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Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.

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Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch.
glüklich durchstrichenen Jnseln auf das Westwärts von Sjireis oder Zireisch gelegene Tomu
zurudern, wo wir an der Westseite auf einen Steinwurf ankamen. Dieses Tomu, so
schön und malerisch es wegen der rauhen mit Tempeln besezten Hügel von der See her in
die Augen fält, so unansehnlich und heslich wird es durch die so genante Marianen (Bor-
dels) Fischer- und andere schlechte Häuser. Da es an einem Ostwärts in die See sich
streckenden langen Felsen gelegen, so fuhren wir da herum, und legten uns in den Süder
Busen, welcher mit schönen Wohn- und Pakhäusern, so gut ich sie unter bürgerlichen in
Japan gesehen, in langer Reihe dichte besezt ist: der dritte Theil der Berge sind Aecker,
das übrige steil und voller Buschwerk: am Fuße derselben stehet ein schön ins Gesicht leuch-
tender Tempel und Witwenkloster. Tief in die Nacht wegen des günstigen Windes lichteten
wir noch den Anker, und warfen ihn wieder vor Tage in dem Hafen des Fleckens Jwaggi
oder Jwangi, der aus etwa hundert ums Ufer herum weit von einander zerstreueten Fi-
scher- und verschiedenen andern Häusern bestehet, dabei eine sehr angenehme Lage an dem
beackerten Fuße des Berges hat.

Den 26 April würden wir des ziemlich harten und widrigen Strohms ohngeachtet
von dem günstigen Winde, den man nur wünschen kan, viele Vortheile gehabt haben, wenn
selbige durch einiges Misverständnis und Wortwechsel, womit meist der ganze Frühmorgen
vergeblich verstrich, nicht wären vereitelt worden. Erst ohngefähr um neun Uhr kamen wir
in Bewegung, und fuhren durch eine zwischen Bergen liegende Meerenge, wo uns der Flus
ziemlich zuwider war, mit genauer Noth eine große Meile fort bis disseit vor Tswa oder
Tsuwa an eine Jnsel, da wir auf 20 Faden und bald hernach, weil wir den Tsuwaschen
Hafen zu erreichen uns vergebens bemüheten, näher unter der Jnsel auf tieferem Grunde
von 28 bis 29 Faden den Anker sinken ließen.

Den 27 April sind wir sehr früh mit gutem Winde durch die strotzenden Wellen
in kurzer Zeit bis an das Fischerdorf Tsuwa fortgesegelt: der Hafen hatte die Gestalt eines
halben Zirkels an einem hehen bis an die Spitze bepflügten Vorgebürge, auf dessen äußersten
Höhe ein Leuchtethurm für die Schiffahrenden stand. Das Dorf begrif außer einem Kloster, einem
Galgen und einem Tempel, 150 Häuser. Eine viertel Stunde hielten wir hier an, um frisch
Wasser einzunehinen, und erlangten sodenn mit günstigem Winde die Caminoseckische eines
Steinwurfs breite Meerenge, von da wir, von der Unterstützung des Windes verlassen,
uns für heute vermittelst des Ruders nicht weiter forthelfen konten, als unter das Dorf
Sango auf der Jnsel selbigen Namens.

Den 28 April blieben wir alhier wegen des ungestümen Wetters liegen, machten
uns am Ufer eine Veränderung, und tranken den Benjosen einen Rausch zu, außer dem
alten Unterbenjosen, der bei dieser Gelegenheit mit einer steten mürrischen Mine sich das
Ansehen eines Befehlshabers gab, (das er wenigstens hier hätte bei Seite setzen können)

und

Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
gluͤklich durchſtrichenen Jnſeln auf das Weſtwaͤrts von Sjireis oder Zireiſch gelegene Tomu
zurudern, wo wir an der Weſtſeite auf einen Steinwurf ankamen. Dieſes Tomu, ſo
ſchoͤn und maleriſch es wegen der rauhen mit Tempeln beſezten Huͤgel von der See her in
die Augen faͤlt, ſo unanſehnlich und heslich wird es durch die ſo genante Marianen (Bor-
dels) Fiſcher- und andere ſchlechte Haͤuſer. Da es an einem Oſtwaͤrts in die See ſich
ſtreckenden langen Felſen gelegen, ſo fuhren wir da herum, und legten uns in den Suͤder
Buſen, welcher mit ſchoͤnen Wohn- und Pakhaͤuſern, ſo gut ich ſie unter buͤrgerlichen in
Japan geſehen, in langer Reihe dichte beſezt iſt: der dritte Theil der Berge ſind Aecker,
das uͤbrige ſteil und voller Buſchwerk: am Fuße derſelben ſtehet ein ſchoͤn ins Geſicht leuch-
tender Tempel und Witwenkloſter. Tief in die Nacht wegen des guͤnſtigen Windes lichteten
wir noch den Anker, und warfen ihn wieder vor Tage in dem Hafen des Fleckens Jwaggi
oder Jwangi, der aus etwa hundert ums Ufer herum weit von einander zerſtreueten Fi-
ſcher- und verſchiedenen andern Haͤuſern beſtehet, dabei eine ſehr angenehme Lage an dem
beackerten Fuße des Berges hat.

Den 26 April wuͤrden wir des ziemlich harten und widrigen Strohms ohngeachtet
von dem guͤnſtigen Winde, den man nur wuͤnſchen kan, viele Vortheile gehabt haben, wenn
ſelbige durch einiges Misverſtaͤndnis und Wortwechſel, womit meiſt der ganze Fruͤhmorgen
vergeblich verſtrich, nicht waͤren vereitelt worden. Erſt ohngefaͤhr um neun Uhr kamen wir
in Bewegung, und fuhren durch eine zwiſchen Bergen liegende Meerenge, wo uns der Flus
ziemlich zuwider war, mit genauer Noth eine große Meile fort bis diſſeit vor Tſwa oder
Tſuwa an eine Jnſel, da wir auf 20 Faden und bald hernach, weil wir den Tſuwaſchen
Hafen zu erreichen uns vergebens bemuͤheten, naͤher unter der Jnſel auf tieferem Grunde
von 28 bis 29 Faden den Anker ſinken ließen.

Den 27 April ſind wir ſehr fruͤh mit gutem Winde durch die ſtrotzenden Wellen
in kurzer Zeit bis an das Fiſcherdorf Tſuwa fortgeſegelt: der Hafen hatte die Geſtalt eines
halben Zirkels an einem hehen bis an die Spitze bepfluͤgten Vorgebuͤrge, auf deſſen aͤußerſten
Hoͤhe ein Leuchtethurm fuͤr die Schiffahrenden ſtand. Das Dorf begrif außer einem Kloſter, einem
Galgen und einem Tempel, 150 Haͤuſer. Eine viertel Stunde hielten wir hier an, um friſch
Waſſer einzunehinen, und erlangten ſodenn mit guͤnſtigem Winde die Caminoſeckiſche eines
Steinwurfs breite Meerenge, von da wir, von der Unterſtuͤtzung des Windes verlaſſen,
uns fuͤr heute vermittelſt des Ruders nicht weiter forthelfen konten, als unter das Dorf
Sango auf der Jnſel ſelbigen Namens.

Den 28 April blieben wir alhier wegen des ungeſtuͤmen Wetters liegen, machten
uns am Ufer eine Veraͤnderung, und tranken den Benjoſen einen Rauſch zu, außer dem
alten Unterbenjoſen, der bei dieſer Gelegenheit mit einer ſteten muͤrriſchen Mine ſich das
Anſehen eines Befehlshabers gab, (das er wenigſtens hier haͤtte bei Seite ſetzen koͤnnen)

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[312/0358] Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. gluͤklich durchſtrichenen Jnſeln auf das Weſtwaͤrts von Sjireis oder Zireiſch gelegene Tomu zurudern, wo wir an der Weſtſeite auf einen Steinwurf ankamen. Dieſes Tomu, ſo ſchoͤn und maleriſch es wegen der rauhen mit Tempeln beſezten Huͤgel von der See her in die Augen faͤlt, ſo unanſehnlich und heslich wird es durch die ſo genante Marianen (Bor- dels) Fiſcher- und andere ſchlechte Haͤuſer. Da es an einem Oſtwaͤrts in die See ſich ſtreckenden langen Felſen gelegen, ſo fuhren wir da herum, und legten uns in den Suͤder Buſen, welcher mit ſchoͤnen Wohn- und Pakhaͤuſern, ſo gut ich ſie unter buͤrgerlichen in Japan geſehen, in langer Reihe dichte beſezt iſt: der dritte Theil der Berge ſind Aecker, das uͤbrige ſteil und voller Buſchwerk: am Fuße derſelben ſtehet ein ſchoͤn ins Geſicht leuch- tender Tempel und Witwenkloſter. Tief in die Nacht wegen des guͤnſtigen Windes lichteten wir noch den Anker, und warfen ihn wieder vor Tage in dem Hafen des Fleckens Jwaggi oder Jwangi, der aus etwa hundert ums Ufer herum weit von einander zerſtreueten Fi- ſcher- und verſchiedenen andern Haͤuſern beſtehet, dabei eine ſehr angenehme Lage an dem beackerten Fuße des Berges hat. Den 26 April wuͤrden wir des ziemlich harten und widrigen Strohms ohngeachtet von dem guͤnſtigen Winde, den man nur wuͤnſchen kan, viele Vortheile gehabt haben, wenn ſelbige durch einiges Misverſtaͤndnis und Wortwechſel, womit meiſt der ganze Fruͤhmorgen vergeblich verſtrich, nicht waͤren vereitelt worden. Erſt ohngefaͤhr um neun Uhr kamen wir in Bewegung, und fuhren durch eine zwiſchen Bergen liegende Meerenge, wo uns der Flus ziemlich zuwider war, mit genauer Noth eine große Meile fort bis diſſeit vor Tſwa oder Tſuwa an eine Jnſel, da wir auf 20 Faden und bald hernach, weil wir den Tſuwaſchen Hafen zu erreichen uns vergebens bemuͤheten, naͤher unter der Jnſel auf tieferem Grunde von 28 bis 29 Faden den Anker ſinken ließen. Den 27 April ſind wir ſehr fruͤh mit gutem Winde durch die ſtrotzenden Wellen in kurzer Zeit bis an das Fiſcherdorf Tſuwa fortgeſegelt: der Hafen hatte die Geſtalt eines halben Zirkels an einem hehen bis an die Spitze bepfluͤgten Vorgebuͤrge, auf deſſen aͤußerſten Hoͤhe ein Leuchtethurm fuͤr die Schiffahrenden ſtand. Das Dorf begrif außer einem Kloſter, einem Galgen und einem Tempel, 150 Haͤuſer. Eine viertel Stunde hielten wir hier an, um friſch Waſſer einzunehinen, und erlangten ſodenn mit guͤnſtigem Winde die Caminoſeckiſche eines Steinwurfs breite Meerenge, von da wir, von der Unterſtuͤtzung des Windes verlaſſen, uns fuͤr heute vermittelſt des Ruders nicht weiter forthelfen konten, als unter das Dorf Sango auf der Jnſel ſelbigen Namens. Den 28 April blieben wir alhier wegen des ungeſtuͤmen Wetters liegen, machten uns am Ufer eine Veraͤnderung, und tranken den Benjoſen einen Rauſch zu, außer dem alten Unterbenjoſen, der bei dieſer Gelegenheit mit einer ſteten muͤrriſchen Mine ſich das Anſehen eines Befehlshabers gab, (das er wenigſtens hier haͤtte bei Seite ſetzen koͤnnen) und

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Zitationshilfe: Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaempfer_japan02_1779/358>, abgerufen am 25.11.2024.