Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Drittes Buch. 2. Die Seelen der Menschen empfangen nach dem Tode ihren Lohn, den sie in ihrem Leben und durch ihre Handlungen verdient haben, in Orten der Seligkeit oder des Elends. 3. Der Ort der Seligkeit heist Gokurakf d. i. ewige Fröhligkeit. Er ist nach dem verschiedenen Verdienst der Götter und Seelen in viele Classen abgetheilt, die an Herrlichkeit und Freude sehr verschieden, doch durchaus so damit erfült sind, daß jeder sei- nen Ort für den besten hält, und ihn nicht mit einem andern zu verwechseln Lust hat, sondern nur wünscht, seiner Seligkeit ewig zu genießen. 4. Der höchste und oberste Regierer dieser Himmel ist der Gott Amida, dessen Lehre erst kurz nach der Himmelfahrt Christi von den Brachmanen eingeführt ist. Dieser ist Vater der Seligen und algemeine Patron aller Geister. Er ist der wahre Mittler der Menschen, welche durch Anrufung seines heiligen Namens Ablas und Vergebung ihrer Schuld erhal- ten, und zu der Seligkeit gelangen. Der dem Amida wohlgefällige und der einige Weg zur Seligkeit zu gelangen, sol ein tugendhaftes Leben seyn, welches in der Vermeidung Alles dessen besteht, das Amida als sündlich verboten hat. Alle diese Verbote sind in fünf Hauptstücken begriffen, die Gokai d. i. fünf Diese Gebote sind folgende: 1. Se Seo, das Verbot nichts zu tödten, was Leben in sich hat. 2. Tsu To, das Verbot nicht zu stehlen. 3. Sjajin, das Verbot nicht zu huren. 4. Mogo, das Verbot nicht zu lügen. 5.
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Drittes Buch. 2. Die Seelen der Menſchen empfangen nach dem Tode ihren Lohn, den ſie in ihrem Leben und durch ihre Handlungen verdient haben, in Orten der Seligkeit oder des Elends. 3. Der Ort der Seligkeit heiſt Gokurakf d. i. ewige Froͤhligkeit. Er iſt nach dem verſchiedenen Verdienſt der Goͤtter und Seelen in viele Claſſen abgetheilt, die an Herrlichkeit und Freude ſehr verſchieden, doch durchaus ſo damit erfuͤlt ſind, daß jeder ſei- nen Ort fuͤr den beſten haͤlt, und ihn nicht mit einem andern zu verwechſeln Luſt hat, ſondern nur wuͤnſcht, ſeiner Seligkeit ewig zu genießen. 4. Der hoͤchſte und oberſte Regierer dieſer Himmel iſt der Gott Amida, deſſen Lehre erſt kurz nach der Himmelfahrt Chriſti von den Brachmanen eingefuͤhrt iſt. Dieſer iſt Vater der Seligen und algemeine Patron aller Geiſter. Er iſt der wahre Mittler der Menſchen, welche durch Anrufung ſeines heiligen Namens Ablas und Vergebung ihrer Schuld erhal- ten, und zu der Seligkeit gelangen. Der dem Amida wohlgefaͤllige und der einige Weg zur Seligkeit zu gelangen, ſol ein tugendhaftes Leben ſeyn, welches in der Vermeidung Alles deſſen beſteht, das Amida als ſuͤndlich verboten hat. Alle dieſe Verbote ſind in fuͤnf Hauptſtuͤcken begriffen, die Gokai d. i. fuͤnf Dieſe Gebote ſind folgende: 1. Se Seo, das Verbot nichts zu toͤdten, was Leben in ſich hat. 2. Tſu To, das Verbot nicht zu ſtehlen. 3. Sjajin, das Verbot nicht zu huren. 4. Mogo, das Verbot nicht zu luͤgen. 5.
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Drittes Buch.
2.
Die Seelen der Menſchen empfangen nach dem Tode ihren Lohn, den ſie in ihrem
Leben und durch ihre Handlungen verdient haben, in Orten der Seligkeit oder des Elends.
3.
Der Ort der Seligkeit heiſt Gokurakf d. i. ewige Froͤhligkeit. Er iſt nach
dem verſchiedenen Verdienſt der Goͤtter und Seelen in viele Claſſen abgetheilt, die an
Herrlichkeit und Freude ſehr verſchieden, doch durchaus ſo damit erfuͤlt ſind, daß jeder ſei-
nen Ort fuͤr den beſten haͤlt, und ihn nicht mit einem andern zu verwechſeln Luſt hat, ſondern
nur wuͤnſcht, ſeiner Seligkeit ewig zu genießen.
4.
Der hoͤchſte und oberſte Regierer dieſer Himmel iſt der Gott Amida, deſſen Lehre
erſt kurz nach der Himmelfahrt Chriſti von den Brachmanen eingefuͤhrt iſt. Dieſer iſt Vater
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Der dem Amida wohlgefaͤllige und der einige Weg zur Seligkeit zu gelangen, ſol
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Alle dieſe Verbote ſind in fuͤnf Hauptſtuͤcken begriffen, die Gokai d. i. fuͤnf
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Dieſe Gebote ſind folgende:
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Se Seo, das Verbot nichts zu toͤdten, was Leben in ſich hat.
2.
Tſu To, das Verbot nicht zu ſtehlen.
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Sjajin, das Verbot nicht zu huren.
4.
Mogo, das Verbot nicht zu luͤgen.
5.
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