Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. allein die tapfersten Soldaten zeuget, sondern auch vielen Campher und reiche Gold-undSilberminen hat, welche sich aber der Kaiser allein vorbehält. Um nun wieder auf die Stadt Sanga zu kommen, so ritten wir durch, ohne uns darin zu verweilen, und brach- ten dabei von der Vorstadt bis zu dem andern Ende der Stadt eine Zeit von anderthalb Stunden zu. Außer der Pforte lief von der Stadt S. O. wärts auf eine halbe Meile ab eine dichte Allee von Tannen Bäumen; auch sah ich alhier die zwei ersten Falken, von zwei Mann, wie gewöhnlich, auf den Händen getragen, über einem kleinen Waldhügel aber zwei Störche sitzen, welche kleiner als die europäischen waren: wie auch zum ersten- male mit Pferden pflügen. Eine Meile von Sanga passirten wir 8) das Dorf Farnomatz, und nach zwo Studen *), nachdem wir noch verschiedene kleine Dörfer und Flüsse berührt, erreichten wir, etwan um 1 Uhr Mittags, 9) den großen Flecken Kansacki, welcher in 7 bis 800 Häusern bestehet, und vom vorigen Nachtlager sieben Japanische Meilen abge- legen ist. Alhier hielten wir eine Stunde Mittag, und sezten, unter Begünstigung überal sauberer, ebener, mit Sande bestreueter und überhaupt erwünschter Wege, unsern Marsch wiederum fristh fort, bis wir nach drei bis vier Japanischen Meilen 10) das etwa 500 Häuser starke Dorf Todorocki, welches der lezte Ort des Fisenschen Gebiets ist, zu unserm Nachtlager einholten. Vor diesem hatte man dasselbe eine halbe Meile weiter, gewöhnlich in dem Dorfe Taisero, genommen; da sich aber hier vor vier Jahren der unan- genehme Vorfal ereignet, daß nach einem geringen Wortstreite der Oberbugjo unsern Ober- dolmetscher und darauf sich selbst **) entleibte, (er hatte auch seinem Dosen ein gleiches zuge- dacht, ihm aber nur die Hand abgehauen,) so ist verordnet worden, dieses Dorf, als einen unserer Reise fatalen Ort, künftig zu meiden. An dem heutigen Nachmittage pas- sirten wir viele kleine Flüsse und Dörfer: Haddi oder Faddi, (in der Aussprache der Na- tion kan man das H vom F nicht unterscheiden) Nittanwah und Nagabar sind unter lezteren die größesten. Auch kamen wir durch einen kleinen lustigen Tannen Wald, (wel- ches dieser Orten etwas seltenes ist) worinnen die Bäume sehr hoch und gros, die Zapfen klein wie Cypressennüsse waren. Eine Stunde von Nagabar geriethen wir in das linker Hand sich nähernde Gebürge auf eine halbe Meile, welches wir aber bald wieder verließen. Zur rechten [Spaltenumbruch]
alle andre Japanische Provinzen weit an Reich- thum und Fruchtbarkeit. Daß die benachbarten Provinzen Satzuma ihre Erhaltung verdanken, be- zieht sich vermuthlich auf die Handlung, die sie mit dieser Provinz haben, wie der Verf. schon[Spaltenumbruch] oben (s. B. 1. p. 76.) von den Liquejischen Jnseln anmerkt. *) Scheuchzer sagt: zwo Meilen. **) Scheuchzer lässet den Ober-Bugjo sich selbst
nicht entleiben, sondern ihn sich mit der Flucht retten. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. allein die tapferſten Soldaten zeuget, ſondern auch vielen Campher und reiche Gold-undSilberminen hat, welche ſich aber der Kaiſer allein vorbehaͤlt. Um nun wieder auf die Stadt Sanga zu kommen, ſo ritten wir durch, ohne uns darin zu verweilen, und brach- ten dabei von der Vorſtadt bis zu dem andern Ende der Stadt eine Zeit von anderthalb Stunden zu. Außer der Pforte lief von der Stadt S. O. waͤrts auf eine halbe Meile ab eine dichte Allee von Tannen Baͤumen; auch ſah ich alhier die zwei erſten Falken, von zwei Mann, wie gewoͤhnlich, auf den Haͤnden getragen, uͤber einem kleinen Waldhuͤgel aber zwei Stoͤrche ſitzen, welche kleiner als die europaͤiſchen waren: wie auch zum erſten- male mit Pferden pfluͤgen. Eine Meile von Sanga paſſirten wir 8) das Dorf Farnomatz, und nach zwo Studen *), nachdem wir noch verſchiedene kleine Doͤrfer und Fluͤſſe beruͤhrt, erreichten wir, etwan um 1 Uhr Mittags, 9) den großen Flecken Kanſacki, welcher in 7 bis 800 Haͤuſern beſtehet, und vom vorigen Nachtlager ſieben Japaniſche Meilen abge- legen iſt. Alhier hielten wir eine Stunde Mittag, und ſezten, unter Beguͤnſtigung uͤberal ſauberer, ebener, mit Sande beſtreueter und uͤberhaupt erwuͤnſchter Wege, unſern Marſch wiederum friſth fort, bis wir nach drei bis vier Japaniſchen Meilen 10) das etwa 500 Haͤuſer ſtarke Dorf Todorocki, welches der lezte Ort des Fiſenſchen Gebiets iſt, zu unſerm Nachtlager einholten. Vor dieſem hatte man daſſelbe eine halbe Meile weiter, gewoͤhnlich in dem Dorfe Taiſero, genommen; da ſich aber hier vor vier Jahren der unan- genehme Vorfal ereignet, daß nach einem geringen Wortſtreite der Oberbugjo unſern Ober- dolmetſcher und darauf ſich ſelbſt **) entleibte, (er hatte auch ſeinem Doſen ein gleiches zuge- dacht, ihm aber nur die Hand abgehauen,) ſo iſt verordnet worden, dieſes Dorf, als einen unſerer Reiſe fatalen Ort, kuͤnftig zu meiden. An dem heutigen Nachmittage paſ- ſirten wir viele kleine Fluͤſſe und Doͤrfer: Haddi oder Faddi, (in der Ausſprache der Na- tion kan man das H vom F nicht unterſcheiden) Nittanwah und Nagabar ſind unter lezteren die groͤßeſten. Auch kamen wir durch einen kleinen luſtigen Tannen Wald, (wel- ches dieſer Orten etwas ſeltenes iſt) worinnen die Baͤume ſehr hoch und gros, die Zapfen klein wie Cypreſſennuͤſſe waren. Eine Stunde von Nagabar geriethen wir in das linker Hand ſich naͤhernde Gebuͤrge auf eine halbe Meile, welches wir aber bald wieder verließen. Zur rechten [Spaltenumbruch]
alle andre Japaniſche Provinzen weit an Reich- thum und Fruchtbarkeit. Daß die benachbarten Provinzen Satzuma ihre Erhaltung verdanken, be- zieht ſich vermuthlich auf die Handlung, die ſie mit dieſer Provinz haben, wie der Verf. ſchon[Spaltenumbruch] oben (ſ. B. 1. p. 76.) von den Liquejiſchen Jnſeln anmerkt. *) Scheuchzer ſagt: zwo Meilen. **) Scheuchzer laͤſſet den Ober-Bugjo ſich ſelbſt
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Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
allein die tapferſten Soldaten zeuget, ſondern auch vielen Campher und reiche Gold-und
Silberminen hat, welche ſich aber der Kaiſer allein vorbehaͤlt. Um nun wieder auf die
Stadt Sanga zu kommen, ſo ritten wir durch, ohne uns darin zu verweilen, und brach-
ten dabei von der Vorſtadt bis zu dem andern Ende der Stadt eine Zeit von anderthalb
Stunden zu. Außer der Pforte lief von der Stadt S. O. waͤrts auf eine halbe Meile ab
eine dichte Allee von Tannen Baͤumen; auch ſah ich alhier die zwei erſten Falken, von
zwei Mann, wie gewoͤhnlich, auf den Haͤnden getragen, uͤber einem kleinen Waldhuͤgel
aber zwei Stoͤrche ſitzen, welche kleiner als die europaͤiſchen waren: wie auch zum erſten-
male mit Pferden pfluͤgen. Eine Meile von Sanga paſſirten wir 8) das Dorf Farnomatz,
und nach zwo Studen *), nachdem wir noch verſchiedene kleine Doͤrfer und Fluͤſſe beruͤhrt,
erreichten wir, etwan um 1 Uhr Mittags, 9) den großen Flecken Kanſacki, welcher in
7 bis 800 Haͤuſern beſtehet, und vom vorigen Nachtlager ſieben Japaniſche Meilen abge-
legen iſt. Alhier hielten wir eine Stunde Mittag, und ſezten, unter Beguͤnſtigung uͤberal
ſauberer, ebener, mit Sande beſtreueter und uͤberhaupt erwuͤnſchter Wege, unſern
Marſch wiederum friſth fort, bis wir nach drei bis vier Japaniſchen Meilen 10) das etwa
500 Haͤuſer ſtarke Dorf Todorocki, welches der lezte Ort des Fiſenſchen Gebiets iſt, zu
unſerm Nachtlager einholten. Vor dieſem hatte man daſſelbe eine halbe Meile weiter,
gewoͤhnlich in dem Dorfe Taiſero, genommen; da ſich aber hier vor vier Jahren der unan-
genehme Vorfal ereignet, daß nach einem geringen Wortſtreite der Oberbugjo unſern Ober-
dolmetſcher und darauf ſich ſelbſt **) entleibte, (er hatte auch ſeinem Doſen ein gleiches zuge-
dacht, ihm aber nur die Hand abgehauen,) ſo iſt verordnet worden, dieſes Dorf, als
einen unſerer Reiſe fatalen Ort, kuͤnftig zu meiden. An dem heutigen Nachmittage paſ-
ſirten wir viele kleine Fluͤſſe und Doͤrfer: Haddi oder Faddi, (in der Ausſprache der Na-
tion kan man das H vom F nicht unterſcheiden) Nittanwah und Nagabar ſind unter
lezteren die groͤßeſten. Auch kamen wir durch einen kleinen luſtigen Tannen Wald, (wel-
ches dieſer Orten etwas ſeltenes iſt) worinnen die Baͤume ſehr hoch und gros, die Zapfen klein
wie Cypreſſennuͤſſe waren. Eine Stunde von Nagabar geriethen wir in das linker Hand
ſich naͤhernde Gebuͤrge auf eine halbe Meile, welches wir aber bald wieder verließen. Zur
rechten
†)
*) Scheuchzer ſagt: zwo Meilen.
**) Scheuchzer laͤſſet den Ober-Bugjo ſich ſelbſt
nicht entleiben, ſondern ihn ſich mit der Flucht retten.
†)
alle andre Japaniſche Provinzen weit an Reich-
thum und Fruchtbarkeit. Daß die benachbarten
Provinzen Satzuma ihre Erhaltung verdanken, be-
zieht ſich vermuthlich auf die Handlung, die ſie
mit dieſer Provinz haben, wie der Verf. ſchon
oben (ſ. B. 1. p. 76.) von den Liquejiſchen Jnſeln
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