſura no fu, d. i. Walfiſchdrek genant wird. Der Ambra, wenn er zuerſt aus dem
Grunde der See durch die Wellen abgeriſſen und aufs Ufer geſpuͤhlet, oder von den Wal-
fiſchen
*) Jn der engl. Ueberſetzung iſt noch der Zuſaz, „wie ich beobachtet habe.‟
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |