Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Einleitung des Herausgebers. Wasser genetzt zu seyn scheint; ein wenig darauff wirds so trucken, daß einem die Haut zu-sammen krumpfft. Die heissesten Winde alhier, so sie nicht feucht, machen das Wasser und alle liquida erkalten, so gar, daß es fast untrinckbar, und an der Haut unleidlich wird, und dieses je heisser und trockner die Winde seyn, so offt wie eine Flamme brennen; auch was in einer Kammer verschlossen, erkaltet alßdan, doch nicht so sehr, alß was dieser Wind in offener Luft ergreiffet] bald nach meiner Ankunfft mit gefährlichen Krankheiten befangen, und in febri maligna ohne Verstand danieder gelegen. Nach 2 Monat habe mich mit einer Wassersucht wieder aus dem Bett erhaben, diese darnach durch ein quarta- nam verlohren, und also durch gefährliche gradus nicht zu vorigen, sondern denen Kräften wieder gelanget so die Natur dieses Climatis dem Menschen zustehet. So viel die Hitz und mein Dienst zulässet, ergetze ich mich täglich in denen curiosesten naturalibus, die, weil kein philomousos dieses Orts jemahls subsistiren können, neglect, und meiner Mühe zu einem premio übergeblieben: bis die discrepantien zwischen Sr. Majt*) und der Edl. Compagnie verglichen, alß wannehr ich meine retour über die vornehmsten Oerter, wo- selbst die Compagnie negotiiret, vornehmen werde. Jndeß befehle ich Mhhln Bruder in göttl. Beschirmung, und verbleibe Gamron den 25. Novembr. 1687. Mhhln Bruders gehorsamster und willigster Diener und Bruder Engelbert Kaempffer. Dieser kurze Brief ist leider! die vornehmste und fast die einzige Quelle zu Kämpfers Am zarischen Hofe zu Moscau -- der damals noch mehr einem asiatischen als eu- auch *) Dem König von Persien.
Einleitung des Herausgebers. Waſſer genetzt zu ſeyn ſcheint; ein wenig darauff wirds ſo trucken, daß einem die Haut zu-ſammen krumpfft. Die heiſſeſten Winde alhier, ſo ſie nicht feucht, machen das Waſſer und alle liquida erkalten, ſo gar, daß es faſt untrinckbar, und an der Haut unleidlich wird, und dieſes je heiſſer und trockner die Winde ſeyn, ſo offt wie eine Flamme brennen; auch was in einer Kammer verſchloſſen, erkaltet alßdan, doch nicht ſo ſehr, alß was dieſer Wind in offener Luft ergreiffet] bald nach meiner Ankunfft mit gefaͤhrlichen Krankheiten befangen, und in febri maligna ohne Verſtand danieder gelegen. Nach 2 Monat habe mich mit einer Waſſerſucht wieder aus dem Bett erhaben, dieſe darnach durch ein quarta- nam verlohren, und alſo durch gefaͤhrliche gradus nicht zu vorigen, ſondern denen Kraͤften wieder gelanget ſo die Natur dieſes Climatis dem Menſchen zuſtehet. So viel die Hitz und mein Dienſt zulaͤſſet, ergetze ich mich taͤglich in denen curioſeſten naturalibus, die, weil kein φιλομȣσος dieſes Orts jemahls ſubſiſtiren koͤnnen, neglect, und meiner Muͤhe zu einem premio uͤbergeblieben: bis die diſcrepantien zwiſchen Sr. Majt*) und der Edl. Compagnie verglichen, alß wannehr ich meine retour uͤber die vornehmſten Oerter, wo- ſelbſt die Compagnie negotiiret, vornehmen werde. Jndeß befehle ich Mhhln Bruder in goͤttl. Beſchirmung, und verbleibe Gamron den 25. Novembr. 1687. Mhhln Bruders gehorſamſter und willigſter Diener und Bruder Engelbert Kæmpffer. Dieſer kurze Brief iſt leider! die vornehmſte und faſt die einzige Quelle zu Kaͤmpfers Am zariſchen Hofe zu Moscau — der damals noch mehr einem aſiatiſchen als eu- auch *) Dem Koͤnig von Perſien.
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Einleitung des Herausgebers.
Waſſer genetzt zu ſeyn ſcheint; ein wenig darauff wirds ſo trucken, daß einem die Haut zu-
ſammen krumpfft. Die heiſſeſten Winde alhier, ſo ſie nicht feucht, machen das Waſſer
und alle liquida erkalten, ſo gar, daß es faſt untrinckbar, und an der Haut unleidlich
wird, und dieſes je heiſſer und trockner die Winde ſeyn, ſo offt wie eine Flamme brennen;
auch was in einer Kammer verſchloſſen, erkaltet alßdan, doch nicht ſo ſehr, alß was dieſer
Wind in offener Luft ergreiffet] bald nach meiner Ankunfft mit gefaͤhrlichen Krankheiten
befangen, und in febri maligna ohne Verſtand danieder gelegen. Nach 2 Monat habe
mich mit einer Waſſerſucht wieder aus dem Bett erhaben, dieſe darnach durch ein quarta-
nam verlohren, und alſo durch gefaͤhrliche gradus nicht zu vorigen, ſondern denen Kraͤften
wieder gelanget ſo die Natur dieſes Climatis dem Menſchen zuſtehet. So viel die Hitz und
mein Dienſt zulaͤſſet, ergetze ich mich taͤglich in denen curioſeſten naturalibus, die, weil
kein φιλομȣσος dieſes Orts jemahls ſubſiſtiren koͤnnen, neglect, und meiner Muͤhe zu
einem premio uͤbergeblieben: bis die diſcrepantien zwiſchen Sr. Majt *) und der Edl.
Compagnie verglichen, alß wannehr ich meine retour uͤber die vornehmſten Oerter, wo-
ſelbſt die Compagnie negotiiret, vornehmen werde. Jndeß befehle ich Mhhln Bruder
in goͤttl. Beſchirmung, und verbleibe
Gamron
den 25. Novembr.
1687.
Mhhln Bruders
gehorſamſter und willigſter Diener
und Bruder
Engelbert Kæmpffer.
Dieſer kurze Brief iſt leider! die vornehmſte und faſt die einzige Quelle zu Kaͤmpfers
Leben in den Jahren 1683 bis 1687, und zur Geſchichte der ſo intereſſanten Reiſe, die er in
dieſer Zeit durch eine weite Strecke der wichtigſten und unbekanteſten Laͤnder vom bothni-
ſchen bis an den perſiſchen Meerbuſen gemacht hat. Die Fruͤchte dieſer Reiſe liegen noch
im Muſeo Britannico zu London verborgen. Jch gebe ſie weiter unten genauer an, und
wil hier nur noch aus meinen uͤbrigen duͤftigen Quellen einige Zuſaͤtze zu Kaͤmpfers Briefe
machen.
Am zariſchen Hofe zu Moscau — der damals noch mehr einem aſiatiſchen als eu-
ropaͤiſchen glich, und wo Jwan und Peter, der erſt nachher der Große wurde, noch ge-
meinſchaftlich regierten, hielt ſich Kaͤmpfer zwey Monate auf, und hatte ohne Zweifel Ge-
legenheit, manche intereſſante Bemerkungen zu machen. Er erwarb ſich hier unter andern
auch
*) Dem Koͤnig von Perſien.
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