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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch.
fischen verschlukt wird, ist weich, unförmig, plat, schleimig, fast wie ein Kuhfladen, und
eines unangenehmen Geruchs. Alsdenn wird er oft von seinem Finder in einen runden
Bal, oder verschiedene kleine Stücke, in eine große Masse zusammen gedrükt; wodurch er
dichter und schwerer wird. Andere wissen den frischen Ambra mit Reishülsenmehl zu durch-
kneten; wodurch seine Größe vermehrt wird, und der Schwarze eine höhere Farbe erhält.
Es ladet aber dieser Zusaz die Würmer ein; und wird auch durch die nachgelassene Kohle
beim Abrauchen leicht erkant. Andere untermischen zu Pulver gemachte wohlriechende
Harze; welche aber durch den Geruch ihres Rauchs sich zu erkennen geben. Beiderlei
Zusätze erkennen die Sineser durch ein heißes Theewasser; wenn er nemlich fein darüber ge-
schabet, sich nicht genugsam vertheilet. Ambra wird von den Einwohnern nicht anders
gebraucht, als wie ein Zusaz zu andern wohlriechenden Sachen, um den flüchtigen Geruch,
wie sie sagen, anzuhalten. Er würde auch wohl wenig bei ihnen geachtet werden, wenn
nicht die Ausländer durch theure Bezahlung sie von dem Werth desselben unterrichtet hätten.
Einem jeden steht frei denselben aufzuheben, wo er ihn findet, und als sein Eigenthum zu
verkaufen. Bei unserm Aufenthalt daselbst, hat man ein Stük grauen Ambra von 140
Catti gehabt: als dieses einzelen Personen zu kaufen nicht angestanden, ist es zertheilt, und
in 60 bis 70 Tail ein Catti, an verschiednen Personen verhandelt worden. Den schwärz-
lichen Ambra habe ich daselbst zu 30 Tail eingekauft.

Seegewächse etc.

Vielerlei Seegewächse, platte, nezweise durchgewachsene, steinigte und hornigte
Stauden, koralsteinerne Sträuche, rare Ansätze der Klippen, Hörner, Muscheln giebt die-
ser Meergarten, welche den Amboinisischen nicht viel weichen: sie werden aber nichts geach-
tet; oder wenn den Fischern und Taucherinnen deren irgend etwas zufällig in die Hände
komt, setzen sie es zum Opfer an das Ufer und an die Dorfcapelle ihres Patronen Jebis;
welcher der dasige Neptun ist. --

Fremde Mineralien.

Jch wil jezt noch derer Mineralien mit wenigem gedenken, welche das Land nicht
hervorbringt, und zum Theil doch gebraucht. Spiesglas und Salmiak werden hier weder
gefunden noch gebraucht. Queksilber und Borax werden von den Sinesen eingeführt; wie-
wol mir von den lezteren zwei einländische natürliche Sorten vorgekommen, die man aber,
weil sie sehr unrein sind, nicht aufhebet. Den sublimirten Merkurius verlangen einzelne

Japa-

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
fiſchen verſchlukt wird, iſt weich, unfoͤrmig, plat, ſchleimig, faſt wie ein Kuhfladen, und
eines unangenehmen Geruchs. Alsdenn wird er oft von ſeinem Finder in einen runden
Bal, oder verſchiedene kleine Stuͤcke, in eine große Maſſe zuſammen gedruͤkt; wodurch er
dichter und ſchwerer wird. Andere wiſſen den friſchen Ambra mit Reishuͤlſenmehl zu durch-
kneten; wodurch ſeine Groͤße vermehrt wird, und der Schwarze eine hoͤhere Farbe erhaͤlt.
Es ladet aber dieſer Zuſaz die Wuͤrmer ein; und wird auch durch die nachgelaſſene Kohle
beim Abrauchen leicht erkant. Andere untermiſchen zu Pulver gemachte wohlriechende
Harze; welche aber durch den Geruch ihres Rauchs ſich zu erkennen geben. Beiderlei
Zuſaͤtze erkennen die Sineſer durch ein heißes Theewaſſer; wenn er nemlich fein daruͤber ge-
ſchabet, ſich nicht genugſam vertheilet. Ambra wird von den Einwohnern nicht anders
gebraucht, als wie ein Zuſaz zu andern wohlriechenden Sachen, um den fluͤchtigen Geruch,
wie ſie ſagen, anzuhalten. Er wuͤrde auch wohl wenig bei ihnen geachtet werden, wenn
nicht die Auslaͤnder durch theure Bezahlung ſie von dem Werth deſſelben unterrichtet haͤtten.
Einem jeden ſteht frei denſelben aufzuheben, wo er ihn findet, und als ſein Eigenthum zu
verkaufen. Bei unſerm Aufenthalt daſelbſt, hat man ein Stuͤk grauen Ambra von 140
Catti gehabt: als dieſes einzelen Perſonen zu kaufen nicht angeſtanden, iſt es zertheilt, und
in 60 bis 70 Tail ein Catti, an verſchiednen Perſonen verhandelt worden. Den ſchwaͤrz-
lichen Ambra habe ich daſelbſt zu 30 Tail eingekauft.

Seegewaͤchſe ꝛc.

Vielerlei Seegewaͤchſe, platte, nezweiſe durchgewachſene, ſteinigte und hornigte
Stauden, koralſteinerne Straͤuche, rare Anſaͤtze der Klippen, Hoͤrner, Muſcheln giebt die-
ſer Meergarten, welche den Amboiniſiſchen nicht viel weichen: ſie werden aber nichts geach-
tet; oder wenn den Fiſchern und Taucherinnen deren irgend etwas zufaͤllig in die Haͤnde
komt, ſetzen ſie es zum Opfer an das Ufer und an die Dorfcapelle ihres Patronen Jebis;
welcher der daſige Neptun iſt. —

Fremde Mineralien.

Jch wil jezt noch derer Mineralien mit wenigem gedenken, welche das Land nicht
hervorbringt, und zum Theil doch gebraucht. Spiesglas und Salmiak werden hier weder
gefunden noch gebraucht. Quekſilber und Borax werden von den Sineſen eingefuͤhrt; wie-
wol mir von den lezteren zwei einlaͤndiſche natuͤrliche Sorten vorgekommen, die man aber,
weil ſie ſehr unrein ſind, nicht aufhebet. Den ſublimirten Merkurius verlangen einzelne

Japa-
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[128/0216] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. fiſchen verſchlukt wird, iſt weich, unfoͤrmig, plat, ſchleimig, faſt wie ein Kuhfladen, und eines unangenehmen Geruchs. Alsdenn wird er oft von ſeinem Finder in einen runden Bal, oder verſchiedene kleine Stuͤcke, in eine große Maſſe zuſammen gedruͤkt; wodurch er dichter und ſchwerer wird. Andere wiſſen den friſchen Ambra mit Reishuͤlſenmehl zu durch- kneten; wodurch ſeine Groͤße vermehrt wird, und der Schwarze eine hoͤhere Farbe erhaͤlt. Es ladet aber dieſer Zuſaz die Wuͤrmer ein; und wird auch durch die nachgelaſſene Kohle beim Abrauchen leicht erkant. Andere untermiſchen zu Pulver gemachte wohlriechende Harze; welche aber durch den Geruch ihres Rauchs ſich zu erkennen geben. Beiderlei Zuſaͤtze erkennen die Sineſer durch ein heißes Theewaſſer; wenn er nemlich fein daruͤber ge- ſchabet, ſich nicht genugſam vertheilet. Ambra wird von den Einwohnern nicht anders gebraucht, als wie ein Zuſaz zu andern wohlriechenden Sachen, um den fluͤchtigen Geruch, wie ſie ſagen, anzuhalten. Er wuͤrde auch wohl wenig bei ihnen geachtet werden, wenn nicht die Auslaͤnder durch theure Bezahlung ſie von dem Werth deſſelben unterrichtet haͤtten. Einem jeden ſteht frei denſelben aufzuheben, wo er ihn findet, und als ſein Eigenthum zu verkaufen. Bei unſerm Aufenthalt daſelbſt, hat man ein Stuͤk grauen Ambra von 140 Catti gehabt: als dieſes einzelen Perſonen zu kaufen nicht angeſtanden, iſt es zertheilt, und in 60 bis 70 Tail ein Catti, an verſchiednen Perſonen verhandelt worden. Den ſchwaͤrz- lichen Ambra habe ich daſelbſt zu 30 Tail eingekauft. Seegewaͤchſe ꝛc. Vielerlei Seegewaͤchſe, platte, nezweiſe durchgewachſene, ſteinigte und hornigte Stauden, koralſteinerne Straͤuche, rare Anſaͤtze der Klippen, Hoͤrner, Muſcheln giebt die- ſer Meergarten, welche den Amboiniſiſchen nicht viel weichen: ſie werden aber nichts geach- tet; oder wenn den Fiſchern und Taucherinnen deren irgend etwas zufaͤllig in die Haͤnde komt, ſetzen ſie es zum Opfer an das Ufer und an die Dorfcapelle ihres Patronen Jebis; welcher der daſige Neptun iſt. — Fremde Mineralien. Jch wil jezt noch derer Mineralien mit wenigem gedenken, welche das Land nicht hervorbringt, und zum Theil doch gebraucht. Spiesglas und Salmiak werden hier weder gefunden noch gebraucht. Quekſilber und Borax werden von den Sineſen eingefuͤhrt; wie- wol mir von den lezteren zwei einlaͤndiſche natuͤrliche Sorten vorgekommen, die man aber, weil ſie ſehr unrein ſind, nicht aufhebet. Den ſublimirten Merkurius verlangen einzelne Japa-

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan01_1777/216>, abgerufen am 24.11.2024.