Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Zweites Buch. Der erste chinesische Kaiser, von welchem in diesem zweiten Alter Meldung ge- ersten *) [Spaltenumbruch]
Kämpfer hat hier gerade eben das geur- theilt, was nach ihm die besten Untersucher der sinesischen Geschichte behauptet haben. Herr De- guignes -- dieser beinahe einzige unter den euro- päischen Gelehrten, der zu sinesischen Quellen Zu- gang gehabt hat, sagt: "Es ist uumöglich zu be- stimmen, zu welcher Zeit Fohi gelebt und regiert habe. Die chinesischen Geschichtschreiber sind hier- in sehr ungleicher Meinung. Und ich glaube nicht, daß die historische Gewisheit bis auf seine Zeiten herausgehn kan, da die Chineser selbst sie nur von des Yao Zeit her behaupten." S. seine algemeine Geschichte der Hunnen etc. nach der deut- schen Uebersetzung p. 4. Hr. Hofrath Gatterer trit eben dieser Meinung bei, s. sein Handbuch der Universalhistorie, p. 26. Auch der Pater du Halde behauptet, daß nach den besten sinesischen Geschicht- [Spaltenumbruch] schreibern die Zeit des Fohi schlechterdings nicht zu bestimmen sey; s. Description de l'Empire de la Chine T. I. p. 260. Auch Couplet selbst trent doch den Fohi und Xin-Num von der für wahr gehaltnen Geschichte; ob er gleich, wie wir so- gleich sehn werden, dreist genug ist, den Regie- rungsanhang des Fohi genau anzusetzen, doch ohne Gründe anzugeben. Kircher erwähnt einmal bei- läufig, (S. China illustrata Part. VI. c. I. p. 225) daß seiner Meinung nach Fohi ohngefehr 300 Jahre nach der Sündfluht die Buchstaben der Sineser erfunden habe. Allein auch er giebt keine Gründe. Martin Martinius (in seiner sinicae Historiae De- cas 1. 1658. 4. p. 11) sezt den Regierungsanfang des Fohi ins Jahr vor Christo 2952; Couplet folgt ihm hierin. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch. Der erſte chineſiſche Kaiſer, von welchem in dieſem zweiten Alter Meldung ge- erſten *) [Spaltenumbruch]
Kaͤmpfer hat hier gerade eben das geur- theilt, was nach ihm die beſten Unterſucher der ſineſiſchen Geſchichte behauptet haben. Herr De- guignes -- dieſer beinahe einzige unter den euro- paͤiſchen Gelehrten, der zu ſineſiſchen Quellen Zu- gang gehabt hat, ſagt: „Es iſt uumoͤglich zu be- ſtimmen, zu welcher Zeit Fohi gelebt und regiert habe. Die chineſiſchen Geſchichtſchreiber ſind hier- in ſehr ungleicher Meinung. Und ich glaube nicht, daß die hiſtoriſche Gewisheit bis auf ſeine Zeiten herausgehn kan, da die Chineſer ſelbſt ſie nur von des Yao Zeit her behaupten.‟ S. ſeine algemeine Geſchichte der Hunnen ꝛc. nach der deut- ſchen Ueberſetzung p. 4. Hr. Hofrath Gatterer trit eben dieſer Meinung bei, ſ. ſein Handbuch der Univerſalhiſtorie, p. 26. Auch der Pater du Halde behauptet, daß nach den beſten ſineſiſchen Geſchicht- [Spaltenumbruch] ſchreibern die Zeit des Fohi ſchlechterdings nicht zu beſtimmen ſey; ſ. Deſcription de l’Empire de la Chine T. I. p. 260. Auch Couplet ſelbſt trent doch den Fohi und Xin-Num von der fuͤr wahr gehaltnen Geſchichte; ob er gleich, wie wir ſo- gleich ſehn werden, dreiſt genug iſt, den Regie- rungsanhang des Fohi genau anzuſetzen, doch ohne Gruͤnde anzugeben. Kircher erwaͤhnt einmal bei- laͤufig, (S. China illuſtrata Part. VI. c. I. p. 225) daß ſeiner Meinung nach Fohi ohngefehr 300 Jahre nach der Suͤndfluht die Buchſtaben der Sineſer erfunden habe. Allein auch er giebt keine Gruͤnde. Martin Martinius (in ſeiner ſinicae Hiſtoriae De- cas 1. 1658. 4. p. 11) ſezt den Regierungsanfang des Fohi ins Jahr vor Chriſto 2952; Couplet folgt ihm hierin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" n="166"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. 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Die Chineſer machen ihn zu ihrem erſten<lb/> Kaiſer und Grundleger ihrer Monarchie, und viele unter ihnen geben vor, daß ſie von deſ-<lb/> ſen Regierung bis auf gegenwaͤrtige Zeit eine ganz genaue und ununterbrochene Geſchichte<lb/> ihres Kaiſerthums aufweiſen koͤnnen, nebſt einer wahrhaften chronologiſchen Erbfolge ihrer<lb/> Kaiſer, welche vor dieſer Zeit ganz zweifel- und fabelhaft geweſen ſey. Der erwaͤhnte<lb/> Kaiſer ſol nach einem meiner japaniſchen Geſchichtſchreiber 20, 446 vor <hi rendition="#fr">Symnu</hi> oder<lb/> 21, 106 Jahr vor Chriſti Geburt, und alſo viele 1000 Jahre vor der Schopfung zu regie-<lb/> ren angefangen haben. Jhm gebuͤhrt aber eigentlich in dieſer andern Periode keine Stelle,<lb/> ſondern er ſolte billiger in die erſte und fabelhafte Zeit verſezt werden.<note place="foot" n="*)"><cb/><lb/> Kaͤmpfer hat hier gerade eben das geur-<lb/> theilt, was nach ihm die beſten Unterſucher der<lb/> ſineſiſchen Geſchichte behauptet haben. 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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Zweites Buch.
Der erſte chineſiſche Kaiſer, von welchem in dieſem zweiten Alter Meldung ge-
ſchieht, iſt Fuki oder mit ſeinem ganzen Tittel Ta ko Fuki, welches die Chineſer Fohi
ausſprechen. Dieſer Fuͤrſt hatte nach einiger Bericht einen Schlangenleib, und nach an-
drer Meinung ein Schlangenhaupt und einen ſehr hohen Verſtand. Er entdekte die Be-
wegung der Himmel und die zwoͤlf himliſchen Zeichen, und theilete die Zeit in Monate und
Jahre ein; erfand viele nuͤzliche Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, welche er der Welt zum al-
gemeinen Nutzen der Menſchen mittheilte. Die Chineſer machen ihn zu ihrem erſten
Kaiſer und Grundleger ihrer Monarchie, und viele unter ihnen geben vor, daß ſie von deſ-
ſen Regierung bis auf gegenwaͤrtige Zeit eine ganz genaue und ununterbrochene Geſchichte
ihres Kaiſerthums aufweiſen koͤnnen, nebſt einer wahrhaften chronologiſchen Erbfolge ihrer
Kaiſer, welche vor dieſer Zeit ganz zweifel- und fabelhaft geweſen ſey. Der erwaͤhnte
Kaiſer ſol nach einem meiner japaniſchen Geſchichtſchreiber 20, 446 vor Symnu oder
21, 106 Jahr vor Chriſti Geburt, und alſo viele 1000 Jahre vor der Schopfung zu regie-
ren angefangen haben. Jhm gebuͤhrt aber eigentlich in dieſer andern Periode keine Stelle,
ſondern er ſolte billiger in die erſte und fabelhafte Zeit verſezt werden. *) Mein anderer
chronologiſcher Autor ſezt den Anfang ſeiner Regierung mit mehr Wahrſcheinlichkeit in das
2928te Jahr vor Symnu, welches iſt das 3588te vor Chriſti Geburt oder nach Petavio
das 396te Jahr nach der Schoͤpfung. Er hat nach einem Autor 110 und nach einem an-
dern 115 Jahr regiert. Da ich den leztern Autor in vielen Sachen weit accurater als den
erſten
*)
Kaͤmpfer hat hier gerade eben das geur-
theilt, was nach ihm die beſten Unterſucher der
ſineſiſchen Geſchichte behauptet haben. Herr De-
guignes -- dieſer beinahe einzige unter den euro-
paͤiſchen Gelehrten, der zu ſineſiſchen Quellen Zu-
gang gehabt hat, ſagt: „Es iſt uumoͤglich zu be-
ſtimmen, zu welcher Zeit Fohi gelebt und regiert
habe. Die chineſiſchen Geſchichtſchreiber ſind hier-
in ſehr ungleicher Meinung. Und ich glaube
nicht, daß die hiſtoriſche Gewisheit bis auf ſeine
Zeiten herausgehn kan, da die Chineſer ſelbſt ſie
nur von des Yao Zeit her behaupten.‟ S. ſeine
algemeine Geſchichte der Hunnen ꝛc. nach der deut-
ſchen Ueberſetzung p. 4. Hr. Hofrath Gatterer
trit eben dieſer Meinung bei, ſ. ſein Handbuch der
Univerſalhiſtorie, p. 26. Auch der Pater du Halde
behauptet, daß nach den beſten ſineſiſchen Geſchicht-
ſchreibern die Zeit des Fohi ſchlechterdings nicht
zu beſtimmen ſey; ſ. Deſcription de l’Empire de
la Chine T. I. p. 260. Auch Couplet ſelbſt trent
doch den Fohi und Xin-Num von der fuͤr wahr
gehaltnen Geſchichte; ob er gleich, wie wir ſo-
gleich ſehn werden, dreiſt genug iſt, den Regie-
rungsanhang des Fohi genau anzuſetzen, doch ohne
Gruͤnde anzugeben. Kircher erwaͤhnt einmal bei-
laͤufig, (S. China illuſtrata Part. VI. c. I. p. 225)
daß ſeiner Meinung nach Fohi ohngefehr 300 Jahre
nach der Suͤndfluht die Buchſtaben der Sineſer
erfunden habe. Allein auch er giebt keine Gruͤnde.
Martin Martinius (in ſeiner ſinicae Hiſtoriae De-
cas 1. 1658. 4. p. 11) ſezt den Regierungsanfang
des Fohi ins Jahr vor Chriſto 2952; Couplet folgt
ihm hierin.
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