Zwölftes Kapitel. Beschreibung der Stadt und Schlosses Jedo. Einige Vorfälle daselbst. Unsere Audienz und Abschied.
Unter den fünf Kaiserlichen freien Handelsstädten ist Jedo die erste, die Residenz des Kaisers und wegen der großen Hofhaltung und Anwesenheit aller auswärtigen Fürst- lichen Familien die größeste und vornehmste des ganzen Reichs. Sie liegt in der Provinz Musasj auf 35 Grad 52 *) Minuten Norderbreite (nach meiner Wahrnehmung)Tab. XXX. in einer weiten unabsehlichen Ebene. Der sich anschließende Fisch-und Muschelreiche lange Seebusen, dem Camacura und die Provinz Jdsu zur Rechten, Kudsu und Awa zur Linken ist, hat alhier einen sumpfigen Grund, und ist so untief, daß die Waarenbarken ein bis zwo Stunden vor der Stadt ausladen und vor Anker liegen müssen. Das hole Ufer giebt der Stadt die Form eines halben Mondes, und hat dieselbe, nach der Japaner Aussage, in ihrer Länge sieben, in der Breite fünfe, und im Umkreise 20 Japanische Meilen. Sie ist gleich andern Städten mit keinen Mauren umgeben, wohl aber mit etlichen breiten Graben, nebst hohen mit Bäumen bepflanzten Wällen, durchschnitten, wodurch man den Endzwek erreicht, daß große Feuersbrünste gehemt werden, und nicht weit um sich greifen können; da ich inzwischen diese Abschnitte gegen der Burg über mit starken Thoren verwahrt gesehen, so kan es auch seyn, daß die Befestigung vielleicht eine Absicht mit ist. Es fließen zwei große Flüsse durch die Stadt, der eine von Norden, der andere von Osten; der erstere erfüllet die Schlosgraben, und ergießet sich von da durch verschiedene andere Graben der Stadt in den Seebusen.
Die vielen fremden sowol als einheimischen bürgerlichen und geistlichen Personen machen die Stadt sehr volkreich; heizu komt noch die Menge der Kaiserlichen Hofbedien- ten, und insonderheit noch der Fürstlichen großen Familien aus allen Ländern und Provin-
zen
*) Scheuchzer hat 32 Minuten.
Zwoͤlftes Kapitel. Beſchreibung der Stadt und Schloſſes Jedo. Einige Vorfaͤlle daſelbſt. Unſere Audienz und Abſchied.
Unter den fuͤnf Kaiſerlichen freien Handelsſtaͤdten iſt Jedo die erſte, die Reſidenz des Kaiſers und wegen der großen Hofhaltung und Anweſenheit aller auswaͤrtigen Fuͤrſt- lichen Familien die groͤßeſte und vornehmſte des ganzen Reichs. Sie liegt in der Provinz Muſaſj auf 35 Grad 52 *) Minuten Norderbreite (nach meiner Wahrnehmung)Tab. XXX. in einer weiten unabſehlichen Ebene. Der ſich anſchließende Fiſch-und Muſchelreiche lange Seebuſen, dem Camacura und die Provinz Jdſu zur Rechten, Kudſu und Awa zur Linken iſt, hat alhier einen ſumpfigen Grund, und iſt ſo untief, daß die Waarenbarken ein bis zwo Stunden vor der Stadt ausladen und vor Anker liegen muͤſſen. Das hole Ufer giebt der Stadt die Form eines halben Mondes, und hat dieſelbe, nach der Japaner Ausſage, in ihrer Laͤnge ſieben, in der Breite fuͤnfe, und im Umkreiſe 20 Japaniſche Meilen. Sie iſt gleich andern Staͤdten mit keinen Mauren umgeben, wohl aber mit etlichen breiten Graben, nebſt hohen mit Baͤumen bepflanzten Waͤllen, durchſchnitten, wodurch man den Endzwek erreicht, daß große Feuersbruͤnſte gehemt werden, und nicht weit um ſich greifen koͤnnen; da ich inzwiſchen dieſe Abſchnitte gegen der Burg uͤber mit ſtarken Thoren verwahrt geſehen, ſo kan es auch ſeyn, daß die Befeſtigung vielleicht eine Abſicht mit iſt. Es fließen zwei große Fluͤſſe durch die Stadt, der eine von Norden, der andere von Oſten; der erſtere erfuͤllet die Schlosgraben, und ergießet ſich von da durch verſchiedene andere Graben der Stadt in den Seebuſen.
Die vielen fremden ſowol als einheimiſchen buͤrgerlichen und geiſtlichen Perſonen machen die Stadt ſehr volkreich; heizu komt noch die Menge der Kaiſerlichen Hofbedien- ten, und inſonderheit noch der Fuͤrſtlichen großen Familien aus allen Laͤndern und Provin-
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*) Scheuchzer hat 32 Minuten.
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Zwoͤlftes Kapitel.
Beſchreibung der Stadt und Schloſſes Jedo.
Einige Vorfaͤlle daſelbſt. Unſere Audienz und Abſchied.
Unter den fuͤnf Kaiſerlichen freien Handelsſtaͤdten iſt Jedo die erſte, die Reſidenz des
Kaiſers und wegen der großen Hofhaltung und Anweſenheit aller auswaͤrtigen Fuͤrſt-
lichen Familien die groͤßeſte und vornehmſte des ganzen Reichs. Sie liegt in der
Provinz Muſaſj auf 35 Grad 52 *) Minuten Norderbreite (nach meiner Wahrnehmung)
in einer weiten unabſehlichen Ebene. Der ſich anſchließende Fiſch-und Muſchelreiche lange
Seebuſen, dem Camacura und die Provinz Jdſu zur Rechten, Kudſu und Awa zur
Linken iſt, hat alhier einen ſumpfigen Grund, und iſt ſo untief, daß die Waarenbarken
ein bis zwo Stunden vor der Stadt ausladen und vor Anker liegen muͤſſen. Das hole
Ufer giebt der Stadt die Form eines halben Mondes, und hat dieſelbe, nach der Japaner
Ausſage, in ihrer Laͤnge ſieben, in der Breite fuͤnfe, und im Umkreiſe 20 Japaniſche
Meilen. Sie iſt gleich andern Staͤdten mit keinen Mauren umgeben, wohl aber mit etlichen
breiten Graben, nebſt hohen mit Baͤumen bepflanzten Waͤllen, durchſchnitten, wodurch man
den Endzwek erreicht, daß große Feuersbruͤnſte gehemt werden, und nicht weit um ſich
greifen koͤnnen; da ich inzwiſchen dieſe Abſchnitte gegen der Burg uͤber mit ſtarken Thoren
verwahrt geſehen, ſo kan es auch ſeyn, daß die Befeſtigung vielleicht eine Abſicht mit iſt.
Es fließen zwei große Fluͤſſe durch die Stadt, der eine von Norden, der andere von Oſten;
der erſtere erfuͤllet die Schlosgraben, und ergießet ſich von da durch verſchiedene andere
Graben der Stadt in den Seebuſen.
Tab.
XXX.
Die vielen fremden ſowol als einheimiſchen buͤrgerlichen und geiſtlichen Perſonen
machen die Stadt ſehr volkreich; heizu komt noch die Menge der Kaiſerlichen Hofbedien-
ten, und inſonderheit noch der Fuͤrſtlichen großen Familien aus allen Laͤndern und Provin-
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*) Scheuchzer hat 32 Minuten.
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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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