Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Siebent. Kap. Unsere Reise zu Lande von Nagasacki bis Kokura. rechten sahe man von da das auf eine Meile abgelegene weiße *) Kastel Kurima, woselbstder Fürst von Tsikungo seine Residenz hat. Freitags den 16 Februar reiseten wir mit frischen Pferden durch das außer der quartier *) Scheuchzer hat: "es sahe weis von der Farbe seiner Mauren, und schien ein stattliches Gebäude
zu seyn." Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura. rechten ſahe man von da das auf eine Meile abgelegene weiße *) Kaſtel Kurima, woſelbſtder Fuͤrſt von Tſikungo ſeine Reſidenz hat. Freitags den 16 Februar reiſeten wir mit friſchen Pferden durch das außer der quartier *) Scheuchzer hat: „es ſahe weis von der Farbe ſeiner Mauren, und ſchien ein ſtattliches Gebaͤude
zu ſeyn.‟ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0229" n="207"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura.</hi></fw><lb/> rechten ſahe man von da das auf eine Meile abgelegene weiße <note place="foot" n="*)">Scheuchzer hat: „es ſahe weis von der Farbe ſeiner Mauren, und ſchien ein ſtattliches Gebaͤude<lb/> zu ſeyn.‟</note> Kaſtel <hi rendition="#fr">Kurima,</hi> woſelbſt<lb/> der Fuͤrſt von <hi rendition="#fr">Tſikungo</hi> ſeine Reſidenz hat.</p><lb/> <p>Freitags den 16 Februar reiſeten wir mit friſchen Pferden durch das außer der<lb/> Pforte gelegene Dorf <hi rendition="#fr">Urijuno</hi> eine halbe Meile fort bis nach <hi rendition="#fr">Taiſero,</hi> dem obgedachten<lb/> Flecken, der 5 bis 600 Haͤuſer, wenige Gaſſen und einige Thore in ſich begreift. Der<lb/> Kaiſer hat denſelben ſamt dem umliegenden Bezirk vor ein paar Jahren dem Fiſenſchen<lb/> Fuͤrſten abgenommen und dem von Tſuſima (und Simabara) gegeben, damit dieſer, weil<lb/> er nur die Jnſeln gegen Corei hatte, auf dem feſten Lande auch etwas beſitzen moͤchte. Al-<lb/> hier nahm der Bugjo, der uns bisher durch die Provinz Fiſen gefuͤhrt, ſeinen Abſchied,<lb/> und es trat ein anderer, von dem Fuͤrſten von Tſuſima naͤmlich, an ſeinen Plaz. Nach-<lb/> dem wir, ohne uns aufzuhalten, unſere Pferde auf der Straße gewechſelt, gieng unſer<lb/> Zug durch <hi rendition="#fr">Jmamatz, Farda, Dſuſanska</hi> und andere geringere Doͤrfer und uͤber ver-<lb/> ſchiedene Fluͤſſe, 3½ Japaniſche Meilen, bis zu dem Flecken <hi rendition="#fr">Jamaijo,</hi> wo wir denn wie-<lb/> der eine Stunde Mittag machten. Von Dſuſauska lief eine Heerſtraße zur rechten Hand<lb/> ab nach <hi rendition="#fr">Kurime,</hi> und eine andere zur Linken um das Gebuͤrge nach <hi rendition="#fr">Fakatto,</hi> welches<lb/> vier Japaniſche Meilen davon entfernt, und eine Reſidenz des Fuͤrſten von Tſukitſju<lb/> (Tſuſima) und Fakatto iſt. <hi rendition="#fr">Jamaijo</hi> iſt ein Dorf oder Flecken von etlichen hundert Haͤu-<lb/> ſerchen, volkreich und mit einer ſehr guten Herberge verſehen, in die wir einkehrten. Vor<lb/> Jamaijo ſtand ein Campherbaum, welcher der vierte von ungewoͤhnlicher Groͤße war, den<lb/> wir geſehen haben. Nach geendigter Mittagsſtunde war nun ein Bergwerk vor uns, der<lb/> ſich mit Pferden nicht wohl erſteigen lies, wir muſten uns alſo in die engen, viereckigten,<lb/> von allen Seiten offenen, jedoch mit einem kleinen Obdach verſehenen Korbe, oder Cangos<lb/> kuͤmmerlich niederſetzen, und wurden darin jeder von zwei Perſonen eine halbe Meile in vol-<lb/> lem Laufe bis an den Fus des Berges <hi rendition="#fr">Fiamitz</hi> fort, und dieſen eine Meile hinauf getragen<lb/> bis zu einem kleinen Doͤrfchen ohne Namen, deſſen Einwohner, wie man ſagte, alle von<lb/> einem noch lebenden Groseltervater gezeuget waren; wir fanden ſelbige ſehr wohl geſtaltet<lb/> und in Kleidern, Geberden und Reden, vorzuͤglich das Frauenzimmer, ſo artig, als wenn<lb/> ſie eine Standesmaͤßige Erziehung gehabt haͤtten. Nachdem wir alhier eine halbe Stunde<lb/> geruhet, gieng es noch eine viertel Meile weiter Berg auf, darnach anderthalb Meilen wie-<lb/> der hinunter in das Dorf <hi rendition="#fr">Utſjino,</hi> das auf Deutſch ſo viel ſagen wil als <hi rendition="#fr">Jndemberde,</hi><lb/> wo wir bei einigen Erfriſchungen beinahe eine Stunde verweilten, uns ſodann wieder auf<lb/> die Pferde ſezten, und verſchiedene kleine Fluͤſſe und Doͤrfer, worunter <hi rendition="#fr">Tintomatz</hi> das<lb/> vornehmſte war, durchritten, bis wir gegen Abend den Flecken <hi rendition="#fr">Jtska</hi> zu unſerm Nacht-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">quartier</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0229]
Siebent. Kap. Unſere Reiſe zu Lande von Nagaſacki bis Kokura.
rechten ſahe man von da das auf eine Meile abgelegene weiße *) Kaſtel Kurima, woſelbſt
der Fuͤrſt von Tſikungo ſeine Reſidenz hat.
Freitags den 16 Februar reiſeten wir mit friſchen Pferden durch das außer der
Pforte gelegene Dorf Urijuno eine halbe Meile fort bis nach Taiſero, dem obgedachten
Flecken, der 5 bis 600 Haͤuſer, wenige Gaſſen und einige Thore in ſich begreift. Der
Kaiſer hat denſelben ſamt dem umliegenden Bezirk vor ein paar Jahren dem Fiſenſchen
Fuͤrſten abgenommen und dem von Tſuſima (und Simabara) gegeben, damit dieſer, weil
er nur die Jnſeln gegen Corei hatte, auf dem feſten Lande auch etwas beſitzen moͤchte. Al-
hier nahm der Bugjo, der uns bisher durch die Provinz Fiſen gefuͤhrt, ſeinen Abſchied,
und es trat ein anderer, von dem Fuͤrſten von Tſuſima naͤmlich, an ſeinen Plaz. Nach-
dem wir, ohne uns aufzuhalten, unſere Pferde auf der Straße gewechſelt, gieng unſer
Zug durch Jmamatz, Farda, Dſuſanska und andere geringere Doͤrfer und uͤber ver-
ſchiedene Fluͤſſe, 3½ Japaniſche Meilen, bis zu dem Flecken Jamaijo, wo wir denn wie-
der eine Stunde Mittag machten. Von Dſuſauska lief eine Heerſtraße zur rechten Hand
ab nach Kurime, und eine andere zur Linken um das Gebuͤrge nach Fakatto, welches
vier Japaniſche Meilen davon entfernt, und eine Reſidenz des Fuͤrſten von Tſukitſju
(Tſuſima) und Fakatto iſt. Jamaijo iſt ein Dorf oder Flecken von etlichen hundert Haͤu-
ſerchen, volkreich und mit einer ſehr guten Herberge verſehen, in die wir einkehrten. Vor
Jamaijo ſtand ein Campherbaum, welcher der vierte von ungewoͤhnlicher Groͤße war, den
wir geſehen haben. Nach geendigter Mittagsſtunde war nun ein Bergwerk vor uns, der
ſich mit Pferden nicht wohl erſteigen lies, wir muſten uns alſo in die engen, viereckigten,
von allen Seiten offenen, jedoch mit einem kleinen Obdach verſehenen Korbe, oder Cangos
kuͤmmerlich niederſetzen, und wurden darin jeder von zwei Perſonen eine halbe Meile in vol-
lem Laufe bis an den Fus des Berges Fiamitz fort, und dieſen eine Meile hinauf getragen
bis zu einem kleinen Doͤrfchen ohne Namen, deſſen Einwohner, wie man ſagte, alle von
einem noch lebenden Groseltervater gezeuget waren; wir fanden ſelbige ſehr wohl geſtaltet
und in Kleidern, Geberden und Reden, vorzuͤglich das Frauenzimmer, ſo artig, als wenn
ſie eine Standesmaͤßige Erziehung gehabt haͤtten. Nachdem wir alhier eine halbe Stunde
geruhet, gieng es noch eine viertel Meile weiter Berg auf, darnach anderthalb Meilen wie-
der hinunter in das Dorf Utſjino, das auf Deutſch ſo viel ſagen wil als Jndemberde,
wo wir bei einigen Erfriſchungen beinahe eine Stunde verweilten, uns ſodann wieder auf
die Pferde ſezten, und verſchiedene kleine Fluͤſſe und Doͤrfer, worunter Tintomatz das
vornehmſte war, durchritten, bis wir gegen Abend den Flecken Jtska zu unſerm Nacht-
quartier
*) Scheuchzer hat: „es ſahe weis von der Farbe ſeiner Mauren, und ſchien ein ſtattliches Gebaͤude
zu ſeyn.‟
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