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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
7) Die Stadt Ksojamma, aus 200 bis 250 Häusern bestehend. Ohnweit
davon lag ein hohes Schneegebürge.
8) Das Dorf Ofammatsjei. Hier ließen wir die Pferde ihr kurzes Mittags-
futter nachholen.
9) Tsiriju, 150 Häuser stark, nebst einem großen Residenzhause zur Einkehr der
durchreisenden Landesherren. Etwas weiter fort stand ein einzelnes Haus und ein Hand-
weiser.
10) Das Dorf Jmau Uka, gleichfals 150 Häuser stark, wo sich viele Sakki-
schenken befanden.
11) Das Städtchen Arrimatz von 50 Häusern. Zwischen dem lezteren Dorfe
und diesem Städtchen berührten wir noch erst ein anderes kleines Dorf von 70 Häusern,
mit einem Bache, und weiter ein großes Dorf, zwei Wälder und einige Hügel.
12) Die Stadt Marum oder Narumi. Von Arimatz bis hieher hatten wir sehr
gutes Land.
13) Das Dorf Kassadira. Erst ein flaches Feld, ein großes Dorf am Ufer
linker Hand lassend, denn eine Brücke, führten uns hieher. Jn dem hiesigen Tempel Kimitz
wurde ein Fest gefeiert, und als wir ein wenig stille hielten, hörten wir, daß je-
mand das Götzenbild Quano Sama anrief. Jn Nagasacki sol eben ein solcher Tem-
pel seyn.
14) Das Dorf Tobe oder Jammasakki, von einigen auch Kassadira genant.
Es bestand aus 100 Häusern.
15) Die Stadt Mija, unsere Nachtherberge, die wir noch vor Abend betraten,
und die wir vom vorigen Dorfe, erst zu einem Flusse und über eine Brücke, sodann bald
einen Handweiser vorbei durch die Vorstadt erreichten. Von dem Landesherrn der Provinz
Sußima, der auf den morgenden Tag zu Lande von Quano erwartet wurde, trafen wir be-
reits einige von seinem Vortrabe hier an. Wir kamen in der Stadt bei einem vor vier
Jahren erbaueten Sintostempel vorbei, dessen Eingang mit zwei Pforten an einem erhabe-
nen Ufer angewiesen wurde, vor welchem fünf Sintoische Pfaffen mit Dairimützen Stuffen-
weise nach der Reihe, nämlich die zwei ersten, standen, zwei andere aber etwas erhöheter,
und der lezte noch höher und in der Mitte saßen; wie wir denn zwei andere eben dergleichen
Pfaffen, deren einer Jammabosringe, und der zweite einen papiernen Busch in der Hand
hielt, vor unserm Quartier betteln sahen. Man nennet selbigen Tempel Atzta, das ist
drei Säbeltempel, weil man von Jsje drei Säbel hieher gebracht, die man unter der Auf-
sicht eben dieser Art Pfaffen sogleich wie noch in einem andern Tempel acht Säbel be-
rühmter Helden, und der Fakkin, d. i. acht Säbeltempel, heißet, als ein Heilig-
thum verwahrt.
Den
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
7) Die Stadt Kſojamma, aus 200 bis 250 Haͤuſern beſtehend. Ohnweit
davon lag ein hohes Schneegebuͤrge.
8) Das Dorf Ofammatſjei. Hier ließen wir die Pferde ihr kurzes Mittags-
futter nachholen.
9) Tſiriju, 150 Haͤuſer ſtark, nebſt einem großen Reſidenzhauſe zur Einkehr der
durchreiſenden Landesherren. Etwas weiter fort ſtand ein einzelnes Haus und ein Hand-
weiſer.
10) Das Dorf Jmau Uka, gleichfals 150 Haͤuſer ſtark, wo ſich viele Sakki-
ſchenken befanden.
11) Das Staͤdtchen Arrimatz von 50 Haͤuſern. Zwiſchen dem lezteren Dorfe
und dieſem Staͤdtchen beruͤhrten wir noch erſt ein anderes kleines Dorf von 70 Haͤuſern,
mit einem Bache, und weiter ein großes Dorf, zwei Waͤlder und einige Huͤgel.
12) Die Stadt Marum oder Narumi. Von Arimatz bis hieher hatten wir ſehr
gutes Land.
13) Das Dorf Kaſſadira. Erſt ein flaches Feld, ein großes Dorf am Ufer
linker Hand laſſend, denn eine Bruͤcke, fuͤhrten uns hieher. Jn dem hieſigen Tempel Kimitz
wurde ein Feſt gefeiert, und als wir ein wenig ſtille hielten, hoͤrten wir, daß je-
mand das Goͤtzenbild Quano Sama anrief. Jn Nagaſacki ſol eben ein ſolcher Tem-
pel ſeyn.
14) Das Dorf Tobe oder Jammaſakki, von einigen auch Kaſſadira genant.
Es beſtand aus 100 Haͤuſern.
15) Die Stadt Mija, unſere Nachtherberge, die wir noch vor Abend betraten,
und die wir vom vorigen Dorfe, erſt zu einem Fluſſe und uͤber eine Bruͤcke, ſodann bald
einen Handweiſer vorbei durch die Vorſtadt erreichten. Von dem Landesherrn der Provinz
Sußima, der auf den morgenden Tag zu Lande von Quano erwartet wurde, trafen wir be-
reits einige von ſeinem Vortrabe hier an. Wir kamen in der Stadt bei einem vor vier
Jahren erbaueten Sintostempel vorbei, deſſen Eingang mit zwei Pforten an einem erhabe-
nen Ufer angewieſen wurde, vor welchem fuͤnf Sintoiſche Pfaffen mit Dairimuͤtzen Stuffen-
weiſe nach der Reihe, naͤmlich die zwei erſten, ſtanden, zwei andere aber etwas erhoͤheter,
und der lezte noch hoͤher und in der Mitte ſaßen; wie wir denn zwei andere eben dergleichen
Pfaffen, deren einer Jammabosringe, und der zweite einen papiernen Buſch in der Hand
hielt, vor unſerm Quartier betteln ſahen. Man nennet ſelbigen Tempel Atzta, das iſt
drei Saͤbeltempel, weil man von Jſje drei Saͤbel hieher gebracht, die man unter der Auf-
ſicht eben dieſer Art Pfaffen ſogleich wie noch in einem andern Tempel acht Saͤbel be-
ruͤhmter Helden, und der Fakkin, d. i. acht Saͤbeltempel, heißet, als ein Heilig-
thum verwahrt.
Den
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[300/0340] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. 7) Die Stadt Kſojamma, aus 200 bis 250 Haͤuſern beſtehend. Ohnweit davon lag ein hohes Schneegebuͤrge. 8) Das Dorf Ofammatſjei. Hier ließen wir die Pferde ihr kurzes Mittags- futter nachholen. 9) Tſiriju, 150 Haͤuſer ſtark, nebſt einem großen Reſidenzhauſe zur Einkehr der durchreiſenden Landesherren. Etwas weiter fort ſtand ein einzelnes Haus und ein Hand- weiſer. 10) Das Dorf Jmau Uka, gleichfals 150 Haͤuſer ſtark, wo ſich viele Sakki- ſchenken befanden. 11) Das Staͤdtchen Arrimatz von 50 Haͤuſern. Zwiſchen dem lezteren Dorfe und dieſem Staͤdtchen beruͤhrten wir noch erſt ein anderes kleines Dorf von 70 Haͤuſern, mit einem Bache, und weiter ein großes Dorf, zwei Waͤlder und einige Huͤgel. 12) Die Stadt Marum oder Narumi. Von Arimatz bis hieher hatten wir ſehr gutes Land. 13) Das Dorf Kaſſadira. Erſt ein flaches Feld, ein großes Dorf am Ufer linker Hand laſſend, denn eine Bruͤcke, fuͤhrten uns hieher. Jn dem hieſigen Tempel Kimitz wurde ein Feſt gefeiert, und als wir ein wenig ſtille hielten, hoͤrten wir, daß je- mand das Goͤtzenbild Quano Sama anrief. Jn Nagaſacki ſol eben ein ſolcher Tem- pel ſeyn. 14) Das Dorf Tobe oder Jammaſakki, von einigen auch Kaſſadira genant. Es beſtand aus 100 Haͤuſern. 15) Die Stadt Mija, unſere Nachtherberge, die wir noch vor Abend betraten, und die wir vom vorigen Dorfe, erſt zu einem Fluſſe und uͤber eine Bruͤcke, ſodann bald einen Handweiſer vorbei durch die Vorſtadt erreichten. Von dem Landesherrn der Provinz Sußima, der auf den morgenden Tag zu Lande von Quano erwartet wurde, trafen wir be- reits einige von ſeinem Vortrabe hier an. Wir kamen in der Stadt bei einem vor vier Jahren erbaueten Sintostempel vorbei, deſſen Eingang mit zwei Pforten an einem erhabe- nen Ufer angewieſen wurde, vor welchem fuͤnf Sintoiſche Pfaffen mit Dairimuͤtzen Stuffen- weiſe nach der Reihe, naͤmlich die zwei erſten, ſtanden, zwei andere aber etwas erhoͤheter, und der lezte noch hoͤher und in der Mitte ſaßen; wie wir denn zwei andere eben dergleichen Pfaffen, deren einer Jammabosringe, und der zweite einen papiernen Buſch in der Hand hielt, vor unſerm Quartier betteln ſahen. Man nennet ſelbigen Tempel Atzta, das iſt drei Saͤbeltempel, weil man von Jſje drei Saͤbel hieher gebracht, die man unter der Auf- ſicht eben dieſer Art Pfaffen ſogleich wie noch in einem andern Tempel acht Saͤbel be- ruͤhmter Helden, und der Fakkin, d. i. acht Saͤbeltempel, heißet, als ein Heilig- thum verwahrt. Den

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/340>, abgerufen am 16.06.2024.