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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Zehnt. Kap. Einige Plakate, Pässe und Freibriefe.
Anmerkungen:
1) (Desimamatz) Desima ist eine durch Kunst gemachte Jnsel in dem Hafen
der Stadt Nagasacki. Sie war ehedem die Faktorei der Portugiesen. Dermalen leben
die Deutschen oder vielmehr die Holländer daselbst. Sie ist zwischen den Straßen von
Nangasacki eingeschlossen und gleichen Einrichtungen unterworfen, weshalben sie Desimamatz,
d. i. die Straße Desima genant wird.
2) (Koja Fisiri) Koja ist ein Berg in der Nachbarschaft von Miaco. Die
Bewohner desselben, deren viele tausend an der Zahl sind, führen ein geistlich Leben, und
heißen daher Koja Fisiri d. i. Mönche oder Clerisey des Berges Koja, wiewohl das
Wort Fisiri andeutet, daß sie fast nicht so strenge Regeln in Acht zu nehmen haben, als
andere geistliche Orden. Es ist dieser Berg eine sichere Freistätte für Verbrecher, denn
weder Kriegs-noch Gerichtsbediente dürfen dahin kommen. Ein jeder, der es verlangt,
oder der alda seinen Zufluchtsort sucht, um beim Leben erhalten zu werden, wird aufge-
nommen, wenn er nur 30 Tails zum besten des Klosters mitbringen kan, und sich sonst be-
reit findet nach seiner Fähigkeit gemeinnützige Dienste zu leisten. Kobodais war der
Stifter sothanen Ordens; vor dessen Götzenbilde werden stets brennende Lampen gehalten,
und man meinet, ein recht gutes und verdienstliches Werk gethan zu haben, daß man solche
Lampen ersunden, da auch die Zinsen von einer schlechten Stiftung von 100 Maas leicht zu-
reichen mögen, sich mit dem benöthigten Oele dazu zu versehen. Es sind diese Mönche
übrigens eben nicht nothwendig verbunden, oben auf dem Berge zu bleiben, sondern sie
können oben und unten die ganze Gegend, wie sie wollen, und wie es ihre Umstände mit
sich bringen, bebauen und nutzen. Einige derselben legen sich auf die Handlung. Gewöhn-
lich kommen diese gar nicht nach Nangasacki, geschähe es aber, so müssen sie eben so gut
als andere Kaufleute zugelassen werden.
3) (Jammabus.) Jammabus bedeuten Bergpriester. Es ist ein sonderbarer
geistlicher Orden, welcher mit mehrern im fünften Kapitel des dritten Buchs be-
schrieben ist.
VI.
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Zehnt. Kap. Einige Plakate, Paͤſſe und Freibriefe.
Anmerkungen:
1) (Deſimamatz) Deſima iſt eine durch Kunſt gemachte Jnſel in dem Hafen
der Stadt Nagaſacki. Sie war ehedem die Faktorei der Portugieſen. Dermalen leben
die Deutſchen oder vielmehr die Hollaͤnder daſelbſt. Sie iſt zwiſchen den Straßen von
Nangaſacki eingeſchloſſen und gleichen Einrichtungen unterworfen, weshalben ſie Deſimamatz,
d. i. die Straße Deſima genant wird.
2) (Koja Fiſiri) Koja iſt ein Berg in der Nachbarſchaft von Miaco. Die
Bewohner deſſelben, deren viele tauſend an der Zahl ſind, fuͤhren ein geiſtlich Leben, und
heißen daher Koja Fiſiri d. i. Moͤnche oder Cleriſey des Berges Koja, wiewohl das
Wort Fiſiri andeutet, daß ſie faſt nicht ſo ſtrenge Regeln in Acht zu nehmen haben, als
andere geiſtliche Orden. Es iſt dieſer Berg eine ſichere Freiſtaͤtte fuͤr Verbrecher, denn
weder Kriegs-noch Gerichtsbediente duͤrfen dahin kommen. Ein jeder, der es verlangt,
oder der alda ſeinen Zufluchtsort ſucht, um beim Leben erhalten zu werden, wird aufge-
nommen, wenn er nur 30 Tails zum beſten des Kloſters mitbringen kan, und ſich ſonſt be-
reit findet nach ſeiner Faͤhigkeit gemeinnuͤtzige Dienſte zu leiſten. Kobodais war der
Stifter ſothanen Ordens; vor deſſen Goͤtzenbilde werden ſtets brennende Lampen gehalten,
und man meinet, ein recht gutes und verdienſtliches Werk gethan zu haben, daß man ſolche
Lampen erſunden, da auch die Zinſen von einer ſchlechten Stiftung von 100 Maas leicht zu-
reichen moͤgen, ſich mit dem benoͤthigten Oele dazu zu verſehen. Es ſind dieſe Moͤnche
uͤbrigens eben nicht nothwendig verbunden, oben auf dem Berge zu bleiben, ſondern ſie
koͤnnen oben und unten die ganze Gegend, wie ſie wollen, und wie es ihre Umſtaͤnde mit
ſich bringen, bebauen und nutzen. Einige derſelben legen ſich auf die Handlung. Gewoͤhn-
lich kommen dieſe gar nicht nach Nangaſacki, geſchaͤhe es aber, ſo muͤſſen ſie eben ſo gut
als andere Kaufleute zugelaſſen werden.
3) (Jammabus.) Jammabus bedeuten Bergprieſter. Es iſt ein ſonderbarer
geiſtlicher Orden, welcher mit mehrern im fuͤnften Kapitel des dritten Buchs be-
ſchrieben iſt.
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[133/0149] Zehnt. Kap. Einige Plakate, Paͤſſe und Freibriefe. Anmerkungen: 1) (Deſimamatz) Deſima iſt eine durch Kunſt gemachte Jnſel in dem Hafen der Stadt Nagaſacki. Sie war ehedem die Faktorei der Portugieſen. Dermalen leben die Deutſchen oder vielmehr die Hollaͤnder daſelbſt. Sie iſt zwiſchen den Straßen von Nangaſacki eingeſchloſſen und gleichen Einrichtungen unterworfen, weshalben ſie Deſimamatz, d. i. die Straße Deſima genant wird. 2) (Koja Fiſiri) Koja iſt ein Berg in der Nachbarſchaft von Miaco. Die Bewohner deſſelben, deren viele tauſend an der Zahl ſind, fuͤhren ein geiſtlich Leben, und heißen daher Koja Fiſiri d. i. Moͤnche oder Cleriſey des Berges Koja, wiewohl das Wort Fiſiri andeutet, daß ſie faſt nicht ſo ſtrenge Regeln in Acht zu nehmen haben, als andere geiſtliche Orden. Es iſt dieſer Berg eine ſichere Freiſtaͤtte fuͤr Verbrecher, denn weder Kriegs-noch Gerichtsbediente duͤrfen dahin kommen. Ein jeder, der es verlangt, oder der alda ſeinen Zufluchtsort ſucht, um beim Leben erhalten zu werden, wird aufge- nommen, wenn er nur 30 Tails zum beſten des Kloſters mitbringen kan, und ſich ſonſt be- reit findet nach ſeiner Faͤhigkeit gemeinnuͤtzige Dienſte zu leiſten. Kobodais war der Stifter ſothanen Ordens; vor deſſen Goͤtzenbilde werden ſtets brennende Lampen gehalten, und man meinet, ein recht gutes und verdienſtliches Werk gethan zu haben, daß man ſolche Lampen erſunden, da auch die Zinſen von einer ſchlechten Stiftung von 100 Maas leicht zu- reichen moͤgen, ſich mit dem benoͤthigten Oele dazu zu verſehen. Es ſind dieſe Moͤnche uͤbrigens eben nicht nothwendig verbunden, oben auf dem Berge zu bleiben, ſondern ſie koͤnnen oben und unten die ganze Gegend, wie ſie wollen, und wie es ihre Umſtaͤnde mit ſich bringen, bebauen und nutzen. Einige derſelben legen ſich auf die Handlung. Gewoͤhn- lich kommen dieſe gar nicht nach Nangaſacki, geſchaͤhe es aber, ſo muͤſſen ſie eben ſo gut als andere Kaufleute zugelaſſen werden. 3) (Jammabus.) Jammabus bedeuten Bergprieſter. Es iſt ein ſonderbarer geiſtlicher Orden, welcher mit mehrern im fuͤnften Kapitel des dritten Buchs be- ſchrieben iſt. VI. R 3

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/149>, abgerufen am 22.11.2024.