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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Siebent. Kap. Unsere Reise zu Lande von Nagasacki bis Kokura.

Es giebt auf dieser Jnsel noch andere Bäder, von gleicher oder mehrerer Kraft,
deren mir folgende bekant geworden: Jumotto, ein Bad in Arima, welches wider die
lahmen Glieder gebraucht wird: ein anderes der Art zu Tskasacki in Fisen: zu Obamma
in Simabara ist eins, das am Ufer des Meers gelegen, von der hohen See überspült
wird, klein, nicht tief und salzig ist, welches leztere man hier zu Lande für etwas seltsames
hält: von da drei Meilen weiter unter dem Berge Unsjen oder Unsen sind verschiedene
Quellen in einem Umkreise von etlichen hundert Schritten, die einen Schwefelgeruch haben,
und so heis sind, daß man sie ohne Zumischung kalten Wassers nicht gebrauchen kan; zu
Jamaga in Figo ist ein warmer Teich, der aber jetzo vertroknet. Jn dem achten Kapitel
des ersten Buchs habe ich noch einige andere Bäder weitläuftiger angeführt, daher breche
ich hier ab.

Wir kamen nun ferner in einer halben Stunde in das andere Theil von Urisjino,
und zwei Stunden weiter (nachdem wir zur linken Hand stets Häuser passirten) in den
Flecken Swota, wo wir Mittag machten.

An diesem Qrte werden eine Art überaus großer irdener Töpfe gebrant und verfer-
tigt, die man auf Schiffen, wie Hamburger Tonnen, als Wasserfässer gebraucht. Bei
den Europäern haben sie den Namen Martuan, von dem Reiche Martan, alwo man sie
am häufigsten macht, und von da sie durch ganz Jndien verhandelt werden. Von Swo-
ta
aus können sie wegen des bequemen Flusses, der sich Ostwärts in einer unabsehlichen
weiten Ebene in den Meerbusen von Simabara ergiest, mit Barken verführt und an ande-
re Oerter gebracht werden.

Hier sowol als auch zu Ursjino und in den anliegenden Gebürgen, und sonst hin
und wieder in der Provinz Fisen wird aus einer weißen fetten Erde, die man an vielen
Stellen in den Hügeln und Bergen antrift, das Japanische Porcellain gemacht. Ob zwar
diese Erde an sich feste und sauber ist, so mus sie doch durch vieles Knäten, Schneiden und
Reinigen erst zu ihrer Volkommenheit verarbeitet werden, daher das Sprüchwort entstan-
den: daß zu dem feinen Porcellain Menschenknochen erfordert würden.

Nach Verlauf einer Stunde reiseten wir weiter, und passirten viele sumpfige
Flüsse, deren einige mit schönen hölzernen Brücken, andere mit Fahrzeugen versehen
waren, durch die Dörfer Narisji und Wewacki bis zu dem Dorfe Oda, woselbst
wir Nachtlager hielten. Wir hatten heute, von Sonogi oder Sonongi bis Ooda eilf
Japanische Meilen gemacht.

Vor diesem Dorfe sahen wir einen ausgehauenen großen Kopf von einem Abgotte,
in der Gestalt eines Kalbeskopfs, mit einem auf Pfählen stehenden Erker umgeben. Er
hatte seinen Plaz unter einem sehr großen Campherbaume, als welches der dritte war, der
uns auf unserer Reise von Nagasacki merkwürdig vorgekommen.

Unser
C c 2
Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura.

Es giebt auf dieſer Jnſel noch andere Baͤder, von gleicher oder mehrerer Kraft,
deren mir folgende bekant geworden: Jumotto, ein Bad in Arima, welches wider die
lahmen Glieder gebraucht wird: ein anderes der Art zu Tſkaſacki in Fiſen: zu Obamma
in Simabara iſt eins, das am Ufer des Meers gelegen, von der hohen See uͤberſpuͤlt
wird, klein, nicht tief und ſalzig iſt, welches leztere man hier zu Lande fuͤr etwas ſeltſames
haͤlt: von da drei Meilen weiter unter dem Berge Unſjen oder Unſen ſind verſchiedene
Quellen in einem Umkreiſe von etlichen hundert Schritten, die einen Schwefelgeruch haben,
und ſo heis ſind, daß man ſie ohne Zumiſchung kalten Waſſers nicht gebrauchen kan; zu
Jamaga in Figo iſt ein warmer Teich, der aber jetzo vertroknet. Jn dem achten Kapitel
des erſten Buchs habe ich noch einige andere Baͤder weitlaͤuftiger angefuͤhrt, daher breche
ich hier ab.

Wir kamen nun ferner in einer halben Stunde in das andere Theil von Uriſjino,
und zwei Stunden weiter (nachdem wir zur linken Hand ſtets Haͤuſer paſſirten) in den
Flecken Swota, wo wir Mittag machten.

An dieſem Qrte werden eine Art uͤberaus großer irdener Toͤpfe gebrant und verfer-
tigt, die man auf Schiffen, wie Hamburger Tonnen, als Waſſerfaͤſſer gebraucht. Bei
den Europaͤern haben ſie den Namen Martuan, von dem Reiche Martan, alwo man ſie
am haͤufigſten macht, und von da ſie durch ganz Jndien verhandelt werden. Von Swo-
ta
aus koͤnnen ſie wegen des bequemen Fluſſes, der ſich Oſtwaͤrts in einer unabſehlichen
weiten Ebene in den Meerbuſen von Simabara ergieſt, mit Barken verfuͤhrt und an ande-
re Oerter gebracht werden.

Hier ſowol als auch zu Urſjino und in den anliegenden Gebuͤrgen, und ſonſt hin
und wieder in der Provinz Fiſen wird aus einer weißen fetten Erde, die man an vielen
Stellen in den Huͤgeln und Bergen antrift, das Japaniſche Porcellain gemacht. Ob zwar
dieſe Erde an ſich feſte und ſauber iſt, ſo mus ſie doch durch vieles Knaͤten, Schneiden und
Reinigen erſt zu ihrer Volkommenheit verarbeitet werden, daher das Spruͤchwort entſtan-
den: daß zu dem feinen Porcellain Menſchenknochen erfordert wuͤrden.

Nach Verlauf einer Stunde reiſeten wir weiter, und paſſirten viele ſumpfige
Fluͤſſe, deren einige mit ſchoͤnen hoͤlzernen Bruͤcken, andere mit Fahrzeugen verſehen
waren, durch die Doͤrfer Nariſji und Wewacki bis zu dem Dorfe Oda, woſelbſt
wir Nachtlager hielten. Wir hatten heute, von Sonogi oder Sonongi bis Ooda eilf
Japaniſche Meilen gemacht.

Vor dieſem Dorfe ſahen wir einen ausgehauenen großen Kopf von einem Abgotte,
in der Geſtalt eines Kalbeskopfs, mit einem auf Pfaͤhlen ſtehenden Erker umgeben. Er
hatte ſeinen Plaz unter einem ſehr großen Campherbaume, als welches der dritte war, der
uns auf unſerer Reiſe von Nagaſacki merkwuͤrdig vorgekommen.

Unſer
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[203/0223] Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura. Es giebt auf dieſer Jnſel noch andere Baͤder, von gleicher oder mehrerer Kraft, deren mir folgende bekant geworden: Jumotto, ein Bad in Arima, welches wider die lahmen Glieder gebraucht wird: ein anderes der Art zu Tſkaſacki in Fiſen: zu Obamma in Simabara iſt eins, das am Ufer des Meers gelegen, von der hohen See uͤberſpuͤlt wird, klein, nicht tief und ſalzig iſt, welches leztere man hier zu Lande fuͤr etwas ſeltſames haͤlt: von da drei Meilen weiter unter dem Berge Unſjen oder Unſen ſind verſchiedene Quellen in einem Umkreiſe von etlichen hundert Schritten, die einen Schwefelgeruch haben, und ſo heis ſind, daß man ſie ohne Zumiſchung kalten Waſſers nicht gebrauchen kan; zu Jamaga in Figo iſt ein warmer Teich, der aber jetzo vertroknet. Jn dem achten Kapitel des erſten Buchs habe ich noch einige andere Baͤder weitlaͤuftiger angefuͤhrt, daher breche ich hier ab. Wir kamen nun ferner in einer halben Stunde in das andere Theil von Uriſjino, und zwei Stunden weiter (nachdem wir zur linken Hand ſtets Haͤuſer paſſirten) in den Flecken Swota, wo wir Mittag machten. An dieſem Qrte werden eine Art uͤberaus großer irdener Toͤpfe gebrant und verfer- tigt, die man auf Schiffen, wie Hamburger Tonnen, als Waſſerfaͤſſer gebraucht. Bei den Europaͤern haben ſie den Namen Martuan, von dem Reiche Martan, alwo man ſie am haͤufigſten macht, und von da ſie durch ganz Jndien verhandelt werden. Von Swo- ta aus koͤnnen ſie wegen des bequemen Fluſſes, der ſich Oſtwaͤrts in einer unabſehlichen weiten Ebene in den Meerbuſen von Simabara ergieſt, mit Barken verfuͤhrt und an ande- re Oerter gebracht werden. Hier ſowol als auch zu Urſjino und in den anliegenden Gebuͤrgen, und ſonſt hin und wieder in der Provinz Fiſen wird aus einer weißen fetten Erde, die man an vielen Stellen in den Huͤgeln und Bergen antrift, das Japaniſche Porcellain gemacht. Ob zwar dieſe Erde an ſich feſte und ſauber iſt, ſo mus ſie doch durch vieles Knaͤten, Schneiden und Reinigen erſt zu ihrer Volkommenheit verarbeitet werden, daher das Spruͤchwort entſtan- den: daß zu dem feinen Porcellain Menſchenknochen erfordert wuͤrden. Nach Verlauf einer Stunde reiſeten wir weiter, und paſſirten viele ſumpfige Fluͤſſe, deren einige mit ſchoͤnen hoͤlzernen Bruͤcken, andere mit Fahrzeugen verſehen waren, durch die Doͤrfer Nariſji und Wewacki bis zu dem Dorfe Oda, woſelbſt wir Nachtlager hielten. Wir hatten heute, von Sonogi oder Sonongi bis Ooda eilf Japaniſche Meilen gemacht. Vor dieſem Dorfe ſahen wir einen ausgehauenen großen Kopf von einem Abgotte, in der Geſtalt eines Kalbeskopfs, mit einem auf Pfaͤhlen ſtehenden Erker umgeben. Er hatte ſeinen Plaz unter einem ſehr großen Campherbaume, als welches der dritte war, der uns auf unſerer Reiſe von Nagaſacki merkwuͤrdig vorgekommen. Unſer C c 2

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/223>, abgerufen am 24.11.2024.