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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Eilftes Kap. Reise von Famma matz bis zur Residenz Jedo.
unter die Kapellen, von denen ich rede; die Merkwürdigkeiten nemlich sind folgende: 1)
vier große und kleine Säbel, mit Gefäßen von Sawaas mit Gold eingelegt, deren einer
vom Blute in seiner Scheide eingerostet ist. Sie rühren von gewissen alten Kriegshelden
(deren Namen und Geschichte ich übergehe) her, welche damit große Thaten ausgerichtet
haben sollen: 2) zwei köstliche Korallensteinerne Gewächse: 3) zwei Pferdehörner, jedes
zwei Sun und sechs Bu lang und eben so dicke: 4) zwei ungemein große Seemuscheln: 5)
zwei Steine, davon einer bei einer Kuh, der andere bei einem Hirsche gefunden: 6)
ein von Ama gewebtes Himmelskleid, womit die Engel angethan sind, und womit sie flie-
gen können: 7) des ersten weltlichen Kaisers Joritomo Kami, mit dem Wapen seines
Herrn bezeichnet: 8) des Kobodais, Stifters der N. *) Sekte, Handglökchen, welches er
unter dem Bäten gebraucht: und 9) des Takimine eigenhändiger Brief. Jedes dieser
Stücke (die man Gongins Kleinodien heißet) hat wegen seines großen Werthes einen
eignen Namen bekommen.

Von da führte uns ein krummer steinigter Weg neben und unter dem Berge Fi-
tango
hinunter. Als wir nach einer guten Meile bei einem Meilenpfahle umherschaueten,
wurden wir zur rechten Hand den schönen mit hohen Bäumen dicht besezten Berg Come
Jamma,
und zur linken Hand in der Höhe einen merkwürdigen Wasserfal gewahr, da
das Wasser aus der Togitzer See durch Felslöcher des Berges Fitango an drei verschiedenen
Oertern herausstürzte, das sich nebst andern von der Seite herkommenden Bächen bald her-
nach zu einem Wasserreichen Flusse vereinigte, der sich denn theils neben theils gleichsam
unter unserm Wege in einer schreklichen Tiefe durch das enge Thal mit großem Geräusche
hinab zur See fiel. Fast überal war der Weg schmal, und es lief derselbe mehrentheils
an dem steinigten Rücken der Berge her, auch weit krummer und jäher hinunter, als wir
ihn Vormittags im Aufsteigen gehabt; wir genossen inzwischen dabei die schönsten Aussich-
ten, die uns von weitem gegen N. O. N. durch das Gebirge die See, und zur Seiten die
hohen mit grünen Bäumen und allerlei Pflanzen bewachsenen Felsen darboten. Die Kräu-
ter dieses Orts werden überhaupt von den Aerzten vorzüglich kräftig gehalten und eingesam-
tet, wie denn unter andern ein Adiantum oder Venushaar mit glänzenden purpur-
schwärzlichen Stengeln und Rippen, das man hier häufig findet, weit höher an Tu-
gend als das gemeine an andern Orten geschäzt wird, daher auch keiner über dies Gebirge
reiset, ohne davon einigen Vorrath zu einer Hausarznei mit sich zu nehmen. Es wird
wegen seiner vortreflichen Eigenschaft mit keinem andern als dem algemeinen Namen Fa-
ckona Ksa,
d. i. Kraut von Fackona benant.

Die
*) Diese N. Sekte findet sich sowol in meinen Handschriften als auch in der Englischen Ueber-
setzung.

Eilftes Kap. Reiſe von Famma matz bis zur Reſidenz Jedo.
unter die Kapellen, von denen ich rede; die Merkwuͤrdigkeiten nemlich ſind folgende: 1)
vier große und kleine Saͤbel, mit Gefaͤßen von Sawaas mit Gold eingelegt, deren einer
vom Blute in ſeiner Scheide eingeroſtet iſt. Sie ruͤhren von gewiſſen alten Kriegshelden
(deren Namen und Geſchichte ich uͤbergehe) her, welche damit große Thaten ausgerichtet
haben ſollen: 2) zwei koͤſtliche Korallenſteinerne Gewaͤchſe: 3) zwei Pferdehoͤrner, jedes
zwei Sun und ſechs Bu lang und eben ſo dicke: 4) zwei ungemein große Seemuſcheln: 5)
zwei Steine, davon einer bei einer Kuh, der andere bei einem Hirſche gefunden: 6)
ein von Ama gewebtes Himmelskleid, womit die Engel angethan ſind, und womit ſie flie-
gen koͤnnen: 7) des erſten weltlichen Kaiſers Joritomo Kami, mit dem Wapen ſeines
Herrn bezeichnet: 8) des Kobodais, Stifters der N. *) Sekte, Handgloͤkchen, welches er
unter dem Baͤten gebraucht: und 9) des Takimine eigenhaͤndiger Brief. Jedes dieſer
Stuͤcke (die man Gongins Kleinodien heißet) hat wegen ſeines großen Werthes einen
eignen Namen bekommen.

Von da fuͤhrte uns ein krummer ſteinigter Weg neben und unter dem Berge Fi-
tango
hinunter. Als wir nach einer guten Meile bei einem Meilenpfahle umherſchaueten,
wurden wir zur rechten Hand den ſchoͤnen mit hohen Baͤumen dicht beſezten Berg Come
Jamma,
und zur linken Hand in der Hoͤhe einen merkwuͤrdigen Waſſerfal gewahr, da
das Waſſer aus der Togitzer See durch Felsloͤcher des Berges Fitango an drei verſchiedenen
Oertern herausſtuͤrzte, das ſich nebſt andern von der Seite herkommenden Baͤchen bald her-
nach zu einem Waſſerreichen Fluſſe vereinigte, der ſich denn theils neben theils gleichſam
unter unſerm Wege in einer ſchreklichen Tiefe durch das enge Thal mit großem Geraͤuſche
hinab zur See fiel. Faſt uͤberal war der Weg ſchmal, und es lief derſelbe mehrentheils
an dem ſteinigten Ruͤcken der Berge her, auch weit krummer und jaͤher hinunter, als wir
ihn Vormittags im Aufſteigen gehabt; wir genoſſen inzwiſchen dabei die ſchoͤnſten Ausſich-
ten, die uns von weitem gegen N. O. N. durch das Gebirge die See, und zur Seiten die
hohen mit gruͤnen Baͤumen und allerlei Pflanzen bewachſenen Felſen darboten. Die Kraͤu-
ter dieſes Orts werden uͤberhaupt von den Aerzten vorzuͤglich kraͤftig gehalten und eingeſam-
tet, wie denn unter andern ein Adiantum oder Venushaar mit glaͤnzenden purpur-
ſchwaͤrzlichen Stengeln und Rippen, das man hier haͤufig findet, weit hoͤher an Tu-
gend als das gemeine an andern Orten geſchaͤzt wird, daher auch keiner uͤber dies Gebirge
reiſet, ohne davon einigen Vorrath zu einer Hausarznei mit ſich zu nehmen. Es wird
wegen ſeiner vortreflichen Eigenſchaft mit keinem andern als dem algemeinen Namen Fa-
ckona Kſa,
d. i. Kraut von Fackona benant.

Die
*) Dieſe N. Sekte findet ſich ſowol in meinen Handſchriften als auch in der Engliſchen Ueber-
ſetzung.
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[263/0297] Eilftes Kap. Reiſe von Famma matz bis zur Reſidenz Jedo. unter die Kapellen, von denen ich rede; die Merkwuͤrdigkeiten nemlich ſind folgende: 1) vier große und kleine Saͤbel, mit Gefaͤßen von Sawaas mit Gold eingelegt, deren einer vom Blute in ſeiner Scheide eingeroſtet iſt. Sie ruͤhren von gewiſſen alten Kriegshelden (deren Namen und Geſchichte ich uͤbergehe) her, welche damit große Thaten ausgerichtet haben ſollen: 2) zwei koͤſtliche Korallenſteinerne Gewaͤchſe: 3) zwei Pferdehoͤrner, jedes zwei Sun und ſechs Bu lang und eben ſo dicke: 4) zwei ungemein große Seemuſcheln: 5) zwei Steine, davon einer bei einer Kuh, der andere bei einem Hirſche gefunden: 6) ein von Ama gewebtes Himmelskleid, womit die Engel angethan ſind, und womit ſie flie- gen koͤnnen: 7) des erſten weltlichen Kaiſers Joritomo Kami, mit dem Wapen ſeines Herrn bezeichnet: 8) des Kobodais, Stifters der N. *) Sekte, Handgloͤkchen, welches er unter dem Baͤten gebraucht: und 9) des Takimine eigenhaͤndiger Brief. Jedes dieſer Stuͤcke (die man Gongins Kleinodien heißet) hat wegen ſeines großen Werthes einen eignen Namen bekommen. Von da fuͤhrte uns ein krummer ſteinigter Weg neben und unter dem Berge Fi- tango hinunter. Als wir nach einer guten Meile bei einem Meilenpfahle umherſchaueten, wurden wir zur rechten Hand den ſchoͤnen mit hohen Baͤumen dicht beſezten Berg Come Jamma, und zur linken Hand in der Hoͤhe einen merkwuͤrdigen Waſſerfal gewahr, da das Waſſer aus der Togitzer See durch Felsloͤcher des Berges Fitango an drei verſchiedenen Oertern herausſtuͤrzte, das ſich nebſt andern von der Seite herkommenden Baͤchen bald her- nach zu einem Waſſerreichen Fluſſe vereinigte, der ſich denn theils neben theils gleichſam unter unſerm Wege in einer ſchreklichen Tiefe durch das enge Thal mit großem Geraͤuſche hinab zur See fiel. Faſt uͤberal war der Weg ſchmal, und es lief derſelbe mehrentheils an dem ſteinigten Ruͤcken der Berge her, auch weit krummer und jaͤher hinunter, als wir ihn Vormittags im Aufſteigen gehabt; wir genoſſen inzwiſchen dabei die ſchoͤnſten Ausſich- ten, die uns von weitem gegen N. O. N. durch das Gebirge die See, und zur Seiten die hohen mit gruͤnen Baͤumen und allerlei Pflanzen bewachſenen Felſen darboten. Die Kraͤu- ter dieſes Orts werden uͤberhaupt von den Aerzten vorzuͤglich kraͤftig gehalten und eingeſam- tet, wie denn unter andern ein Adiantum oder Venushaar mit glaͤnzenden purpur- ſchwaͤrzlichen Stengeln und Rippen, das man hier haͤufig findet, weit hoͤher an Tu- gend als das gemeine an andern Orten geſchaͤzt wird, daher auch keiner uͤber dies Gebirge reiſet, ohne davon einigen Vorrath zu einer Hausarznei mit ſich zu nehmen. Es wird wegen ſeiner vortreflichen Eigenſchaft mit keinem andern als dem algemeinen Namen Fa- ckona Kſa, d. i. Kraut von Fackona benant. Die *) Dieſe N. Sekte findet ſich ſowol in meinen Handſchriften als auch in der Engliſchen Ueber- ſetzung.

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/297>, abgerufen am 24.11.2024.