Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Zweites Kapitel. Von den sintoschen Tempeln, Glauben und Götterdienst. Die Sinsju (so heißen die Anhänger der Sintoreligion) nennen ihre Götzenhäuser Die Mia sind eben so, wie die Tempel andrer Religionsverwandten, allemal in Diese Tempel liegen entweder in einem schattigen Lustwäldchen, oder am Abhange dop-
Zweites Kapitel. Von den ſintoſchen Tempeln, Glauben und Goͤtterdienſt. Die Sinsju (ſo heißen die Anhaͤnger der Sintoreligion) nennen ihre Goͤtzenhaͤuſer Die Mia ſind eben ſo, wie die Tempel andrer Religionsverwandten, allemal in Dieſe Tempel liegen entweder in einem ſchattigen Luſtwaͤldchen, oder am Abhange dop-
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Zweites Kapitel.
Von den ſintoſchen Tempeln, Glauben und
Goͤtterdienſt.
Die Sinsju (ſo heißen die Anhaͤnger der Sintoreligion) nennen ihre Goͤtzenhaͤuſer
Mia, welches heiſt, Gedaͤchtnishaͤuſer oder Fana der Roͤmer, oder auch Jas-
jiro und Sja oder Sinsſia, welches aber eigentlich den ganzen Umfang oder Hof der
Mia mit allen dazu gehoͤrenden Gebaͤuden bedeutet. Jhre Goͤtter nennen ſie Sin und Came,
welches eigentlich ſo viel als Seele oder Geiſt bedeutet, denen ſie noch die Beiwoͤrter geben
Mioſin d. i. durchlauchtig, heilig; und Gengen, d. i. gerecht, ſtrenge. Andere
Religionsgenoſſen pflegen ihre Kloͤſter, Bet -und Goͤtzenhaͤuſer, Si Sja, Tira, und
ihre Goͤtzen ſelbſt Fotoye zu nennen. Alle Arten von auslaͤndiſchen Nebengoͤttern heißen
Boſatz oder Buds.
Die Mia ſind eben ſo, wie die Tempel andrer Religionsverwandten, allemal in
den angenehmſten Gegenden des Landes, ſelten innerhalb und gemeiniglich auſſer den be-
wohnten Orten, Flecken und Staͤdten angelegt. Von dem Heerwege dieſer Orte fuͤhrt dann
eine gerade, ebne Breite und mit inlaͤndiſchen Cypresbaͤumen beſezte Allee zu der Mia
oder deren Hof (area), der oͤfters mit vielen andern Gebaͤuden und Tempeln verſehen iſt.
Die Allee iſt aber allemal auf die Vorderſeite der vornehmſten Mia gerichtet.
Dieſe Tempel liegen entweder in einem ſchattigen Luſtwaͤldchen, oder am Abhange
eines gruͤnen Huͤgels. Eine anſehnliche ſteinerne Treppe fuͤhrt hinan. Wo ſich die Tem-
pelallee von der Heerſtraaße trent, ſteht allemahl (zur Unterſcheidung von gemeinen Wegen)
eine anſehnliche weite Ehrenpforte, die einen beſondern Nahmen hat: Torii. Sie iſt
ſehr einfach gebauet, und beſtehet blos aus ſteinernen oder hoͤlzernen Pfoſten, oben mit
dop-
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