Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Erst. Kap. Namen der Götter, Gottmenschen und Kaiser etc. Die Rechte, welche das Geschlecht der geistlichen Erbkaiser in Japan zur Was die zweite und zweifelhafte Epoche betrift, so ist wenig bekant von dem Das benachbarte Königreich oder Kaiserthum China war damals bereits zu einer Da sie nun auch von diesen ihren Nachbaren in den Grundsätzen einer monarchi- Der X 3
Erſt. Kap. Namen der Goͤtter, Gottmenſchen und Kaiſer ꝛc. Die Rechte, welche das Geſchlecht der geiſtlichen Erbkaiſer in Japan zur Was die zweite und zweifelhafte Epoche betrift, ſo iſt wenig bekant von dem Das benachbarte Koͤnigreich oder Kaiſerthum China war damals bereits zu einer Da ſie nun auch von dieſen ihren Nachbaren in den Grundſaͤtzen einer monarchi- Der X 3
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Erſt. Kap. Namen der Goͤtter, Gottmenſchen und Kaiſer ꝛc.
Die Rechte, welche das Geſchlecht der geiſtlichen Erbkaiſer in Japan zur
Krone und Regierung berufen, und welcher ſie ſich frei und ungehindert waͤhrend einer viele
Jahre fortdauernden Erbfolge erfreuet haben, ſind auf eine in gerader Linie von Ten ſio
Dai dſin des Jſanagi erſtgebornem Sohn und Erben, und immer deſſen aͤlteſtem Sohn, und
ſo weiter herunter herruͤhrenden Abſtammung gegruͤndet. Es iſt daher kaum eine Stadt oder
Dorf im ganzen Kaiſerthum, worin nicht ein oder etliche Tempel zu ſeinem Andenken auf-
gerichtet waͤren, und wird beſonders ſeiner Reſidenz, dem Vorgeben nach in der Provinz
Jſje, ſolche Heiligkeit zugeſchrieben, daß zu gewiſſer Jahrszeit das Volk von allerlei Range,
Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, dahin wie Pilgrimme walfahrten, wovon ich im
vierten Kapitel des dritten Buchs ausfuͤhrlicher reden werde.
Was die zweite und zweifelhafte Epoche betrift, ſo iſt wenig bekant von dem
Zuſtande dieſer Laͤnder und der Lebensart der Einwohner von Anfang der Schoͤpfung, da
nach der Beſchreibung des großen Geſezgebers Moſis das allerhoͤchſte Weſen dieſe unſere
Erdkugel aus nichts hervorgebracht hat, bis zur Zeit ihres erſten Monarchen Sin Mu
Ten Oo, deſſen Regierung ſich im 660ten Jahre vor unſers Heilands Chriſti Geburt ſol
angefangen haben. Wenigſtens iſt wahrſcheinlich, daß ſie in dieſer langen Zeit, oben und
unten im Lande, wie die ſcytiſchen Einwohner der großen Tatarei noch heutiges Tages,
zerſtreuet in Horden, und von den uͤbrigen Voͤlkern der Welt durch ein felſichtes und unge-
ſtuͤmes Meer, ſo ihre Jnſuln umgiebt, ganz abgeſondert im Stande der Natur und
Freiheit ohne feſtgeſezte Regierungsform und ohne alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, ge-
lebt haben.
Das benachbarte Koͤnigreich oder Kaiſerthum China war damals bereits zu einer
betraͤchtlichen Macht und Aufklaͤrung angewachſen. Es bluͤhete in Kuͤnſten und Wiſſen-
ſchaften, welche auch nach Japan durch die Chineſer uͤberbracht wurden, und die Ja-
paner verdanken es allerdings dieſen, daß ſie ſchon bei Zeiten cultivirt und civiliſirt
wurden.
Da ſie nun auch von dieſen ihren Nachbaren in den Grundſaͤtzen einer monarchi-
ſchen Regierung unterrichtet waren, ſo iſt wahrſcheinlich, daß ſie ſich mit deſtomehr Wil-
ligkeit unterworfen haben, als Sin Mu Ten Oo uͤber ſie zu regieren anfieng, inſonderheit
da dieſer Prinz von einer unter ihnen beliebten und heilig gehaltenen Familie entſproſſen war.
Zu eben dieſer Zeit, damit eine ſo anſehnliche Periode in ihren chronologiſchen Buͤchern
nicht leer bliebe, haben ſie die Luͤcke mit denen Namen der anſehnlichſten Monarchen ange-
fuͤllet, welche nach der von Katſura Kuki niedergelegten Regierung nebſt fuͤnf andern
von der Familie auf dem Thron von China geſeſſen haben ſollen.
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