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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.

Die heute Nachmittag passirten fürnehmsten Oerter sind folgende:

1) Hatta oder Fatta, ein Dorf von etwa 100 Häusern, alwo der Bach Osawa
von der rechten Seite sich in vorhin besagten Flus ergos, wodurch er eine Breite erhielt,
die bald hernach mit drei Brücken nach einander, jede von neun Klaftern Länge, belegt
und überzureisen war.
Zur rechten Hand hinter dem Dorfe hatte man den Tempel Tawa no Dira von
der Sekte Sensju.
2) Jumotto, das so viel heißet, als: warm Wasser, ist ein zwiefaches zer-
streutes Dorf. Ein zur rechten Hand jenseit dem Flusse in einem Gebüsche entspringendes
heißes Wasser, das sich ebenfals, mit einem andern ziemlich starken Bache vereinigt, in
mehrgedachten Flus ergos, giebt ihm den Namen.
Hinter dem Dorfe ist ein Sorinsj, und in demselben ein gedoppelter Dsisotempel,
mit verschiedenen hervorstehenden Dsisosäulen zu sehen. Als ein Wunder zeigte man hierneben
einen Fusstapfen des rechten Fußes von einem Sohne, der seines Vaters erlittenes Unrecht
und Tod rühmlichst gerächet, davon jedoch die Geschichte oder vielmehr die Fabel nicht an-
geführt zu werden verdient.
3) Jriuda, ein Dörfchen, woselbst zur linken Hand auf einem mit Quadersteinen
gepflasterten Platze ein vortreflicher Tempel, Namens Tsjo tai si, und an dessen einer Seiten
ein schöner Springbrunnen, auf der andern eine mit goldenen Charakteren beschriebene Ta-
fel, vor derselben aber eine steinerne Pforte Tsjo too San, mit einer verguldeten Ueber-
schrift, stand.
4) Kattama oder Kasamatz, ein schlechtes Dorf. Gegen demselben zur rech-
ten Hand über den Flus hin liegt ein grüner und in der Japanischen Geschichte bekanter
Berg Jskaki Jamma, wo der Kaiser Taiko einsmals mit seinem Lager gestanden, und
der auch sonst von der Festung, die Joritomo auf selbigem erbauet, Sjiro Jamma, d. i.
Kastelberg, genant wird. Außer dem Dorfe gieng zur linken Hand ein Weg nach einem
hohen Hügel ab, dem man von seinem berühmten Steinbruche den Namen Ddowara Jsi
(iisch)
gegeben hat, indem von hieraus die Steine nach Jedo verführt werden, woselbst
man sie zu Feuertöpfen zu gebrauchen weis.

Hierauf nun und nach einer viertel Meile von Kattama erreichten wir um halb
fünf Uhr Odowaranoitzi oder die Vorgassen der sehr angenehm und nahe an der See ge-
legenen Stadt Odowara. Schon an dem vorbei rauschenden Flusse, der aus der Fackener
See komt, nehmen die Vorstädte ihren Anfang, und das zwar mitten in dem grünen
mit Bäumen besezten Gebirge, das sich so fort zur rechten Hand am Ufer endigt, und zur
linken Feld giebt, um der Stadt eine fruchtbare Ebene von einer deutschen Meile in die Länge zu
verschaffen. Es ist dieselbe auswendig mit Thor und Wachten, auch zu beiden Seiten mit

ganz
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.

Die heute Nachmittag paſſirten fuͤrnehmſten Oerter ſind folgende:

1) Hatta oder Fatta, ein Dorf von etwa 100 Haͤuſern, alwo der Bach Oſawa
von der rechten Seite ſich in vorhin beſagten Flus ergos, wodurch er eine Breite erhielt,
die bald hernach mit drei Bruͤcken nach einander, jede von neun Klaftern Laͤnge, belegt
und uͤberzureiſen war.
Zur rechten Hand hinter dem Dorfe hatte man den Tempel Tawa no Dira von
der Sekte Senſju.
2) Jumotto, das ſo viel heißet, als: warm Waſſer, iſt ein zwiefaches zer-
ſtreutes Dorf. Ein zur rechten Hand jenſeit dem Fluſſe in einem Gebuͤſche entſpringendes
heißes Waſſer, das ſich ebenfals, mit einem andern ziemlich ſtarken Bache vereinigt, in
mehrgedachten Flus ergos, giebt ihm den Namen.
Hinter dem Dorfe iſt ein Sorinſj, und in demſelben ein gedoppelter Dſiſotempel,
mit verſchiedenen hervorſtehenden Dſiſoſaͤulen zu ſehen. Als ein Wunder zeigte man hierneben
einen Fusſtapfen des rechten Fußes von einem Sohne, der ſeines Vaters erlittenes Unrecht
und Tod ruͤhmlichſt geraͤchet, davon jedoch die Geſchichte oder vielmehr die Fabel nicht an-
gefuͤhrt zu werden verdient.
3) Jriuda, ein Doͤrfchen, woſelbſt zur linken Hand auf einem mit Quaderſteinen
gepflaſterten Platze ein vortreflicher Tempel, Namens Tſjo tai ſi, und an deſſen einer Seiten
ein ſchoͤner Springbrunnen, auf der andern eine mit goldenen Charakteren beſchriebene Ta-
fel, vor derſelben aber eine ſteinerne Pforte Tſjo too San, mit einer verguldeten Ueber-
ſchrift, ſtand.
4) Kattama oder Kaſamatz, ein ſchlechtes Dorf. Gegen demſelben zur rech-
ten Hand uͤber den Flus hin liegt ein gruͤner und in der Japaniſchen Geſchichte bekanter
Berg Jskaki Jamma, wo der Kaiſer Taiko einsmals mit ſeinem Lager geſtanden, und
der auch ſonſt von der Feſtung, die Joritomo auf ſelbigem erbauet, Sjiro Jamma, d. i.
Kaſtelberg, genant wird. Außer dem Dorfe gieng zur linken Hand ein Weg nach einem
hohen Huͤgel ab, dem man von ſeinem beruͤhmten Steinbruche den Namen Ddowara Jſi
(iiſch)
gegeben hat, indem von hieraus die Steine nach Jedo verfuͤhrt werden, woſelbſt
man ſie zu Feuertoͤpfen zu gebrauchen weis.

Hierauf nun und nach einer viertel Meile von Kattama erreichten wir um halb
fuͤnf Uhr Odowaranoitzi oder die Vorgaſſen der ſehr angenehm und nahe an der See ge-
legenen Stadt Odowara. Schon an dem vorbei rauſchenden Fluſſe, der aus der Fackener
See komt, nehmen die Vorſtaͤdte ihren Anfang, und das zwar mitten in dem gruͤnen
mit Baͤumen beſezten Gebirge, das ſich ſo fort zur rechten Hand am Ufer endigt, und zur
linken Feld giebt, um der Stadt eine fruchtbare Ebene von einer deutſchen Meile in die Laͤnge zu
verſchaffen. Es iſt dieſelbe auswendig mit Thor und Wachten, auch zu beiden Seiten mit

ganz
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[264/0298] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. Die heute Nachmittag paſſirten fuͤrnehmſten Oerter ſind folgende: 1) Hatta oder Fatta, ein Dorf von etwa 100 Haͤuſern, alwo der Bach Oſawa von der rechten Seite ſich in vorhin beſagten Flus ergos, wodurch er eine Breite erhielt, die bald hernach mit drei Bruͤcken nach einander, jede von neun Klaftern Laͤnge, belegt und uͤberzureiſen war. Zur rechten Hand hinter dem Dorfe hatte man den Tempel Tawa no Dira von der Sekte Senſju. 2) Jumotto, das ſo viel heißet, als: warm Waſſer, iſt ein zwiefaches zer- ſtreutes Dorf. Ein zur rechten Hand jenſeit dem Fluſſe in einem Gebuͤſche entſpringendes heißes Waſſer, das ſich ebenfals, mit einem andern ziemlich ſtarken Bache vereinigt, in mehrgedachten Flus ergos, giebt ihm den Namen. Hinter dem Dorfe iſt ein Sorinſj, und in demſelben ein gedoppelter Dſiſotempel, mit verſchiedenen hervorſtehenden Dſiſoſaͤulen zu ſehen. Als ein Wunder zeigte man hierneben einen Fusſtapfen des rechten Fußes von einem Sohne, der ſeines Vaters erlittenes Unrecht und Tod ruͤhmlichſt geraͤchet, davon jedoch die Geſchichte oder vielmehr die Fabel nicht an- gefuͤhrt zu werden verdient. 3) Jriuda, ein Doͤrfchen, woſelbſt zur linken Hand auf einem mit Quaderſteinen gepflaſterten Platze ein vortreflicher Tempel, Namens Tſjo tai ſi, und an deſſen einer Seiten ein ſchoͤner Springbrunnen, auf der andern eine mit goldenen Charakteren beſchriebene Ta- fel, vor derſelben aber eine ſteinerne Pforte Tſjo too San, mit einer verguldeten Ueber- ſchrift, ſtand. 4) Kattama oder Kaſamatz, ein ſchlechtes Dorf. Gegen demſelben zur rech- ten Hand uͤber den Flus hin liegt ein gruͤner und in der Japaniſchen Geſchichte bekanter Berg Jskaki Jamma, wo der Kaiſer Taiko einsmals mit ſeinem Lager geſtanden, und der auch ſonſt von der Feſtung, die Joritomo auf ſelbigem erbauet, Sjiro Jamma, d. i. Kaſtelberg, genant wird. Außer dem Dorfe gieng zur linken Hand ein Weg nach einem hohen Huͤgel ab, dem man von ſeinem beruͤhmten Steinbruche den Namen Ddowara Jſi (iiſch) gegeben hat, indem von hieraus die Steine nach Jedo verfuͤhrt werden, woſelbſt man ſie zu Feuertoͤpfen zu gebrauchen weis. Hierauf nun und nach einer viertel Meile von Kattama erreichten wir um halb fuͤnf Uhr Odowaranoitzi oder die Vorgaſſen der ſehr angenehm und nahe an der See ge- legenen Stadt Odowara. Schon an dem vorbei rauſchenden Fluſſe, der aus der Fackener See komt, nehmen die Vorſtaͤdte ihren Anfang, und das zwar mitten in dem gruͤnen mit Baͤumen beſezten Gebirge, das ſich ſo fort zur rechten Hand am Ufer endigt, und zur linken Feld giebt, um der Stadt eine fruchtbare Ebene von einer deutſchen Meile in die Laͤnge zu verſchaffen. Es iſt dieſelbe auswendig mit Thor und Wachten, auch zu beiden Seiten mit ganz

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/298>, abgerufen am 24.11.2024.